onsdag, februari 29

Svenska Krönika, eine moderne Geschichte Schwedens

Die Svenska Krönika (Schwedische Chronik) fasst in rund 300 Seiten die gesamte schwedische Geschichte bis zur Zeit Gustav Vasas und der Reformation Schwedens zusammen und gilt als die erste kritische Geschichte Schwedens, auch wenn der Autor, Olaus Petri, damit keine neutrale Geschichte Schwedens verfasste, sondern damit mehr die unkritische katholische Geschichtsschreibung revidierte, die bis dahin geschrieben wurde.

Das offizielle Ziel der Svenska Krönika, nach Olaus Petri, war Mythen, Legenden und Geschichte zu trennen. Er forderte für geschichtliche Handlungen handfeste Belege und Beweise, was bei allen früheren Geschichtsschreibungen nicht der Fall war. Mit dieser Forderung musste er allerdings auch die Größe des schwedischen Reiches in Frage stellen, was bedeutete, dass er das Sveareich nicht länger als die Wiege der Goten und der gesamten nördlichen Welt betrachtete. Er griff damit das Bild an, das die schwedischen Könige und die katholische Kirche über Jahrhunderte gezeichnet hatten.

Es war daher nicht verwunderlich, dass Gustav Vasa, als er 1540 die Svenska Krönika in die Hände bekam, die Herausgabe des Buches verbot, wobei das Gesamtwerk dann erstmals 1818 veröffentlicht wurde, fast 300 Jahre nachdem es verfasst war. Da Olaus Petri in seinem Geschichtswerk weder einen Hass zu Dänemark ausdrückte, die Bedeutung der Goten relativierte und die kriegerischen Leistungen Schwedens abminderte, sah Gustav Vasa damit seine eigene Größe und seine Herkunft bedroht.

Trotz der Schwächen der Svenska Krönika kann man noch heute sagen, dass das Werk die moderne Geschichtsschreibung und Geschichtsforschung einleitete. Die Schwäche liegt nur darin, dass auch Olaus Petri in gewissen Punkten seine Wertevorstellung hervorhob und vor allem die Reformation als neues Denken sah, die zu kritischem Nachfragen und nicht blindem Glauben führen soll.

Wenn man heute die Svenska Krönika liest und dabei an die Zeit von Gustav Vasa denkt, sowie die allgemeine Denkweise der Zeit, so ist das Werk geradezu revolutionär und man spürt hinter jedem Satz die humanistisch-reformatorische Überzeugung von Olaus Petri. Allerdings ist das Buch nicht als moderne Geschichtsschreibung zu betrachten, da viele Kenntnisse, die man mittlerweile erworben hat, Olaus Petri noch nicht zugänglich waren.
Copyright: Herbert Kårlin

tisdag, februari 28

Die schwedische Kolonie Saint-Barthélemy

Saint-Barthélemy war die einzige schwedische Kolonie, die über eine längere Epoche hinweg existierte und ein wichtiger Umschlagplatz für den schwedischen Sklavenhandel war. Die Insel, die heute zu Guadeloupe gehört, trägt noch heute mehrere Zeichen, die sie als ehemalige schwedische Besitzung auszeichnet, denn im Wappen findet man die drei Kronen, die Hauptstadt Gustavia wurde nach dem schwedischen König Gustav III. ernannt und zahlreiche Straßen der Insel haben noch heute schwedische Namen.

Saint-Barthélemy wurde 1492 von Columbus entdeckt, 1648 dann von Frankreich annektiert und 1784 vom französischen König Ludwig XVI. an Gustav III. abgetreten, wofür er im Gegenzug dafür alle Handelsrechte in Göteborg erhielt. Frankreich wollte damit vom aufsteigenden Schweden profitieren und Gustav III. sah in Schweden eine Großmacht entstehen. Vorbild war dabei Dänemark, das mit seinen westindischen Kolonien großartige Verdienste machte. Allerdings sollte Saint-Barthélemy nicht auf Risiko der schwedischen Krone betrieben werden, sondern der König schrieb der Svenska Västindiska Kompaniet, die als Aktiengesellschaft geführt wurde, einen Privilegienbrief aus und behielt lediglich zehn Prozent der Aktien.

