Visar inlägg med etikett Mythologie. Visa alla inlägg
Visar inlägg med etikett Mythologie. Visa alla inlägg

tisdag, oktober 2

Die Sigurdritzung am Ramsundet bei Sundby

Am Ramsundet bei Sundby am Mälaren findet man die sogenannte Sigurdsristning (Sigurdritzung), die bisweilen auch Ramsundsristning (Ramsundritzung) genannt wird, die sich durch ihre Bildmotive von den meisten anderen Runensteinen des Landes unterscheidet. In ganz Schweden wurden bisher nur sechs Flächen gefunden auf denen man Sigurd Fafnesbane abgebildet findet und wo ein Teil seiner Legende, die der Snorres Edda entnommen ist, abgebildet wurde. Die Sigurdsristning ist die ausdrucksfähigste in dieser Reihe.

Die sechs Bilder der Sage aus denen die Sigurdsritzung besteht, erzählen nicht die gesamte Sage, sondern nur einen kleinen Ausschnitt daraus, der sowohl Vergangenheit als auch Zukunft offen lässt. Außer dass diese Steinritzung, die eine Fläche von 4,6 Meter Breite und einer Höhe von 1,9 Meter einnimmt, die gleichen Personen aus der nordischen Welt der Mythologie „nennt“, besteht auch keine Verbindung zu den anderen fünf Funden in Schweden oder jenen in Norwegen und Großbritannien, was auch dazu führt, dass man die wahre Bedeutung, beziehungsweise der Gedanke hinter der Wahl dieser Ritzungen, nicht versteht, was noch dadurch erschwert wird, dass die Sage im germanischen Raum in sehr unterschiedlicher Weise verbreitet wurde.

Die auf dem Stein verwendeten Runen stammen aus der Zeit der Wikinger und können, auf Grund ihrer Form, erst nach 1000 nach Christus entstanden sein. Obwohl das Lesen des Textes im Prinzip keine großen Schwierigkeiten verursacht, so ist es geht auf dieses Arbeit nicht eindeutig hervor mit wem Sigrid verheiratet war.

Wenn man den Text „Sigriþr, Alrikrs Mutter, Ormrs Tochter, machte diese Brücke für die Seele des Holmgeirr, Vater der Sigruþr, ihren Ehemann.“ liest, so könnte man glauben, dass Holmgeirr ihr Mann ist, was bei der Analyse der anderen Runensteine im Mälargebiet unwahrscheinlich ist, denn Alrik, der Sohn nennt auf einem anderen Stein Spjut als Vater, wobei Holmgeirr Sigrids Schwiegervater sein muss. Um jedoch dies mit Sicherheit bestätigen zu können, müsste man noch ein oder zwei andere Runensteine finden, die die Familienverhältnisse aufdecken. In jedem Fall handelt es sich bei dieser Sigurdritzung um eine Art Gedenktafel.

Wer die Sage um Sigurd Fafnesbane kennt, sieht bei den sechs Bildern sehr deutlich, dass sie nur einen kleinen Teil darstellen, der Betrachter im 11. Jahrhundert also vermutlich allein mit diesen Hinweisen die gesamte Geschichte aus der nordischen Mythologie versteht, die zum Teil auch von Wagner im Ring der Nibelungen behandelt wurde, wobei als Ausgangspunkt der Geschichte bei der Walküre Brynhild zu suchen ist und damit endet, dass über 20 Personen sterben.

Copyright: Herbert Kårlin

måndag, september 17

Die Wandteppiche von Överhogdal aus Jämtland

Zu den geschichtlichen Rätseln der schwedischen Geschichte gehören die Wandteppiche von Överhogdal, einer Serie von fünf Teppichen, die 1909 bei der Renovierung der Överhogdal Kirche in der Sakristei gefunden wurden und nach den C14 Messungen aus dem Jahre 2005 mit höchster Wahrscheinlichkeit zwischen 1040 und 1170 gewebt wurden, also zur Epoche der Wikinger.

Bei den fünf Wandteppichen, die man im Jämtli Museum in Östersund betrachten kann, handelt es sich um die einzigen erhaltenen Wandteppiche Skandinaviens, die noch Zeugen der Wikingerzeit sind und deren eingewobenen Symbole sowohl Zeugen der nordischen Mythologie als auch der Christianisierung sind.

Die Överhogdalsbonader, wie die fünf Wandteppiche im Schwedischen genannt werden, werden als Serie betrachtet, auch wenn nur vier nach der Sumak-Technik auf Leinengrund gewebt wurden und der fünfte Teppich doppelt gewebt wurde.

Geschichtlich interessant ist natürlich nicht nur die angewandte Webtechnik der Zeit der Wikinger, sondern vor allem die Abbildungen, auch wenn sich hier die schwedischen Geschichtswissenschaftler in vielen Punkten nicht einig über die Deutung sind. Das Hauptproblem besteht darin zu erklären in welchem Verhältnis die mythologischen zu den christlichen Symbolen stehen, ob also die zwei Glaubensrichtungen parallel zu sehen sind, aufeinander folgend oder ob die Bilder ausdrücken sollen, dass der katholische Glauben die heidnischen Götter besiegte, da dieses Wissen uns heute mehrere Antworten zur Christianisierung geben könnte

Eine sehr häufige Erklärung des Inhalts der Bilder ist auch, dass bei der Serie Ragnarök, also der Weltuntergang, gezeigt werden soll aus dem dann die neue Religion entsteht, da dies eine Erklärung dafür wäre, warum die katholischen Mönche so großen Erfolg hatten, denn nach der nordischen Mythologie war der Weltuntergang ja vorherbestimmt, und niemand weiß heute welches Götterbild die Priester jener Epoche der einfachen Bevölkerung näher brachten, denn vielleicht war der katholische Gott niemand anders als Oden selbst. Sicher ist im Grunde jedoch nur, dass die fünf Wandteppiche zur Zeit des Umbruchs hergestellt wurden und alles andere wird nur aus den Abbildungen interpretiert.

Eine der Hauptfragen, die immer wieder auftaucht, ist jene, warum der Lebensbaum Yggdrasil bei mehreren der Wandteppichen von Överhogdal im Zentrum steht und welche Bedeutung die beiden roten Vögel auf der Spitze des Baumes haben, denn leider geben auch die Überlieferungen der nordischen Sagen keinen klaren Aufschluss über die Abbildungen, sondern lassen der Phantasie einen großen Spielraum.

Unabhängig ob man die Botschaft der Wandteppiche je lösen wird, so handelt es sich bei den Wandteppichen von Överhogdal um das einzige symbolische Dokument, das den Übergang vom nordischen Glauben zum Christentum in irgend einer Weise von schwedischer Seite dokumentiert und nicht auf Aussagen beruht, die christliche Vertreter wie Adam von Bremen oder andere schriftlich hinterließen.

Copyright: Herbert Kårlin

lördag, augusti 4

Der Gylfaginning und die schwedische Geschichte

Die schwedische Geschichte wurde noch bis in die nahe Vergangenheit von der nordischen Mythologie beeinflusst, die Schweden eine besondere Rolle zuteilte, zumindest in den Augen vieler Geschichtswissenschaftler, die mit Hilfe der Aufzeichnungen von Snorre Sturlasson die königliche Struktur und die Geschichte des Landes nahezu bis zur Urzeit zurückführen wollten.

Der Gylfaginning, ein Teil der Snorre Edda, hilft dabei die älteste Gedankenstruktur Schwedens besser zu verstehen, denn auch wenn Snorre Sturlasson von der christlichen Lehre stark beeinflusst war und sein Werk aus teilweise undurchsichtigen Quellen zusammengestellt wurde, so findet man insbesondere in der Gylfaginning die Philosophie Schwedens vor der Christianisierung.

Der Gylfaginning handelt von Sagenkönig Gylfe, der eins über Svitjod regiert haben soll und ein großer Denker war. Insbesondere interessierte ihn warum die kürzlich angekommenen Asagötter so weise waren und es immer erreichten, dass alles nach ihrem Willen verlief. Um herauszufinden woher dieser Zug der nordischen Götter kam, machte er eine Reise nach Asgård und besuchte die Hauptstadt der Götter jenseits des Schwarzen Meeres.

Um die Götter zu täuschen, machte sich Gylfe als alter Mann verkleidet auf die Reise. Da die Götter den Betrug jedoch sofort erkannten, bekam Gylfe nur eine verzauberte Welt der Götter geboten, die ihn in einer großen Halle empfingen. Gylfe fragt die drei Götter, die übereinander sitzen, nach der Erschaffung der Welt und nach allem, was die Vergangenheit Schwedens betrifft. Die Götter antworten auf alle Fragen, so dass Gylfe zurückkehren und die Geschichte des Landes an sein Volk vermitteln kann.

Bei den drei Göttern, die Gylfe trifft, handelt es sich natürlich um Oden, Tor und Loke, die, nach den Schriften von Snorre Sturlasson, Personen aus Homers Iliaden und der Odyssee sind. Dies ist natürlich eine Interpretation Snorres, der die beiden klassischen Werke vermutlich kannte und dort Parallelen zur nordischen Mythologie suchte. Der Stil Snorres in der Gylfaginning entspricht ebenfalls dem klassischen Stil der Gelehrten jener Zeit, der ebenfalls stark von der griechischen Philosophie beeinflusst war.

Aber auch wenn der Gylfaginning die Basis zum Verständnis der nordischen Mythologie und der Denkweise der vorchristlichen Schweden bildet, so sind die Quellen, die Snorre Sturlasson benutzte, ungewiss. Vieles entstammt vermutlich der mündlichen Überlieferung, anderes aus Dokumenten, die heute verschwunden sind, aber es ist auch nicht auszuschließen, dass Snorre Sturlasson eine literarische Logik nach griechischem Vorbild schaffen wollte und dadurch auch als Schriftsteller tätig wurde, der in die Erzählungen einen logischen Verlauf brachte.

Copyright: Herbert Kårlin

söndag, juli 29

Der Bökstastenen, ein Dokument der schwedischen Geschichte

Einer der geschichtlich interessantesten Runensteine aus dem 11. Jahrhundert ist der sogenannte Bökstastenen (Bökstastein) zwischen Uppsala und Örsundsbro. Der Runenstein wurde nur knapp 100 Jahre vor der in der Nähe liegende Balingsta Kyrkan geschaffen, wodurch die Zeit der Christianisierung in dieser Gegend relativ klar bestimmt werden kann, da man auf dem Bökstastein noch Symbole der nordischen Mythologie findet und jedes Zeichen des Christentums fehlt.

Der Bökstastenen hat ausschließlich wegen seiner Bilder eine geschichtliche Bedeutung, da die Inschrift nur erzählt, dass der Stein von Eltern und Geschwistern zur Erinnerung an einem gewissen Est errichtet wurde, Personen, die man keinerlei geschichtlichem Ereignis zuordnen kann.

Der Stein, der bereits die Aufmerksamkeit von Johannes Bureus weckte, war zu jener Zeit in mehrere Teile zerschlagen und konnte erst 2004, nach dem Fund eines letzten Teiles, wieder vollständig zusammengefügt werden. Wo der Stein ursprünglich stand, ist heute nicht mehr zu sagen, aber es besteht der Verdacht, dass er ursprünglich entweder an der Balingsta Kyrkan stand und im Rahmen der Christianisierung zerstört wurde oder aber an einem Handelsweg. An die heutige Stelle wurde der Bökstastein jedenfalls erst im 19. Jahrhundert transportiert.

Auf dem Bökstastenen wird, umgeben von der Inschrift in Runenzeichen, eine Jagdszene dargestellt, die durch mehrere Aspekte als einzigartig gilt, denn die Jagd auf Elche erfolgt hier nicht nur zu Pferde, sondern es werden auch zwei Hunde und Falken (oder andere Raubvögel) mit eingesetzt, wobei einer der Raubvögel gerade einen Elch schlägt. Der Jäger hält einen Speer in der Hand mit dem er den geschwächten Elch dann vermutlich töten will.

Links unten am Bökstastein ist jedoch die Abbildung zu finden, die den Stein endgültig zu einem einzigartigen Werk macht, denn hier kann man erstmals einen Skiläufer mit Pfeil und Bogen entdecken, der weitaus kleiner abgebildet ist als die Hauptszene. Diese Inschrift beweist, dass Skis bereits im frühen Mittelalter bekannt waren und schon damals die heutige Form hatten.

Dieser Skiläufer ist jedoch gleichzeitig das größte Rätsel der Forscher, denn die Historiker sind  nahezu einstimmig der Meinung, dass es sich hier um einen mythologischen Gott handelt. Während die Mehrheit der Geschichtsforscher der Meinung ist, dass es sich bei diesem Gott um Ull handelt, der in der nordischen Mythologie mit der Jagd in Verbindung gebrach wird, so gibt es auch die Theorie, dass es sich bei der gesamten Szene um die Jagd von Göttern handelt und der Ritter Oden darstellt, der mit seinen beiden Raben Hugin und Munin unterwegs ist. In diesem Fall wäre der Vogel auf dem Kopf des Elches kein Raubvogel, sondern ein Rabe.

Was jedoch gegen diese Theorie spricht, ist die Tatsache, dass nur in arabischen Ländern mit Raben gejagt wurde und die beiden Raben Odens keine Raubtiere waren, sondern Spione. Dagegen sind sich die Archäologen sicher, dass in Schweden spätestens ab der Vendelzeit vor allem Habichte zur Jagd abgerichtet wurden und von der damaligen Aristokratie Schwedens zur Jagd benutzt wurden, die dann vermutlich jedoch nicht dem Nahrungsbedarf, sondern dem Vergnügen diente. Diese Tatsache wird nicht nur durch Felsritzungen (hällristningar) bestätigt, sondern auch dadurch, dass in Gräbern wichtiger Personen aus der Zeit der Vendel Raubvögel mit beerdigt wurden.

Copyright: Herbert Kårlin

fredag, juli 27

Die Ragnarsdrápa, das älteste Werk über die Geschichte Schwedens

Die Ragnarsdrápa ist das älteste dichterische Werk, das von der Vorgeschichte Schwedens und der nordischen Mythologie handelt und vermutlich im 9. Jahrhundert vom norwegischen Skalden Brage Boddason verfasst wurde. Die Überlieferung eines Großteils dieses Werkes verdankt man Snorre Sturlasson, der vermutlich noch Zugang zum Originalwerk hatte und dieses dann mehrere Jahrhunderte später in die Snorre-Edda aufnahm.

Die Ragnarsdrápa wurde für den schwedischen Sagenkönig Björn von Birka verfasst und lobt den Helden Ragnar, bei dem es sich nach der Meinungen zahlreicher Historiker um Ragnar Lodbrok handelt. Diese Theorie kann jedoch nicht bewiesen werden, da Ragnar nach Saxo Grammaticus Jarl beim dänischen König war, er nach den isländischen Sagen jedoch als ein König Svitjods bezeichnet wird.

Brage Boddason beschreibt in der Ragnarsdrápa die Inschriften eines dekorierten Schildes, das Ragnar Lodbrok ihm übergeben hat. Da Brage sein Werk in Drottkvätt verfasste, ist die Deutung des Werkes immer noch mit gewissen Vorbehalten zu sehen, zumal auch nicht bekannt ist ob Snorre Sturlasson das Gedicht auch so übertragen hat wie er es fand oder gewisse Ergänzungen vornahm.

Schildgedichte waren zur Epoche Brages eine häufige Ausdrucksform, auch wenn nur wenige Werke erhalten geblieben sind. Ausser der Ragnarsdrápa sind vor allem noch die Haustlöng des Skalden Tjodulf av Hvin, dem auch die Ynglingatal zugesprochen wird und die Húsdrápa des Skalden Ulf Uggason (Úlfr Uggason), die oft in einem Zuge genannt werden.

Die Ragnarsdrápa wurde in vier Teile eingeteilt, wobei der erste Teil den Kampf von Hamðer und Sorli gegen Jörmunrekkr (Ermanaric) beschreibt, der zweite den ewigen Kampf zwischen Heden und Högni (Hjadningenkmapf), der dritte die Geschichte als der nordische Gott Tor (Thor) die Midgårdsormen (Midgardschlange) fischt und der letzte Teil als Gefjun (Gefjon) mit vier Ochsen Seeland schafft, da der Pflug so tief greift, dass ein Stück Schwedens abgespalten wurde.

Da man das Prunkschild mit der Ragnarsdrápa nie entdecken konnte, so weiß man auch nicht, ob der Text eingeschnitzt war, von Brage aufgemalt wurde, und ebenso wenig weiß man aus welchem Material dieses sagenumwobene Schild hergestellt war und ob und wie es verziert war.

Copyright: Herbert Kårlin

måndag, juli 23

Die Bildsteine Gotlands von der Völkerwanderung bis zum Mittelalter

Auch wenn einige wenige Bildsteine selbst in Skåne, im Gästrikland und anderen Teilen Schwedens gefunden wurden, so zählt die Insel Gotland mit seinen über 550 Bildsteinen, den Vorgängern der Runensteine, zur wichtigsten Informationsquelle zwischen der Völkerwanderung und dem schwedischen Mittelalter, da diese Steinritzungen die Denk- und Lebensweise einer Zeit dokumentieren zu der es keine anderen schriftlichen Quelle gibt.

Dass gerade auf Gotland etwa ab 300 nach Christus Bildsteine entstanden, liegt vermutlich daran, dass die dortigen Kalksteine und Sandsteine relativ weich sind und sich hervorragend für diese Art von Dokumentation eignen. Hinzu kommt sicher auch, dass Gotland sehr früh Beziehungen zu anderen Ländern hatte und diese Bedeutung durch seine Lage immer behalten hat, also Einflüsse mehrerer südlicher Kulturen aufnehmen konnte.