Allerdings war Saint-Barthelémy nicht mit anderen gewinnbringenden Kolonien anderer Länder zu vergleichen, denn auf der Insel gab es keine Straßen, keinen größeren Ort, keine Landwirtschaft und nicht einmal Süßwasser, so dass man außer der Salzgewinnung nur noch Baumwolle anbauen konnte. Da Saint Barthélemy jedoch einen strategisch guten Hafen hatte, war die Insel wie geschaffen für den Sklavenhandel, zumal Frankreich an einen hohen Bedarf an Sklaven hatte.

Die Bewohner der Insel wurden in drei Gruppen eingeteilt, nämlich in Weiße, freie Farbige und Sklaven, wobei die letzten beiden Gruppen keinerlei Rechte besaßen. Das Auspeitschen, das Halseisen und Brennmarkierung waren auch in der Zeit als Schweden die Kolonie besaß, üblich. Schwangere Sklavinnen hatten lediglich die „Erleichterung“, dass sie im Liegen ausgepeitscht wurden und im Sand eine Grube für ihren Magen gegraben war.

Gustav III. wolle Saint-Barthélemy, als zweites Bein, auch als Stützpunkt für den Warenexport, insbesondere Eisen, nach Amerika benutzen, was sich jedoch als sehr schlechte Idee herausstellte, da zu dieser Zeit Großbritannien, Spanien und Portugal längst den amerikanischen Markt für sich gesichert hatten und eine sehr ausgedehnte Kolonietätigkeit ausübten. Schon bald war Schweden daher gezwungen Saint-Barthélemy wirtschaftlich zu unterstützen statt daran zu verdienen.

Im Jahre 1877 begann daher Oscar II. mit Frankreich über einen Rückkauf der Insel zu verhandeln, und am 16. März 1878 ging die Insel dann gegen 300.000 Reichstaler zurück an Frankreich.

Saint-Barthélemy hat noch heute eine starke Verbindung zu Schweden, denn nicht nur, dass Piteå die Schwesternstadt von Gustavia ist, sondern auf der Insel findet man noch heute einen Verein, der das schwedische Kulturerbe aufrecht hält, 1988 waren König Carl Gustaf und Königin Silvia Gäste der Vereinigung und 2010 besuchte der Westgiöta Gustavianer Kulturverein Saint-Barthélemy.
Copyright: Herbert Kårlin

måndag, februari 27

Der Aufruhr gegen Gustav Vasa im Västergötland

Mit seinen Bestrebungen die Reformation zügig durchzuziehen, unter anderem durch die Einberufung des Konzils von Örebro, schaffte sich Gustav Vasa in der katholischen Führungsschicht Schwedens zahlreiche Feinde, die aktiv gegen die Lehre Luthers kämpften. Am bedeutendsten wurde hierbei der sogenannte Västgötaherrarnas uppror, der auch als Västgötabullret oder Västgötaupproret (Aufstand im Västergötland) in die Geschichte einging.

Dieser Aufstand gegen Gustav Vasa begann im April 1529 im nördlichen und westlichen Småland, wobei der Reichshofmeister Ture Jönsson und der Bischof Magnus Haraldsson aus Skara sehr schnell die Führung der Aufstands übernahmen und Gustav Vasa absetzen wollten, mit dem Ziel damit auch die Reformation zu stoppen. Durch die Unterstützung wichtiger Persönlichkeiten griff der Aufstand sehr schnell vom Småland aus auch auf das Värmland und das Västergötland über.

Zum 20. April riefen die Führer des Västgötaherrarnas uppror in Larvs (eine andere geschichtliche Quelle spricht vom 25. April in Broddetorp) zu einem gemeinsamen Treffen mit den Vertreter der Bauern und der Kaufleute ein, deren Unterstützung sie benötigten, wenn sie Gustav Vasa zum Sturz bringen wollten. Im Gegensatz zum Dalaupproret gelang ihnen jedoch nicht ein gemeinsames Vorgehen durchzusetzen, denn sowohl Bauern als auch Kaufleute sprachen sich weiterhin für Gustav Vasa aus.

Gustav Vasa, nach seinen Erfahrungen mit dem Dalaupproret, sah natürlich sofort die Gefahr die der Västgötaherrarnas uppror, der Aufstand der Herren des Västgötalands, barg und verhandelte unmittelbar mit allen Schichten des Östergötland, wobei er den Bauernvertretern auch eine gemäßigte Reformation zusagte, was dazu führte, dass diese sich mit den Vertretern der Bauern in Västergötland in Verbindung setzten und sie gegen eine Unterstützung des Aufstands der kirchlichen Herren brachten.

Als Ture Jönsson und Magnus Haraldsson klar wurde, dass der Aufstand scheiterte, flohen sie unmittelbar nach Dänemark und suchten Zuflucht beim dänischen König Kristian II. und Gustav Vasa war in seiner Macht und dem Reformationsbestreben gestärkt. Während des Reichstags im Juni 1529 in Strängnäs wurden dann die drei am Aufstand beteiligten Reichsräte Måns Bryntesson Lilliehöök, Nils Olofsson und Ture Eriksson vor Gericht gestellt. Da die ersten beiden dem König einen neuen Treueeid verweigerten, wurden sie zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Die Aufständischen im Västergötland bereuten den Aufstand und leisteten einen neuen Treueeid und jene im Småland, die den Aufstand angezettelt hatten, wurden begnadigt, was von Gustav Vasa ein strategischer Schachzug war, da ihm dadurch das Småland stärker verbunden war als vor dem Aufstand. Auf Grund der schnellen Reaktion von Gustav Vasa war der Västgötaherrarnas uppror bereits nach vier Wochen endgültig beendet.

Copyright: Herbert Kårlin

söndag, februari 26

Die Husaby Kyrkan im Skara Stift

Obwohl der Ort Husaby heute kaum noch eine Bedeutung hat, so war er vor 1000 Jahren ein Zentrum des geistigen Lebens. Die wichtigsten Zeugen davon sind die Husaby Kyrkan (Husaby Kirche), die Husaby Källan (Husaby Quelle), die Ruine der alten Bischofsburg und der in der Nähe liegende Pilgerpfad.

Die Husaby Kyrkan gehört nicht nur zu den ältesten Steinkirchen Schwedens, sondern gilt auch als die erste Bischofskirche des Landes, auch wenn man bis heute nicht sicher ist, ob es sich ursprünglich um eine Domkirche handelt oder lediglich eine Kirche mit dem Sitz eines Bischofs.

Als man zu Beginn des 11. Jahrhunderts den dreispitzigen Turm der Kirche baute, so ergänzte er vermutlich eine Stabkirche, die daneben stand und kaum ein Jahrhundert nach ihrem Bau bereits der heutigen Kirche weichen musste. Nach unbestätigten Dokumenten soll Olof Skötkonung dem englischen Missionsbischof Sigfrid, der den König auch getauft haben soll, den königlichen Garten (Kungsgården) zur Errichtung eines Bischofssitzes geschenkt haben. 

Im Turm der Kirche, in dem die Deckenmalereien und mittelalterliche Möbel erhalten blieben, findet man noch das Taufbecken und ein Kruzifix aus dem 13. Jahrhundert, eine Kanzel der gleichen Epoche und den ältesten Bischofsstuhl Schwedens, der vermutlich zu den ältesten Möbelstücken gehört, die je in Schweden hergestellt wurden.

Dass es sich bei der Husaby Kyrkan um einen Bischofssitz handelt, kann man dem Västgötalagen entnehmen, in dem der Umzug des Bischofssitzes erwähnt wird und dass nach  kirchlichen Dokumenten Bischof Thurgot des Bistums Hamburg-Bremen genau zu jener Zeit die Bischofsstadt Skara gründen sollte und dabei der vorherige Bischofssitz aufgelöst werden musste.

Die Husaby Kirche ist für eine romanische Kirche relativ groß geraten, wobei man annimmt, dass der Turm zuerst angelegt wurde um der Verteidigung und dem Schutz vor Überfällen dienen sollte. Diese Art von Türmen findet man bei mehreren Kirchen dieser Epoche, wobei man natürlich nicht weiß, ob diese Türme auch tatsächlich der Verteidigung oder dem Schutz dienten oder ob sie nur sicherheitshalber erbaut wurden.

In den beiden Sarkophagen, die vor dem Eingang der Kirche zu sehen sind, sollen der schwedische König Olof Skötkonung und der Bischof Unni gelegen haben, zumal einer der Steinsärge als Bischofsgrab gekennzeichnet ist. Alle Versuche eine Bestätigung dieser Aussagen zu bekommen, waren bisher vergebens.