Die Bildsteine auf Gotland wurden ursprünglich auf Grabfeldern, nicht jedoch auf Gräbern, an Wegen und später auch an Opferstellen und Versammlungsorten aufgestellt. Vor allem die Bildsteine der Epoche zwischen 800 nach Christus und dem Beginn des 12. Jahrhunderts wurden überwiegend entlang der wichtigsten Straßen jener Zeit aufgestellt. Die Bedeutung dieser Anordnungen ist allerdings bis heute unbekannt.

Nur noch sehr wenige Bildsteine Gotlands stehen heute an ihrem ursprünglichen Platz. Etwa 40 Bildsteine findet man im Fornsalen in Visby, andere im Historischen Museum in Stockholm und dem Bungemuseum auf Gotland. Wieder andere wurden während der Christianisierung der Insel in Kirchen oder anderen Gebäuden eingemauert.

Die Bildsteine Gotlands können nach ihren Motiven in drei Gruppen eingeteilt werden, wobei die älteste Gruppe die Zeit zwischen 300 und 700 nach Christus umfasst. Nahezu alle Steine dieser Epoche haben die Form einer Axt, deren Schneide Richtung Himmel zeigt und die bis zu drei Meter hoch sein können. Die eingravierten Ornamente und Symbole entsprechen jenen, die man bereits vorher im südlichen und im zentralen Europa finden konnte. Über die Deutung dieser Symbole und Zeichnungen sind sich Archäologen und Geschichtswissenschaftler bis heute nicht einige, wobei die vorherrschende Meinung ist, dass oben die Sonne abgebildet ist und darunter Paare von Menschen und Tieren eingeschlagen wurden, die sich gegenüberstehen. Auf einigen der Steinen kann man auch deutlich die ersten Schiffe erkennen. Ein Motiv, das sich ebenfalls immer wieder auf den Steinen dieser Zeit wiederholt sind eine gebärende Frau und Schlangen.

In der Epoche zwischen 700 und 900 nach Christus verändert sich nicht nur die Form der Steine, die dann die Form einer Tür annehmen und bisweilen als Tor zur Welt der mythologischen Götter interpretiert werden. Die Mehrheit der Abbildungen dieser Steine kommen auch aus der nordischen Mythologie, wobei man hier nicht nur Szenen aus der Valhall findet, sondern auch mehrere alleinstehende Götter deutlich erkennt oder das achtfüßige Pferd Sleipner findet. Diese Steinritzungen gelten als die Ergänzungen zu den Aufzeichnungen Snorre Sturlassons und zeigen wie sich die Vendel und die ersten Wikinger die Welt der Götter vorstellten.

Mit fortschreitender Wikingerzeit werden den eingeschlagenen Symbolen Runenzeichen beigefügt, Textschlingen gestaltet, aber es erscheinen auch die ersten christlichen Kreuze. Die Abbildungen der Schiffe auf diesen Steinen, die immer häufiger werden, zeigen die Modelle der ursprünglichen Wikingerschiffe, ihre Beseglung und andere Details, die uns heute ermöglichen diese Schiffe möglichst originalgetreu nachzubauen und die Reste der gefundenen Boote weitgehend zu restaurieren.

Die heutige Geschichtswissenschaft geht davon aus, dass Bildsteine nicht der Geschichtsschreibung dienten, sondern an einzelne Ereignisse, an Reisen und Personen erinnern sollten, aber nichts schließt aus, dass die Künstler jener Epoche nicht bereits ihre Erfahrungen und ihre Denkweise auf diese Weise den zukünftigen Generationen überliefern wollten, also bereits Geschichte schrieben.

Copyright: Herbert Kårlin

lördag, juli 14

Der Runenstein von Rök (Rökstenen)

Der Rökstenen, der Runenstein von Rök, ist, neben dem Karlevistenen (Karlevistein), einer der bekanntesten und interessantesten Runensteine der schwedischen Geschichte. Der Stein, dessen ursprünglicher Standort nicht bekannt ist, befindet sich heute an der Kirche des Ortes Rök, die in der Nähe von Linköping im Östergötland liegt.

Der Rökstenen ist insgesamt 382 Zentimeter hoch, 138 Zentimeter breit und misst an der dicksten Stelle 43 Zentimeter. Allerdings ragen nur 257 Zentimeter des Runensteines aus dem Boden. Auf dem Stein findet man insgesamt 750 Runenzeichen, was dazu führte, dass man den Text als das älteste schwedische literarische Dokument betrachtet, auch wenn die Deutung des Inhalts bis heute nicht eindeutig geklärt ist.

Der Runenstein von Rök, der seine Bezeichnung nach dem Ort, an dem er gefunden wurde, bekam, stammt vermutlich aus der ersten Hälfte des neunten Jahrhunderts, kann aber auch etwas älter sein. Die Datierung erfolgte auf Grund der altnordischen Sprache, die der Verfasser des Textes anwandte und die sich sehr deutlich von jener des folgenden Jahrhunderts unterscheidet. Hinzu kommt, dass der Text in Futhark mit 16 Zeichen verfasst wurde, was die Lektüre bedeutend erschwert. Ein anderer Grund, warum man annimmt, dass der Rökstenen aus dem neunten Jahrhundert kommt, ist die Tatsache, dass die Mehrheit der Geschichtsforscher annimmt, dass es sich bei Tjodrik, der in der Inschrift genannt wird, eigentlich um Theoderich den Großen handelt, der ab 471 der König der Ostrogoterna (Ostgoten) war, die im Laufe der Völkerwanderung bis an die Ostsee gelangten.

Der Rökstenen wäre ohne den Runenforscher Johannes Bureus eventuell ganz verloren gegangen, da der Runenstein von Rök im 12. Jahrhundert in einem Lagerhaus für die Steuern (den Zehnten) eingemauert wurde und anschließend Teil der alten Kirchenmauer wurde. Wenn daher Johannes Bureus nicht eine Zeichnung des Runensteines angefertigt hätte, so wäre er im folgenden Jahrhundert nicht von mehreren Runenforschern der Zeit aufgesucht worden, zumal der Stein so eingemauert war, dass der Haupttext unsichtbar war. Der wichtigste Teil der Inschrift wurde allerdings erst 1843 entdeckt, als die alte Kirche abgerissen wurde. Seinen heutigen Platz bekam der Rökstenen dann 1933, als man die Runensteine mit der höchsten Kultur des alten Schwedens verknüpfte und sie deutlich sichtbar aufgestellt wurden.

Über den tatsächlichen Text des Steines sind sich Runenforscher allerdings bis heute nicht einig, da die Trennungszeichen der Worte fehlen und bei dieser Art der Schreibweise (16 Runenzeichen) mehrere Buchstaben gleich geschrieben werden, aber eine unterschiedliche Bedeutung haben können. Einig ist man sich im Grunde nur darüber, dass auf dem Runenstein ein Teil der schwedischen Geschichte und/oder der nordischen Mythologie zu finden ist und der Text von einem damaligen Könner geschrieben und eingeschlagen wurde.

Nach dem Buch „Om hjältesagan å Rökstenen“ behauptet Viktor Rydberg, dass alle Namen, die auf dem Rökstenen genannt werden in der isländischen Sage „Ragnar Lodbrok“ vorkommen. Er schloss daher darauf, dass die Deutung des Textes im Zusammenhang mit der nordischen Mythologie gesucht werden muss und weniger bei einer tatsächlichen geschichtlichen Handlung.

Die Deutung, die man heute neben dem Rökstenen lesen kann und die gegenwärtig am häufigsten verbreitet wird, stammt vom Sprachwissenschaftler Elias Wessén, der den Text im Jahre 1958 deutete, wobei diese Interpretation allerdings von zahlreichen gegenwärtigen Sprachwissenschaftler angezweifelt wird, da Wessén bei der Deutung zu mathematischen Sprachmodellen griff, die, nach Meinung moderner Forscher, nicht auf Texte der späten Eisenzeit angewendet werden können. Einige Wissenschaftler meinen auch, dass Wessén bei seiner Übersetzung nicht am Beginn des Textes zu lesen begannt, sondern die falsche Seite als Grundlage nahm, wobei jedoch bis heute nicht mit sicherheit bekannt ist auf welcher Seite des Steines der Text tatsächlich beginnt.

Nachdem Runenzeichen jedoch oft nicht nur in ihrer wörtlichen Bedeutung gesehen werden dürfen, sondern auch mythologische Symbole sein können, und zudem bisher keinerlei andere Texte dieser Art gefunden wurden, was die Deutung vereinfachen könnte, wird man auch in Zukunft die Bedeutung des Steines und seines Textes nur „erraten“ können. Vielleicht bleibt dabei auch seine ursprüngliche Bedeutung verborgen. Sicher ist bisher nur, dass Varin diesen Stein für seinen Sohn Vämud errichten ließ, zwei Personen, die man in der schwedischen Geschichtsschreibung nicht finden kann.

Copyright: Herbert Kårlin

fredag, juli 13

Der goldene Tempel in Uppsala in der schwedischen Geschichte

Seit Adam von Bremen gegen 1076 von einem „Templum Nobilissimum“ in Gamla Uppsala berichtete, sind Archäologen und Geschichtsforscher auf der Suche nach diesem einzigartigen Tempel, oder auch einem anderem Tempel, der als Gotteshaus für die nordischen Götter gedient hat und insbesondere Tor (Thor), Oden (Odin) und Frej gewidmet waren, wobei man bei dieser Suche in der Regel davon ausgeht, dass Gotteshäuser mit einem Glauben verbunden sein müssen, was bei der nordischen Mythologie jedoch nicht üblich war.

Der „goldene Tempel“ in Gamla Uppsala soll, nach Adam von Bremen, der wichtigste Tempel Svitjods gewesen sein und eine bedeutende Rolle bei der Christianisierung gespielt haben, als Inge den äldre seinen Schwager Blot-Sven tötete und den Tempel abbrannte, als Zeichen dafür, dass die alten Götter keine Macht hatten. An der Stelle des Tempels soll anschließend eine katholische Kirche gebaut worden sein.

Es wurde keine Mühe gespart diesen sagenumwobenen Tempel des Asagötter zu finden, aber es wurden in Gamla Uppsala weder Reste eines bedeutenden Gebäudes, noch Gold, noch Statuen der Götter gefunden, was man dann Jahrhundertelang als Zeichen dafür nahm, dass es weder den "goldenen Tempel" in Gamla Uppsala noch andere Tempel vor den Einzug des Christentums gab.

Diese Meinung wurde noch davon unterstützt, dass das Blot, die Opfer an die mythologischen Götter, nicht in Räumen, sondern an heiligen Orten im Freien stattfanden. Warum also zusätzlich ein Gebäude errichten? Die Theorien gehen bis heute auseinander, denn warum sollten die Wikinger oder andere Bewohner Schwedens dieser Zeit nicht nach dem Vorbild der Christen, ihren Göttern Häuser gebaut haben? Warum sollten die Christen jener Epoche das Gold nicht eingeschmolzen haben um damit Handel zu betreiben? Warum sollte man nicht die Stauen zerschlagen haben um die Macht der nordischen Götter zu brechen? Niemand kann heute sagen, ob es in Gamla Uppsala je einen Tempel gab oder nicht, auch wenn die Wahrscheinlichkeit sehr gering ist, dass der „goldene Tempel“ je existierte, zumal ausschließlich Adam von Bremen über ihn berichtet, ein Mann, der nie in Schweden war.

Aber selbst wenn man davon ausgeht, dass der Bau der Kirche in Gamla Uppsala nicht auf einem alten Tempel stattfand und die Ortsangabe als falsch betrachtet werden muss, so schließt dies nicht aus, dass es andere vorchristliche Tempel im heutigen Schweden gab, denn sowohl am Mälaren, als auch bei Norrköping und Uppåkra wurden Langhäuser (Långhus) ausgegraben, deren Bestimmung man nicht kennt und die, zumindest theoretisch, Tempel sein konnten.

Eines der Gebäude, das einem Tempelbau nahe kommt, liegt nicht weit von der Stelle entfernt, die Adam von Bremen nennt, denn bei den Königshügeln (kungshögarna) konnte man ein Langhaus von außerordentlicher Größe ausgraben, das zudem auf einer Anhöhe lag. Natürlich kann es sich dabei auch um ein Lagerhaus für Handelswaren oder ein anderes wichtiges Bauwerk gehandelt haben, aber auch einen Tempel kann man nicht ausschließen.

Das Langhaus in Uppåkra mit einer Größe von 13 Metern Länge und 6,5 Meter Breite, das etwa 200 nach Christus gebaut wurde, gleicht ebenfalls einem Tempel, wobei man hier, im Gegensatz zu jenem bei Gamla Uppsala, auch 120 „Goldfiguren“ gefunden wurden, die zwischen 400 und 800 nach Christus hergestellt wurden. Auch andere wertvolle Funde in Uppåkra zeugen entweder von bedeutendem Reichtum und Macht des Besitzers dieses Langhauses, oder aber, dass es sich dabei um einen wichtigen Kultplatz Skånes handelte. Allerdings gehörte Uppåkra zu dieser Zeit nicht zu Svitjod (Schweden), sondern war ein eigenes Reich. Da das Gebäude bereits gegen 800 nach Christus verlassen wurde, gibt es auch keine Dokumente, die auf diesen eventuellen Tempel hinweisen könnten und Geschichtswissenschaftler und Archäologen sind ausschließlich auf Theorien angewiesen.

Der dritte diskutierte Tempelbau befindet sich bei Bor, in der Nähe von Norrköping. Das Gebäude hier ist zwar weitaus kleiner als jenes in Uppåkra, aber auch hier fand man 98 Amulettringe und zahlreiche Tierknochen, die auf Opfergaben schließen lassen. Hinzu kommt, dass dieses Gebäude auf einem mit Stein belegten Hof lag, was auch für die späte Eisenzeit noch ungewöhnlich war. Die später in der Nähe erbaute Kirche könnte ebenfalls darauf schließen lassen, dass katholische Mönche hier die Macht des neuen Gottes demonstrieren wollten.

Archäologen haben mittlerweile noch mehrere Bauten in ganz Schweden mit einem Fragezeichen nach einem vorchristlichen Tempel versehen, auch wenn man vielleicht nie wissen wird, ob je ein heidnischer Tempel in Schweden existierte. Sicher ist allerdings, dass in diesem Fall nicht der goldene Tempel in Gamla Uppsala der bedeutendste bebaute Kultort während Völkerwanderung, Vendelzeit oder der Epoche der Wikinger war, aber da man auf Grund der ältesten Dokumente das Zentrum Schwedens immer am Mälaren suchte, wurde dadurch natürlich ein falsches Geschichtsbild Schwedens aufgebaut und die Ausgrabungen konzentrierten sich auf die Umgebung des Mälaren.

Copyright: Herbert Kårlin

fredag, juni 29

Der Wolf in der schwedischen Geschichte

Wölfe gehören mit zu den ersten Tieren, die sich nach der Eiszeit in Schweden ansiedelten. Die ältesten Funde bestätigen die Präsent von Wölfen bereits etwa 10.000 vor Christus, was natürlich bedeutet, dass gleichzeitig auch eine Beute für diese Raubtiere vorhanden sein musste. Da in dieser Epoche auch Rentiere und Schneehasen nach Schweden kamen, waren diese beiden Tiere vermutlich auch die wichtigste Beute.

Ab dem Mesolithikum wurden Teile von Wolfsskeletten sehr häufig in der Nähe von Wohnplätzen gefunden, wobei jedoch Wölfe nicht, wie später Hunde, mit Toten begraben wurden. Die größte Wahrscheinlichkeit ist daher, dass sich Wölfe oft in der Nähe von Menschen aufhielten, weil sie sich dort von Resten ernähren konnten, die die Jäger hinterließen, möglicherweise auch im Hinblick auf gewisse Riten, da Wölfe auch in der nordischen Mythologie eine bedeutende Rolle spielten, die bis zum 12. Jahrhundert die Philosophie Schwedens prägte.

In der nordischen Mythologie findet man, zum einen, die beiden Wölfe des Gottes Oden (Odin), Gere und Freke, die vom höchsten Gott beim Essen in der Götterhalle Valhall alles Fleisch bekamen, da sich Oden mehr für Wein und Met (Mjöd) interessierte. Zum anderen findet man Fenrisulven, der sich von einem friedlichen Wolf zum gefährlichen Monster verwandelt, bei Ragnarök jedoch von Vidar getötet wird.

Auch wenn die die Zusammenhänge und die Entwicklung der schwedischen Wölfe bis zum frühen Mittelalter wenig erforscht sind, so scheint es, nach Auswertung aller Funde, in dieser Epoche keine Feindschaft zwischen Menschen und Wölfen gegeben zu haben, wobei Wölfe auch nicht gegessen wurden, im Gegensatz zu nahezu allen anderen Tieren, die es während der Steinzeit und den folgenden Epochen in Schweden gab.

Der Bruch zwischen einem natürlichen Zusammenleben zwischen Mensch und Wolf entstand in Schweden vermutlich zum Ende der Eisenzeit oder zu Beginn des frühen Mittelalters, also jener Epoche, in der Schweden christianisiert wurde, ohne dass man hier jedoch einen klaren Zusammenhang sehen kann, also auch einfach darauf beruhen kann, dass der Glaube an die alten Götter (mit ihren Wölfen) verloren ging und sich der Wolf gleichzeitig überdurchschnittlich stark vermehrte.