Während sich der Turm der Husaby Kirche kaum veränderte, so ist dies für die Kirche als solches nicht der Fall, da man bei den Renovierungsarbeiten vor rund hundert Jahren mehrere bedeutende Veränderungen am Bau selbst vorgenommen hat.
Copyright: Herbert Kårlin

lördag, februari 25

Anund Jakob, der König von Sigtuna

Anund Jakob (1008? - 1050), der Sohn von Olof Skötkonung, war der ditte König des Erik Segersäll Geschlechts und bezeichnete sich selbst als „kung i Sigtuna“ (König von Sigtuna). Die Existenz dieses Königs, den auch Adam von Bremen in seinen Aufzeichnungen nennt, wird durch die Münzfunde mit seinem Portrait bestätigt. Wie auch seine Vorgänger, ließ Anund Jakob, der vom Jahre 1022 bis 1050 regierte, die Münzen von englischen Münzmeistern in Sigtuna prägen.

Auch wenn man annimmt, dass Anund Jakob nur in einem sehr begrenzten Teil des Sveareiches tatsächlich einen Einfluss hatte, so war er der erste schwedische König, der sich auch nachweislich außenpolitisch betätigte. Anund Jakob schickte Hilfstruppen nach Norwegen um Olav Haraldsson gegen die Dänen zu unterstützen und er organisierte den sogenannten Ingvarståget von 1036 bis 1041, der von mehreren Inschriften auf Runensteinen bestätigt ist und als einer der bedeutendsten östlichen Wikingerzüge bekannt ist.

Anung Jakob unterstützte die katholische Bewegung Schwedens, was sich auch in seinem christlichen Namen Jakob ausdrückt. Allerdings gibt es zahlreiche Spekulationen darüber, wieso er auch den altnordischen Namen Anund trug. Die wahrscheinlichste Theorie ist, dass Anund Jakob den christlichen Namen bei der Taufe erhalten hatte, um jedoch auch über jene regieren zu können, die noch an die Götter der nordischen Mythologie glaubten, musste er auch einen zusätzlichen nordischen Namen tragen.

Nach Snorre Sturlasson ist Anund Jakob am Jakobstag geboren, was auch zu seiner Namensgebung führte. Allerdings konnte dies nicht bestätigt werden, zumal das Geburtsjahr zwischen 1007 und 1009 gesetzt wird, also sehr ungenau beschrieben ist.

In der Västgötalagen Kungalängd, einem Anhang der älteren Västgötagesetze (Västgötalagen) wird Anund Jakob auch als Æmunðær colbrænnæ bezeichnet, also Anund, der „Kohlebrenner“, was darauf zurückzuführen ist, dass Anund Jakob mit einer ungewöhnlichen Härte gegen Gesetzesbrecher vorging und bei den geringsten Vergehen nicht nur die Täter bestrafte, sondern auch die Häuser der Täter niederbrennen ließ, also zu Kohle verbrannte.

Da Anund Jakob mit seiner Frau Gunhild nur eine Tochter hatte, die später Königin von Dänemark wurde, folgte ihm sein Halbbruder Emund den gamle (Edmund der Alte) auf den Thron.

Copyright: Herbert Kårlin

fredag, februari 24

Die Gutasagan und die älteste Geschichte Gotlands

Die Gutasagan (Gotensage) ist ein Anhang der Regionalgesetze (Landskapslagarna) Gotlands die gegen 1220 verfasst wurden, also etwa gleichzeitig mit den Aufzeichnungen von Snorre Sturlasson (Snorri Sturlusson). Die Gutasagan ist in gotischer Sprache verfasst, die sich bedeutend von der Sprache des Sveareiches unterscheidet, was auch darauf schließen lässt, dass diese beiden Völker von unterschiedlicher Herkunft waren.

Visby auf Gotland verfügte zu dieser Zeit über den damals bedeutendsten Ostseehafen und war die größte Stadt im Ostseeraum, was auch erklärt, dass die Gutalagen (Landesgesetze Gotlands) und die Gutasagan (die Kulturgeschichte Gotlands) vor allem die Beziehungen der Insel zu Schweden schildert.