Ab dem 14. Jahrhundert müssen Wölfe in ganz Schweden existiert haben und in einer so großen Menge, dass nach den verschiedensten Landschaftsgesetzen (Landskapslagar) jeder Bürger Wolfsfallen, Wolfsnetze, Speere und andere Waffen gegen Wölfe besitzen musste. Den verschiedenen Schriften dieser Zeit kann man auch entnehmen, dass sich Wölfe, vor allem im Winter, immer häufiger den Dörfern näherten. Leider ist nicht überliefert, ob Wölfe eine tatsächliche Gefahr waren oder christliche Einflüsse, die Wölfe als böse Wesen darstellten, die Ursache für die steigende Angst vor Wölfen war.

Auf jeden Fall müssen sich Wölfe zwischen 1200 und 1600 in Schweden so stark vermehrt haben, dass ab 1647 jeder Bürger für jeden getöteten Wolf bezahlt wurde. Auch noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es in Schweden so viele Wölfe, dass man pro Jahr über 500 Wölfe töten konnte ohne dass sich die Population reduzierte. Die Angst vor Wölfen war jedoch wenig begründet, denn zwischen 1700 und 2000 wurden nachweislich, trotz der extrem zahlreichen Wölfe, maximal 16 Personen in Schweden von Wölfen getötet, wobei es sich dabei fast ausschließlich um Kinder handelte.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts begann dann die Wende, da man gezielt auf die Wolfsjagd ging, Strychnin auslegte und zudem eine Krankheitsepidemie unter Wölfen ausbrach. Innerhalb von nur knapp 50 Jahren wurden dadurch alle Wölfe in Südschweden ausgerottet und jeder Wolf, der sich anschließend Richtung Südschweden bewegte, wurde getötet. Eine Mentalität, die sich unter bestimmten Gruppen bis heute gehalten hat.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts fand man in ganz Schweden noch knapp 100 Wölfe und im Jahre 1950 waren gerade noch 20 Wölfe im nördlichen Teil Schwedens zu finden. Als man 1966 den Wolf in Schweden als von der Ausrottung bedrohtes Tier unter Schutz stellte, gab es vermutlich gerade noch zehn Wölfe, was dazu führte, dass der schwedische Naturschutz ab 1971 wieder Wölfe aussetzte. Da die natürliche Zuwanderung von Wölfen aus Finnland und Russland von Jägern jedoch bis heute verhindert wird, kam es dann zur Inzucht unter den Raubtieren und die natürliche Entwicklung von Wolfsstämmen wurde unmöglich gemacht, was heute zu einer Herausforderung für die schwedische Politik wird.

Copyright: Herbert Kårlin

måndag, april 23

Die isländische Ynglingasagan in der schwedischen Geschichte

Die Ynglingasagan (Sage über die Ynglinge), die in Altnordisch verfasst ist, ist die erste Sage in der von Snorre Sturlasson verfassten „Heimskringla“ und entstand vermutlich in der heute bekannten Version gegen 1230.

Snorre Sturlasson basierte sein Werk auf die Ynglingatal, mündliche Überlieferungen und Aufzeichnungen, die zwischenzeitlich verloren gingen. Auch wenn die Ynglingasagan sich entlang der Königsgeschichte des norwegischen Fylke-Geschlechtes und der schwedischen Könige der frühen Svear (Ynglingaätten) zieht, so hat Store Sturlasson zahlreiche Erklärungen hinzugefügt, die auch einen Eindruck über die beschriebenen Könige vermitteln können.

Snorre Sturlusson ging davon aus, dass die Ynglingatal, die er Tjodolf av Hvin zuschrieb und spätestens gegen 900 geschrieben wurde, reelle Geschichte war. Auch wenn man heute sieht, dass Snorre sehr stark von den christlichen Lehren Islands beeinflusst war und die mittelalterliche Geschichtsschreibung nicht nach Beweisen suchte, sondern die Erzählungen der damaligen Denkweise anpasste, so behält die Ynglingasagan eine bedeutende Rolle in der schwedischen Geschichte und gibt einen Eindruck von der Entwicklung der Gesellschaft und des philosophischen Denkens des Mittelalters.

Der Inhalt der Ynglingasagan ist eine Mischung aus damaligem Geschichtsverständnis, Aufzeichnungen von Adam von Bremen und der nordischen Mythologie, so dass die Grenze zwischen tatsächlicher Geschichtsschreibung und reiner Sage nicht eindeutig zu ziehen ist. Allgemein geht man davon aus, dass ausschließlich der letzte Teil der Ynglingasagan einen gewissen Wahrheitswert aufweist.

Noch bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Ynglingasagan in Schweden als Geschichtswerk gewertet und im Unterricht angewandt, was leider bedeutet, dass noch heute geschichtliche Arbeiten teilweise auf überholte Kenntnisse aufbauen und auf Quellen zurückgreifen, die mehr in der Sagenwelt anzusiedeln sind als in der Geschichte. Die moderne Geschichtswissenschaft geht davon aus, dass alle in der Ynglingasagan genannten Könige vor Ottar Vendelkråka und Adil, beides Könige der Svear, reine Erfindung sind und erst Olov Trötälja und Ingjald Illråde dann tatsächlich Geschichte sind.
Copyright: Herbert Kårlin

tisdag, april 17

Domarringe in der schwedischen Geschichte

Die sogenannten Domarringe, von denen allein im Västergötland etwa 1500 bekannt sind, die aber nahezu überall in Schweden zu finden sind, entstanden mehrheitlich zu Beginn der Eisenzeit, also während der nordischen Völkerwanderung. Ihre Bedeutung konnte bisher nicht eindeutig geklärt werden, weshalb zahlreiche Sagen und Mythen über diese Steinringe mit einem zentralen Stein kreisen. Es handelt sich dabei also um eines der ungelösten Geheimnisse der schwedischen Geschichte.

Während man heute vor allem annimmt, dass Domarringe ein Grab, das sehr häufig im Zentrum des Kreises gefunden wurde, umgeben, war man früher davon überzeugt, dass es sich dabei um jene Stelle handelte an der das Thing abgehalten wurde, es sich also um einen Gerichtshof im Freien handelt. Gegenwärtig verfolgen allerdings nur noch sehr wenige Geschichtswissenschaftler diese Theorie.

Was für die Theorie des Thingplatzes spricht, ist einzig allein die Tatsache, dass nahezu alle Domarringe aus einer ungleichen Anzahlt an Steinen bestehen, die liegend oder stehend kreisförmig aufgestellt wurden. Meist handelt es sich um sieben oder neun Steinblöcke, aber es kommen auch elf Steine oder eine andere ungleiche Anzahl vor. Wenn man davon ausgeht, dass vor jedem Stein ein Richter saß, so würde dies natürlich bedeuten, dass auf Grund der ungeraden Zahl, immer ein eindeutiges Urteil gefällt wurde. Hinzu kommt, dass man im Västmannalagen lesen kann „a þing oc a ring“, also „ein Thing und ein Ring“, allerdings ohne weitere Erklärung, so dass es sich bei diesem Ring auch um ein Gesetz handeln kann, wie der, wenn auch weitaus später entstandene, Forsaringen beweist.

Was gegen diese Theorie des Thingplatzes spricht sind Funde innerhalb von Domarringen. Oder auch das Beispiel in Lagmansholm, wo sieben Domarringe ineinander übergehen, es aber sicher nicht mehr als einen Thingplatz in der Nähe einer Ansiedlung gab. Das Rätsel dieser Steine muss daher offen bleiben.

Erst in Schriften des Mittelalters kann man dann lesen, dass bisweilen innerhalb eines Domarringes auch das Thing abgehalten wurde, aber da da man um diese Zeit nichts von den Gräbern im Zentrum wusste, kann dies auch auf die Symbolik der Anordnung der Steinblöcke zurückzuführen, wobei es natürlich auch möglich ist, dass man während der Völkerwanderung innerhalb der Domarringe auch Versammlungen abhielt oder dort der Toten gedachte. Oder aber, dass man hier eine Beziehung zu den Göttern der nordischen Mythologie suchen muss. Die Bezeichnung Domarring tauchte jedenfalls erst im Mittelalter auf, also mehrere hundert Jahre nachdem der letzte Domarring aufgestellt worden war..

Im Zentrum der Ringe fand man bei Ausgrabungen sehr häufig Brandgräber und teilweise auch Gräber, die erst weitaus später als das Zentralgrab hinzukamen. Da man in den Gräbern jedoch kaum auswertbare Gegenstände fand, so kann man auch nicht sagen, ob es sich dabei um einen allgemeinen Grabplatz der früheren Ansiedlung handelte oder dort nur die wichtigsten Personen des Ortes begraben wurden. Da sich diese Erfahrung bei nahezu allen Ausgrabungen wiederholte, ist es sehr unwahrscheinlich, dass man in Zukunft mehr über Domarringe erfahren wird als wir heute wissen.