Auch die Gutasagan ist eine Mischung aus Sagenwelt und tatsächlicher Geschichtsschreibung, zumal in diesem relativ kurzem Werk die gesamte Zeit von der Besiedlung Gotlands und über die verschiedenen Verträge mit den Sveakönigen bis zum Kirchenbau und die Eingliederung Gotlands in den Linköping Stift geht. Die Geschichte beginnt mit der Götterwelt Gotlands und setzt dann bis zum Anschluss an Schweden fort.

Die Gutasagan wollte vor allem Gotlands Situation im Laufe der Geschichte erklären und weniger eine chronologische Darstellung bieten, wobei aus den Aufzeichnungen klar hervorgeht, dass zwischen Gotland und dem Sveareich ein Zwist herrschte und das aufsteigende Sveareich den gotländischen Handel immer mehr behinderte. Nur der „freiwillige“ Anschluss Gotlands an Schweden konnte die kaufmännische Macht der Insel erhalten.

Am Ende der Gutasagen werden die Verträge und Abkommen aufgezählt, die Gotland eine gewisse Selbständigkeit garantieren. Hier werden Abkommen mit den Göttern, dem König und dem Bischof genannt, drei Organen, die die Gotländer unabhängig voneinander sahen, aber mit denen man klar kommen musste. Dies bedeutet jedoch auch, dass Gotland um diese Zeit nicht vollständig christianisiert war, aber die verschiedenen religiösen Welten ineinander übergingen ohne sich zu bekämpfen.

Als Autor der Gotensage wird Avair Strabain genannt, der auch mit den Königen des Sveareiches verhandelte und als der gelehrteste Mann Gotlands seiner Zeit bezeichnet wird.

Die Gutasagen in gotischer Sprache und die Übersetzung der Gutasagen (schwedisch) stehen auch online zur Verfügung.

Copyright: Herbert Kårlin

torsdag, februari 23

Die Vendel Kirche (Vendels Kyrka) bei Uppsala

Auch wenn die Vendelzeit nach dem gleichnamigen Gebiet Vendel benannt wurde, da man beim Abriss des östlichen Teils der alten bogårdsmuren (Kirchhofmauer) 14 sehr gut erhaltene Bootsgräber (bootsförmige Steingräber) aus der Vendelzeit (500 - 800 nach Christus) fand, so existierte zu jener Epoche ein Gebiet namens Vendel noch gar nicht. Da diese Epoche jedoch noch keinen eigenen Namen hatte, sich der Grabtyp jedoch von dem anderer Epochen unterschied, wurde diese geschichtliche Epoche nach ihrer Fundstelle als Vendelzeit bezeichnet.

Die Vendel Kirche, die zum Uppsala Stift gehört, und etwa 40 Kilometer nördlich von Uppsala liegt, wurde in spätromanischen Stil in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts mit Ziegel erbaut, vermutlich unter der Regierungszeit von Knut Eriksson. Nach einer Legende soll die Vendel Kirche im Jahre 1310 geweiht worden sein, was jedoch geschichtlich nicht bestätigt wurde.

Teile der Kirche, wie auch die Sakristei, stammen noch von der ursprünglichen Kirche, die jedoch im Laufe der Jahrhunderte mehrmals umgebaut wurde. Trotz der Umbauten kann man jedoch noch nahezu jede der Folgeepochen in der Kirche vorfinden und nachvollziehen.

Die ältesten Fragmente der heute noch sichtbaren Malereien an den Wänden des Waffenhauses  stammen aus dem 14. Jahrhundert. Die Wandmalereien, die Sankt Georg mit dem Drachen und die Heilige Katarina darstellen, wurden 1451/1452 von Johannes Iwan gemalt und wurden bei der letzten Restauration der Kirche im Jahre 1930 wieder freigestellt.

Das Taufbecken kam dann im 15. Jahrhundert in die Vendels Kyrka, die Kanzel 1685, etwa zur gleichen Zeit wie der Baldachin und das Antependium. Im 18. Jahrhundert kamen dann auch der Glockenstuhl und der Altaraufsatz hinzu. Die einzige bedeutende Veränderung blieb jedoch erhalten, denn die schmalen Kirchenfenster des Mittelalters waren aufgeschlagen worden, damit die Kirche heller wurde.