Außerhalb Schwedens sind Domarringe nahezu unbekannt, wenn auch an der Ostseeküste in Polen einzelne Stellen mit einem Domarring gefunden wurden. Der Durchmesser der meisten Ringe überschreitet selten zehn Meter, wobei es jedoch Ausnahmen gibt, denn der Birkendegårds Domarring verfügt über einen Durchmesser von 300 Metern und ist damit die größte bisher gefundene Anordnung. Zur bedeutendsten Ansammlung an Domarringen gehören jene in Pilane, einem Grabfeld im Bohuslän, da man dort noch heute etwa 15 Domarringe mit einem Steinblock im Zentrum sehen kann, also die ursprüngliche Form erhalten blieb. Die Domarringe von Pilane entstanden vermutlich zwischen Christi Geburt und 600 Jahren nach Christus.

Copyright: Herbert Kårlin

onsdag, mars 7

Die isländische Hervarar saga in der schwedischen Geschichte

Die Hervarar Saga (Hervarar saga ok Heiðreks) ist die bekannteste, geschichtsbezogene Saga des altnordischen Reiches und wurde im 13. Jahrhundert in Island niedergeschrieben. Als Vorlage dienten einige noch ältere Werke, die jedoch verloren gingen. Die meisten der heute zugängigen Versionen der Hervarar Saga (Hervararsagan) wurden jedoch nicht vom ursprünglichen Werk übersetzt, sondern von einer ergänzten Version des 17. Jahrhunderts.

Die Hervarar Saga berichtet vom Krieg zwischen den Ostrogoten (Greutungi-Ostrogothi), eine Untergruppe der Goten, die man bis zum Jahr 291 zurückverfolgen kann und den Hunnen. Übertragen kann man den Namen Ostrogoten mit „die Goten der aufgehenden Sonne“ übersetzen.

Auch die Hervarar Saga ist mehr von der nordischen Mythologie inspiriert als von tatsächlichen geschichtlichen Ereignissen, wobei drei handschriftliche Versionen überliefert wurden und die Handlungen, wie bei fast allen isländischen Sagen, weit entfernt von Island stattfinden. Die Hervarar Saga ist, nach Meinung von Geschichts- und Literaturwissenschaftlern, eine Prosaversion, die auf mehrere, ursprünglich unabhängige Sagen aufbaut, die durch das magische Schwert Tyrfing verbunden werden, das den Besitzer unsterblich macht und von Generation zu Generation weitergegeben wird. Die meisten Ausgaben der Hervarar Saga trennen die einzelnen Sagen indem sie jeder ein eigenes Kapitel widmen.

Der Anhang über die Königsfolge bis zur Zeit der Wikinger und Filip von Schweden (1110 - 1118), die man in zahlreichen modernen Ausgaben der Hervarar Saga findet, war im ältesten Original nicht vorhanden und wurde nachträglich hinzugefügt, wobei gerade dieser Anhang von einigen Geschichtsschreibern als seriöse Aufstellung betrachtet wird, obwohl nichts diese Meinung stützt.

Die Hervarad Saga beginnt zur Zeit der Völkerwanderung und beginnt mit der Sköldmön Hervor (eine Art Jean d'Arc, also eine unverheiratete Frau, die am Krieg teilnimmt) und ihrem Sohn Heidrek, dem König von Reidgotland, einem imaginären Reich am Dnjepr. Durch Erbstreitigkeiten kommt es zu einem Bürgerkrieg zwischen den Thronfolgern, die auf der einen Seite die Hunnen zu Hilfe rufen, auf der anderen Seite die Krieger aus dem Götaland. Die Geschichte setzt dann mit weiteren Kämpfen fort bei denen immer das Schwert Tyrfing eine wichtige Rolle spielt und endet als die beiden Sagenkönige Halvdan snälle (Halvdan der Gütige) und Ivar Vidfamne auftauchen, Könige, die auch in den Erzählungen von Snorre Sturlasson eine Rolle spielen.
Copyright: Herbert Kårlin

lördag, mars 3

Snorres Edda, Dichtkunst und Mythologie

Snorre Sturlasson verfasste die Snorres Edda (im Deutschen oft Snorra-Edda), auch ”Den yngre Eddan” oder ”Prosaiska Eddan” genannt, vermutlich gegen das Jahr 1220, wobei er im Grunde mehr der Herausgeber als der Autor des Werkes war, da sich seine Berichtserstattung oder Erzählung auf andere Werke aufbaute, die ihm zur Verfügung standen, mittlerweile jedoch verloren gingen.

Snorres Edda, die aus den vier Teilen ”Prologus”, ”Gylfaginning”, ”Skáldskaparmál” und ”Háttatal” besteht, darf weniger als Geschichtsbuch als vielmehr als Handbuch für die Skaldenkunst gesehen werden, sowie als „Gesamtdarstellung“ der nordischen Mythologie.

Auch wenn Snorres Edda noch heute von vielen als pures „Handbuch der nordischen Mythologie“ betrachtet wird, so darf man nicht vergessen, dass Snorre Sturlasson (Snorri Sturluson im Deutschen) ein katholischer Politiker und Schriftsteller Islands war, der das Heidentum nie erlebt hat. Da Snorre auch die griechische Mythologie besser kannte als die nordischen Götter der Vorzeit, so gehen zahlreiche Geschichtswissenschaftler davon aus, dass er seinen Stoff und seine Interpretationen häufig aus dem altgriechischen Raum holte und nicht dem alten Skandinavien Es ist auch unbekannt ist auf welche Quellen sich Snorre Sturlasson berief, da um diese Zeit Quellenangaben nicht bedeutend waren. Man muss die Snorre Edda daher vielmehr als hohe Dichtkunst betrachten und nicht als Erklärung der vorchristlichen nordischen Geschichte oder Mythologie.

Aber trotz dem geringen historischen Wert der Snorres Edda handelt es sich dabei um ein wichtiges Dokument des hohen Nordens, das dem Leser die Denkweise dieser Epoche näher bringt und die Auseinandersetzungen zwischen Heidentum und Katholizismus während der Christianisierung erklärt. Auch wenn Snorre Sturlasson vieles nur erfunden oder interpretiert hat, so werden auch zahlreiche seiner Aussagen durch Steinritzungen bestätigt, was natürlich nicht viel bedeuten muss, da Snorre Sturlasson diese Zeichnungen auch als Basis für Teile seines Werk genommen haben kann..

Vieles aus der Zeit, die Snorre Sturlusson in der Snorre Edda aufnimmt, wurde leider über Jahrhunderte hinweg unkritisch als Geschichtsschreibung betrachtet, unter anderem von Adam von Bremen, was dazu führte, dass man eigentlich sehr wenig über die tatsächlichen Götter, Könige und Regierungen Schwedens aus der Epoche bis etwa 1200 weiß, denn auch die jüngsten archäologischen Funde haben eher neue Fragen aufgeworfen als die bisherigen Fragen beantwortet.

Copyright: Herbert Kårlin

fredag, februari 10

Eric Clauesson, Ketzer oder Hexenmeister

Im Verhältnis zu den europäischen Hexenverfolgungen wurde in Schweden sehr früh der erste Hexenmeister verbrannt, wobei man bei diesem ersten Fall, der als einer der wenigen Fälle des Landes noch während der katholischen Epoche stattfand, die Verurteilung vermutlich mehr auf Häresie beruhte als auf Zauberei, da der Gerichtshof keinen Unterschied zwischen dem Teufel und dem Gott Oden (Odin) der nordischen Mythologie machte.

Eric Clauesson, ein Diener des Gutsbesitzers Hans Persson in Värmdö beging im Grunde zwei unterschiedliche Verbrechen. Zum einen stahl er regelmäßig Geld von seinem Herren, das er im Garten vergrub, zum anderen flehte er Odin an ihm aus der Armut und der Not zu helfen. Sein Fehler war daher nicht den christlichen Gott anzuflehen, sondern sein Schicksal in die Hände der „heidnischen“ Götter zu legen.

Als Eric Clauesson von seinem Herren beim Stehlen erwischt wurde, gab er dies vor Gericht sofort zu, erklärte jedoch gleichzeitig, dass er jede Woche Odin getroffen habe, der ihm seine Hilfe zugesagt hatte. Für die Richter hatte Clauesson natürlich keinen, in ihren Augen, nicht existierenden Gott getroffen, sondern den Teufel, wobei die Gerichtsakten vom Teufel sprechen, die Stadt Stockholm indes Odin aufführt.