Copyright: Herbert Kårlin

onsdag, februari 22

Das Königsgeschlecht Erik Segersäll

Da die Könige des Ynglingaätten der altnordischen Sagenwelt aus verschiedenen Gründen nicht offiziell als Könige Schwedens anerkannt sind, beginnt die offizielle Geschichte der schwedischen Monarchie mit Erik Segersäll, wobei die Gruppe der Könige, die in der direkten Erbfolge auf diesen ersten offiziellen König zurückgehen unter dem Königsgeschlecht Erik Segersäll (Erik Segersälls ätt) geführt werden, andererseits aber auch oft noch unter dem Munsöätten eingeordet wird.

Könige wie Erik XIV., die ab dem 16. Jahrhundert regierten, kannten jedoch nicht die heutige Ordnung und bauten daher bei ihrer Namensgebung auf das Buch von Johannes Magnus, „Historia de omnibus Gothorum Sveonomque regibus“, auf, was bedeutet, dass Erik Segersäll als Erik V. rechnete, auch wenn man heute davon ausgeht, dass Erik Segersäll der erste König dieses Namens war, der über ein größeres und geeinigtes schwedische Reich regierte.

Erik Segersäll soll nach ungesicherten Quellen der Sohn von Björn Eriksson gewesen sein, der einer der unbedeutender Könige des Svealands war und etwa 970 an die Macht gekommen ist. Die Errungenschaft Erik Segersälls war die Einigung Schwedens gegen 990, wobei der König bereits 995 in Gamla Uppsala an „sotdöd“ starb, was sowohl eine Lungenentzündung als auch simple Altersschwäche sein kann.

Im Jahre 995 übernahm der gemeinsame Sohn Erik Segersälls und Sigrid Storrådas, Olof Skötkonung, die Macht, der die Einigung Schwedens zu einem gemeinsamen Reiche fortsetzte und ausdehnte. Olof Skötkonung starb etwa 1022 in Husaby in Västergötland, wo auch sein Sarkophag zu sehen ist.

Anund Jakob, der auch unter dem Namen Emund Kolbränna bekannt ist, stieg, als Sohn von Olof Skötkonung und Estrid av Obotriterna, im Jahre 1022 auf den schwedischen Thron und starb 1050 am gleichen „sotdöd“ wie sein Großvater.

Der letzte Vertreter des Zweiges Erik Segersäll war den der Halbbruder von Anund Jakob, den Olof Skötkonung mit Frillan Edla av Venden hatte, einer offiziell anerkannten Liebhaberin des Königs. Als Emund den gamle (Edmund der Alte), der in der schwedischen Geschichte auch als Emund Slemme auftaucht, im Jahre 1060 erneut dem „sotdöd“ erlag, ging die Königslinie des Geschlechtes Segersäll zu Ende.

Nach dem Tode löste das Stenkilska ätten, das Königsgeschlecht der Stenkil die Linie von Erik Segersäll ab, wobei geschichtlich nicht überliefert ist, ob der neue König Stenkil mit dem vorhergehenden Königsgeschlecht verwandt ist oder aus welchen anderen Gründen er an die Macht kam. Zahlreiche Geschichtswissenschaft gehen daher davon aus, dass Stenkil eine familiäre Beziehung zum Erik Segersäll ätt hat.

Copyright: Herbert Kårlin

tisdag, februari 21

Das Konventikelplakatet verbietet freireligiöse Treffen in Schweden

Am 12. Januar 1726 erließ der schwedische König Fredrik I., auf Druck der schwedischen Priester und Bischöfe, das sogenannte Konventikelplakatet (ein öffentlicher Aushang), das die modern werdenden religiösen Splittergruppen zurück zur wahren protestantischen Kirche führen sollte bevor sie maßgeblich an Einfluss gewannen. Die Ursache des Erlasses ist im damaligen schwedischen Denken zu suchen, nach dem eine Gesellschaft nur Bestand haben konnte, wenn auch eine religiöse Einheit im Land herrschte. Freireligionen jeder Art wurden als Gefahr für den Thron betrachtet, führten aber auch dazu, dass die Gesellschaft  gespalten wird und die Bevölkerung negativen Einflüssen folgt, also der Dekadenz entgegengeht.