Das Gericht befand Eric Clauesson im Jahre 1492 für schuldig und verurteilte ihn wegen Diebstahl zum Tode, wobei sein Kopf anschließend zur Abschreckung auf einem Pfahl befestigt werden sollte. Wegen Hexerei sollte er zusätzlich auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden. Da ein Vergehen gegen Gott in dieser Zeit strenger bestraft wurde als ein Diebstahl, wurde bei Clauesson nur die bedeutendere Strafe durchgeführt, das heißt, er wurde als einer der wenigen Personen in Schweden noch lebend auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Die Trennung zwischen Hexenprozess und Prozess wegen Häresie ist in diesem Fall sehr schwer auseinanderzuhalten, da im Zusammenhang mit diesem Prozess auch erstmal von neun Reisen des Täters zum Blåkulla geredet wurde, dem legendären Treffpunkt der Hexen. Für viele Geschichtswissenschaftler zeigt dieser erste Hexenprozess in Schweden weniger den Beginn einer Hexenverfolgung, sondern vielmehr einen Beweis dafür, dass die alten Götter der Mythologie für viele einfache Menschen weiterlebten, da die alten Götter in ihrem Denken greifbar waren und nicht in einer geistigen Welt gesucht werden mussten.
Copyright: Herbert Kårlin

måndag, februari 6

Adam von Bremen und die schwedische Geschichtsschreibung

Adam von Bremen, der auch unter seinem lateinischen Namen Adamus Bremensis bekannt ist, lebte ab 1066 oder 1067 in Bremen, wo er bis zu seinem Tod im Jahre 1095 als Historiker arbeitete. Da er 1069 auch als „magister scolarum“ bezeichnet wird, ist anzunehmen, dass er in diesem Rahmen auch Lehrer an der dortigen Domschule war. Adam von Bremen arbeitete in jedem Fall für den Erzbischof Adalbert.

Das Hauptwerk des Historikers ist die „Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum“, also die Kirchengeschichte Hamburgs und schildert die Entwicklung des Hamburger Bistums von 788 bis zum Tod des Bischofs Adalbert im Jahr 1072. Auch wenn das Werk vor allem über die großen Dienste Adalberts berichtet, findet man in diesem Buch auch sehr viele Hinweise auf die skandinavischen Reiche, die später ungeprüft und unkritisch in die schwedische Geschichtsschreibung übernommen wurden.

Die Kenntnisse über das skandinavische Leben entnahm Adam von Bremen alten Aufzeichnungen des katholischen Islands, die ihm uneingeschränkt zugänglich waren und die der dänische König Sven Estridsson durch seine Erzählungen und Berichte ergänzte. Aus dieser Zusammenarbeit entstand auch Adam von Bremens geographische Arbeit „De situ Daniae et reliquarum quae trans Daniam sunt regionum natura“ über Skandinavien, das er nie persönlich bereiste.

Inwieweit die Schriften Adam von Bremens als historische Tatsachen genommen werden können, ist äußerst zweifelhaft, da bereits die Schilderungen über das Leben im nahen Dänemark sehr übertrieben wirken.

Die Schweden beschreibt er jedenfalls als extrem reich, so dass von ihnen Gold, Silber, Pferde und Pelze nur als Verbrauchsgut betrachtet werden. Er setzt damit fort, dass die Schweden auch bei Frauen kein Maß kannten, denn jeder Schwede hatte zwei oder drei Frauen und die reicheren Bewohner oder die Hövdinge hatten sogar unzählige.

Adam von Bremen rühmt in seinem Werk die schwedische Gastfreundschaft, die sie keinem Reisenden verweigern. Aber er warnt auch davon, dass Schweden jeden außerehelichen Verkehr oder die Vergewaltigung einer Jungfrau mit dem Tode strafen und damit dem Diebstahl gleichstellen.

Er sieht die Schweden als ein hochentwickeltes, kriegerisches Volk, das dafür verantwortlich ist, dass sämtliche nordischen Länder in Eintracht leben. Ihre Könige reichen weiter zurück als in allen anderen Ländern der Erde, können jedoch jederzeit vom Volk abgesetzt werden. Falls in Schweden ein Krieg entsteht, so rufen sie ihre Götter an, die dann entscheiden wer die Schlacht gewinnen wird.

Die Ausführungen über Skandinavien, und insbesondere über Schweden, sind daher eine seltsame Mischung, die Adam von Bremen vor allem aus den Sagen Islands zusammenstellte, aufgewertet durch Erzählungen einiger Missionare, die ihn reichhaltig mit Legenden versorgten. Die meisten heutigen Geschichtswissenschaftlern können daher nicht verstehen, dass die Werke Adam von Bremens noch im 20. Jahrhundert der Geschichtsschreibung dienten und dass deswegen das Nazideutschland die Wiege des Lebens in Schweden suchte.

Copyright: Herbert Kårlin

lördag, februari 4

Die Königshügel (Kungshögarna) in Gamla Uppsala

Wenn man von den Königshügeln (Kungshögarna) in Gamla Uppsala spricht, so meint man vor allem die drei großen Hügel in denen man sagenumwobene Könige zu finden hoffte und vergisst dabei, dass es sich bei dem gesamten Gebiet um ein riesiges Grabfeld mit etwa 3000 Gräbern handelt und eine sehr große Anzahl an Fundstücken aus der Umgebung in einem Museum zu Fuße der Hügel zu finden sind.

Die drei Königshügel in Uppsala mit einem Durchmesser zwischen 55 und 70 Metern und einer Höhe von sieben bis elf Metern sind die größten Grabhügel Schwedens, weshalb man auch sehr früh auf den Gedanken kam, dass in so bedeutenden Monumenten auch bedeutende Persönlichkeiten begraben liegen mussten, zumal zahlreiche Geschichtswissenschaftler bis zur jüngsten Zeit die Theorie verfochten haben, dass in Gamla Uppsala das Zentrum und die Wiege Schwedens zu finden seien.

Während die ältesten Hinweise darauf zielten, dass in den Königshügeln die mythologischen Götter Odin, Thor und Frey liegen mussten, kamen katholische Schreiber zur Folgerung, dass es sich dabei um drei mächtige Wikingerkönige handeln musste, nämlich Adils, Aun und Egil. Nachdem spätere Ausgrabungen bewiesen haben, dass keine dieser Theorien stimmen kann, nennt man die Hügel nun einfach Westhügel, Mittelhügel und Osthügel.

Als 1846 der erste Hügel und 1874 der zweite Hügel untersucht wurden, konnte man feststellen, dass es sich bei den beiden Königshügel um Brandgräber der Vendelzeit handelte, die zwischen 550 und 625 angelegt wurden, also weitaus früher entstanden als die Wikinger dieser Gegend bekannt wurden.

Dass die Königshügel geschichtlich so bedeutend wurden, beruht vor allem auf den Schriften von Adam von Bremen, der hier ein Zentrum des heidnischen Kults mit einem goldenen Tempel beschrieb und damit die Phantasie vieler entfachte, die bei den Hügeln eine überirdische Kraft suchten. Angefacht wurde diese Anschauung zudem vom Großmachtdenken vieler schwedischer Könige, die bei den Hügeln außerordentliche Möglichkeiten sahen sie in ihrer Bedeutung zu stützen und daher unzählige Legenden entstehen ließen.

Im 17. Jahrhundert waren die Mythen und das Großmachtdenken Schwedens so ausgereift, dass man in Gamla Uppsala die Wiege aller Kulturen sah und Olof Rudbeck, ein Professor an der Universität Uppsala, wollte selbst Atlantis in nächster Nähe der Königshügel entdeckt haben.

Im 19. Jahrhundert war es für jeden König und jeden wichtigen Politiker Schwedens wichtig auf „Odins Hügel“ (Osthügel) auf das großschwedische Reich anzustoßen und im 20. Jahrhundert entstand selbst der Plan an dieser Stelle den größten Nationalpark des Landes mit einem Mausoleum in altnordischem Stil zu errichten um der Gegend auch einen nationalen Wert zu geben, der weltweit ein wichtiges Symbol Schwedens werden sollte. Als dann jedoch in den 30er Jahren die sozialdemokratische Bewegung nach Schweden kam, mussten diese Pläne aufgegeben werden, was jedoch die Deutschen in den 40er Jahren nicht daran hinderte, auf dem Osthügel ihre Fahnen hochzuziehen, an der Wiege des germanischen, reinrassigen Volkes.

Mit dieser mystifizierten Geschichte der Königshügel war es nicht verwunderlich, dass sich kein Archäologe mehr an Ausgrabungen in Gamla Uppsala wagte. Und wenn man nicht durch Hausbau, den Bau der Eisenbahn und andere Arbeiten eine Vielzahl an Gräbern, an Hausresten, Schmuck und zahlreiche andre Gegenstände der Wikingerzeit gefunden hätte, so wären die Königshügel die einzigen Funde in Gamla Uppsala geblieben. Erst Ende des 20. Jahrhunderts begann sich Archäologen wieder für Gamla Uppsala zu interessieren und konnten dabei feststellen, dass die drei Königshügel bei weitem keine isolierten Grabdenkmäler waren, sondern Gamla Uppsala einst eine blühende Stadt gewesen sein musste.

Aber auch wenn man heute weiß, dass die Königshügel nicht zur Wikingerzeit entstanden und dass dort nie bedeutende Könige begraben wurden, so sind tausend Jahre fehlerhafte Geschichtsschreibung nicht auszurotten, insbesondere dann nicht, wenn niemand die Bestimmung und den Ursprung der Königshügel wissenschaftlich beweisen kann, was jedoch unmöglich ist. Immer wieder entstehen daher neue Theorien, die den drei Hügeln eine besondere Bedeutung geben wollen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil nur mystische Hügel mit einer spannenden Geschichte Touristen anziehen können, die der Gegend modernes Gold bringen.

Copyright: Herbert Kårlin

söndag, januari 22

Die Christianisierung Schwedens

Die Christianisierung Schwedens begann etwa ab dem Jahre 800 und war im 13. Jahrhundert abgeschlossen, als das ganze Land, zumindest offiziell, an den Gott glaubte, den die katholischen Mönche nach Schweden gebracht haben. Während man der Bewegung der Christianisierung vom Skåne aus nach Norden relativ gut folgen kann, da archäologische Funde hier eine deutliche Sprache sprechen, so ist über die Personen, die den neuen Glauben ins Land brachten, kaum etwas überliefert.

Das einzige Dokument über die Christianisierung von Birka durch Sankt Ansgar, die Vita Anskarii, wurde erst Jahre nach dem Tode des Heiligen verfasst und ist überwiegend als christliches Dokument zu sehen und kann nur sehr eingeschränkt als geschichtlicher Beleg gewertet werden, zumal das Ergebnis Ansgars innerhalb der Bewegung der Christianisierung der am wenigsten erfolgreiche Versuch war und etwa zur gleichen Zeit auch unbekannte Missionare auf Gotland, im Västra Götaland und in Skåne aktiv gewesen sein mussten, die weitaus nachhaltigere Zeichen der Christianisierung hinterließen als Sankt Ansgar.

Da selbst die Kirche über keine Dokumente über die ersten Missionare verfügt, die ab dem 9. Jahrhundert nach Skåne kamen, völlig unbekannt ist wer in Westschweden die Missionsarbeit übernahm und unsicher ist, ob Mittelschweden von Norwegen aus oder durch die Süd-Nord-Bewegung christianisiert wurde, kann man im Grunde davon ausgehen, dass die Missionare nicht von der Kirche geschickt wurden, sondern ohne Auftrag nach Schweden kamen um ihren Glauben dort sehr erfolgreich zu predigen und dabei auch von den Höfdingen, den Dorf-Herrschern unterstützt wurden.

Auf Grund der archäologischen Funde ist auch anzunehmen, dass es sich in vielen Fällen nicht um den strikten katholischen Glauben handelte, der zu jener Zeit in südlicher gelegenen Ländern vorherrschte sondern es sich um einen Schweden angepassten Glauben handelte. Die Missionare ließen über Jahrhunderte hinweg nordische Mythologie neben der neuen Religion bestehen oder vermengten sogar beide Richtungen. So findet man auf Runensteinen der Jahrtausendwende bisweilen das christliche Kreuz und gleichzeitig die Midgårdsormen, die Schlange der nordischen Mythologie, die einen Kreis um die Erde bildete.

Man hat sich lange die Frage gestellt, warum sich das Christentum so schnell und bleibend in Schweden verbreitete und kam, nach Auswertung aller Funde, zum Ergebnis, dass die Ursache vermutlich war, dass sich die lokalen und regionalen Herrscher sehr schnell dem neuen Glauben anschlossen und diesen dann als einzigen in ihrem Reich zuließen, auch wenn alte Götter und Mythen der Mythologie bei der Bevölkerung weiterhin, oft im Geheimen, fortsetzten.

Die Herrscher ab der Jahrtausendwende haben sehr schnell verstanden, wie sie den neuen Glauben zu ihren Gunsten nutzen konnten und setzten sich Gott nahezu gleich. Ihre Entscheidungen waren von Gott eingegeben und sie waren von Gott zur Erde gesandt um ihr Volk zu führen. In diesem Sinne war es auch logisch, dass die Priester und Bischöfe dieser Epoche ebenfalls unter den König gestellt wurden, wenn auch als engste Berater und in gehobener Stellung. Dadurch wurde selbst die Schicht, die schreiben konnte und damit die höchsten Beamten des Staates waren, vom König abhängig und musste Kompromisse eingehen.

Aber auch in einem anderen Punkt geht man davon aus, dass die katholische Kirche in Schweden Zugeständnisse machte, denn nichts weist darauf hin, dass während der Christianisierung die schwedischen Frauen in die gleiche Unterdrückung gerieten wie in den bereits christlichen Ländern. Da jedoch keinerlei Aufzeichnungen über die Kirchenlehre jener Zeit bestehen, kann man nicht sagen wie die Missionare die Frauenfrage angingen. Sicher ist, dass die Lehre auf mehr Widerstand gestoßen wäre, wenn die schwedischen Frauen, die zu jener Zeit eine relativ hohe Selbständigkeit hatten, eine gleich untergeordnete Rolle erhalten hätten als in Deutschland während dieser Epoche.

Ab der Jahrtausendwende festigte sich der Stand der Kirche in immer mehr Gegenden des südlichen Schwedens, was sich auch an der Errichtung zahlreicher Kirchen in romanischem Stil, einigen Stabkirchen, den Runensteinen mit Kreuzen und schließlich den verschiedenen Klöstern zeigte. Eine der wichtigsten Rolle spielt hier der westschwedische Ort Skara, wo Kirche und Könige einen bedeutenden Treffpunkt des Mittelalters schafften.

Mit dem Bündnis zwischen Königreich und katholischer Kirche wurde auch in Schweden die Frage der Kreuzzüge zu einem wichtigen Thema, wobei sich die Herrscher Schwedens sehr häufig durch hohe Zahlungen an die Kirche von den Kreuzzügen befreien konnten, was der Kirche Schwedens letztendlich auch eine wichtige wirtschaftliche Rolle verlieh und ihr zu einem bedeutenden Reichtum verhalf.


Mit der Reformation unter Gustav Vasa, die vor allem von Olaus Petri in geistiger Hinsicht geführt wurde, ging die Geschichte der katholischen Kirche dann zu Beginn des 16. Jahrhunderts seinem Ende entgegen und konnte sich seither auch nicht mehr erholen.

Copyright: Herbert Kårlin

lördag, januari 21

Das Geschlecht der Ynglinge (Ynglingaätten)

Das Geschlecht der Ynglinge (Ynglingaätten), eine der vielleicht ältesten königlichen Linien der schwedischen Geschichte, baut vollständig auf die Heimskringla, die Geschichte der norwegischen Könige von Snorri Sturluson (Snorre Sturlasson) auf und kann daher nicht als sicheres Geschichtswerk betrachtet werden, da einige der genannten Herrscher nie bestätigt werden konnten und als unwahrscheinlich gelten, andere jedoch zumindest namentlich existierten.

Wenn man Geschichte und nordische Mythologie zusammenführt, so sind die Könige aus dem Geschlecht der Ynglinge direkte Nachfahren des Gottes Frej, der eine wichtige Rolle in der nordischen Sagenwelt spielt. Allerdings taucht das Geschlecht der Ynglinge bereits 500 Jahre vor der Snorre-Edda als Skilfingar in der Beowulfkvädet (Der Sage von Beowulf) auf.

Während die Geschichtsschreibung des 19. und Beginn 20. Jahrhunderts noch jedes schriftliche Dokument unkritisch übernahmen und damit auch die Sagenwelt zur Geschichte machte, was sich noch heute auf zahlreiche geschichtlichen Werke auswirkt, geht die moderne Geschichtsschreibung davon aus, dass sowohl die Snorre-Edda als auch die Sage von Beowulf freie Erfindungen sind. Die Wahrheit findet man vermutlich irgendwo zwischen den beiden Versionen der Geschichte, ohne dass man jedoch irgendeine der beiden Richtungen wissenschaftlich belegen kann.

Wenn man die Heimskringla als Geschichtsdokument nimmt, so hat das Geschlecht der Ynglinge seinen Ursprung im Gamla Uppsala, also einer Gegend, die tatsächlich bereits gegen das Jahr 500 besiedelt war. Auch die Beschreibungen der Gegend stimmen mit der in der Beowulfkvädet überein, jedoch mit dem Problem, dass es keinerlei Spur eines Königs Skelfir gab, den Snorre Sturlasson in seiner Geschichte Könige nannte.

Im Laufe der Geschichtsschreibung tauchen zahlreiche Namen von Herrschern der Ynglingaätten auf, die vor allem während der Völkerwanderung regiert hätten, darunter auch Adils, Aun und Egil, die man in den drei Königshügeln vermutete. Mittlerweile ist es jedoch eindeutig bewiesen, dass diese Angaben aus der Luft gegriffen waren und auch an der Aufzählung aller anderer Könige des Geschlechts der Ynglinge hat man berechtigte Zweifel.

Wenn man die Vita Anskarii ebenfalls zu den geschichtlichen Aufzeichnungen hinzu fügt, so findet man auch die Herrscher namens Björn und Olof, die im 9. Jahrhundert in Birka regierten, aber auch diese beiden Namen können geschichtlich nicht bestätigt werden. Nach offizieller schwedischer Geschichtsschreibung gilt Erik Segersäll (ca. 945 - 995) als erster schwedischer König, der allerdings auch noch nicht über das ganze heutige Schweden regierte, da man in jener Epoche den nördlichen Teil des Landes noch ausnahm.
Copyright: Herbert Kårlin