Das Konventikelplakat verbot daher jede Art von religiösen Treffen und gemeinsamen Gebeten und erstreckte sich auch auf Privatwohnungen. Die einzige Ausnahmen waren Familienandachten an denen auch ausschließlich die Familie teilnahm. Wer das Verbot nicht beachtete, musste mit sehr hohen Strafen rechnen und konnte mehrere Jahre in der Gefangenschaft verbringen. Wer eine solche Versammlung organisierte, riskierte auf Lebenszeit aus Schweden verwiesen zu werden.

Fredrik I. wollte mit dem Konventikelplakatet vor allem die Ausbreitung des Roparrörelsen und die Frikyrkorörelsen verhindern, die vor allem von der ungebildetsten Schicht häufig aufgenommen wurden und wegen ihrem freiheitlichen Demokratiedenken ein Problem für die streng geregelte protestantische Kirche werden konnte. Die Folgen des Konventikelplakat war daher eine Stärkung der Staatskirche, die nach dieser Verordnung von den Gläubigen eine noch stärkere Unterordnung forderte und sich zu einem System entwickelte, das nicht nur ein Joch für die Landbewohner wurde, sondern ihnen geradezu eine Angst vor der Kirche vermittelte.

Dieser Druck der protestantischen Kirche war ab 1830 auch die Ursache für die große Auswanderungswelle. Die ersten Schweden, die nach Amerika auswanderten, waren vor allem jene, die sich innerlich längst von der Staatskirche gelöst hatten und endlich ihre Religion frei ausüben wollten, gefolgt von jenen, die durch Abgaben und die Erbfolge am verarmen waren.

Ab Beginn des 19. Jahrhunderts häuften sich dann auch die Petitionen, die die Abschaffung des Konventikelplakats forderten, denn nicht jeder, der sich von der Staatskirche abgewandt hatte, wollte auswandern oder hatte die nötigen Mittel. Der Reichstag nahm mehrmals die Diskussion zur Abschaffung der Verordnung auf, aber erst am 26. Oktober 1858, unter Oscar I. wurde das Konventikelplakatet dann aufgehoben und von einem etwas gemilderten Gesetz ersetzt, das jedoch nach wie vor die protestantische Staatskirche in den absoluten Vordergrund setzte.
Copyright: Herbert Kårlin

måndag, februari 20

Der Hamburger Bischof Unni in Schweden

Nach Adam von Bremen wollte der Erzbischof Unni im Jahre 935 oder 936 die Arbeit von Sankt Ansgar in Birka fortsetzen. Als er jedoch dort ankam, das um diese Zeit von einem König Ring regiert wurde, fand er keinerlei Zeichen einer Missionierung mehr. Noch bevor er jedoch den Ort erneut für den katholischen Glauben gewinnen konnte, starb er in Birka. Ohne genauere Erklärung schreibt Adam von Bremen dann, dass Unni in Birka begraben worden sei, sein Kopf sich jedoch im Dom in Bremen zu finden sei.

Als man 1814 den Altar des Doms in Bremen abriss, fand man zwar nicht den Kopf des Erzbischofs, jedoch eine Bleiplatte mit der Inschrift "VNNIS ARCHIEP(is)-C(opus)“. Was diese Bleiplatte tatsächlich bedeutet, kann man nicht mit Sicherheit beantworten, denn der „dritte Apostel des Nordens“, wie Unni oft genannt wird und der von der katholischen Kirche auch als Heiliger betrachtet wird, bleibt in vielen Punkten ein Rätsel.

In Birka wurde sehr ausgiebig nach dem Grab Unnis gesucht, jedoch ohne jeden Erfolg. Das einzige Monument, das auf den Erzbischof hinweisen könnte ist ein Grabhügel von 109 Zentimeter Länge und einer Breite von 57 Zentimeter, der allerdings nicht geöffnet wurde. Auf dem zugehörigen Grabstein findet man ein Kreuz, das nach unten stabförmig verlängert ist. Dies ist der einzige Grund, warum die katholische Kirche daran glaubt, dass an dieser Stelle Unni beerdigt wurde.

Aber auch die Geschichte Gotlands spricht von einem Bischof Unni, der sich nach der Gutasagan längere Zeit auf der Insel aufhielt und daher in Gaitkörku begraben sein kann, der vermutlich ältesten Kirche Gotlands, die über die Biskopsgatu (Bischofsstraße) zur Fardhem kyrka führt, die auf einer früheren Holz- oder Stabkirche aufgebaut wurde. Hinzu kommt, dass mehrere Geschichtswissenschaftler und Archäologen überzeugt sind, dass es auch auf Gotland ein Birka gab.

Nach einer dritten Theorie liegt Erzbischof Unni in einem der beiden Sarkophage vor der Husaby Kyrka, wo der Heilige neben Olof Skötkonung begraben sein soll. Nach der Biskopskrönikan (Bischofschronik) ist Unni der erste Missionar des Västergötlands und wurde dort als Heiliger verehrt. Die wenigen Runen, die man auf dem Grabmonument vor der Kirche findet, reichen jedoch nicht aus, um eine klare Aussage über Unni herleiten zu können.

Wenn man dann noch bedenkt, dass nach den katholischen Archiven der Birka Stift aus dem Jahre 845 auch noch Öland, Gotland, Åland und andere Inseln der Ostsee umfasste, so kann man heute keinerlei Schlussfolgerungen ziehen wo der Erzbischof gestorben ist und wo er begraben liegt., selbst dann nicht, wenn man den Aufzeichnungen Adam von Bremens vollen Glauben schenken sollte. Man kann heute davon ausgehen, dass sowohl Ansgar, als auch Gautbert und Unni sich in Schweden aufgehalten haben und einen Anteil an Missionierung des Landes trugen, aber absolut nichts garantiert, dass nur einer der drei tatsächlich in dem Birka am Mälaren wirkte, das über Jahrhunderte hinweg als das Zentrum Schwedens betrachtet wurde und von dem lange behauptet wurde, dass von hier aus die Christianisierung Schwedens stattfand.
Copyright: Herbert Kårlin

söndag, februari 19

Das Konzil von Örebro in der schwedischen Geschichte

Ein bedeutender Schritt der Reformation in Schweden war die Einberufung eines Konzils in Örebro durch Gustav Vasa. Das Kyrkomöte i Örebro (Konzil von Örebro) wurde Ende 1528 zum kommenden Kyndelsmässodagen (Maria Lichtmess) am 2. Februar 1529 festgelegt, wobei zu diesem ersten schwedischen Konzil ausschließlich Priester und andere kirchliche Würdenträger eingeladen waren.

Zum Konzil in Örebro erschienen 40 katholische und protestantische Kirchendiener, darunter die Bischöfe der religiösen Hochburgen Skara, Strängnäs und Västerås, aber auch mehrere Mönche und Priester. Als Vertreter Gustav Vasas nahmen Olaus Petri und Laurentius Andræ teil, wobei letzterer als Erzbischof das Konzil auch leitete.

Das Konzil war eine Fortsetzung des Västerås recess von 1527, als Gustav Vase sich entschloss die katholische Kirche zu enteignen, wobei der Monarch sich durch das Konzil stärken wollte, ohne jedoch beim Volk einen Aufruhr zu verursachen. Für Gustav Vasa war es daher insbesondere wichtig eine Einigung zwischen den beiden christlichen Strömungen zu finden, sich selbst jedoch gleichzeitig über die Religion zu stellen und durch Erziehung der Bürger die neue Religion durchzusetzen.

Unter dieser Voraussetzung war es auch logisch, dass das Konzil in Örebro kein Durchbruch für die protestantische Religion sein konnte und keine christliche Revolution stattfand. Sämtliche katholische Riten blieben erhalten und sollten nur neu erklärt werden. Aber auch wenn sich dadurch nur sehr wenig änderte, wurde diese Entscheidung von den beiden Fronten, die sich innerhalb der kirchlichen Schicht gebildet hatten, als unzureichend betrachtet. Während die katholisch geprägte Seite die Änderungen als unakzeptabel betrachtete, gingen die geringen Änderungen den modernen Protestanten nicht weit genug, da sie die schwedische Lehre sofort jener Luthers angleichen wollten.

Das Konzil in Örebro regelte indes drei verschiedene Leitlinien mit denen Gustav Vasa die protestantische Lehre in Schweden verankern wollte. Zum einen mussten die Bischöfe dafür sorgen, dass alle Priester und Mönche über die wahren Lehre aufgeklärt wurden und nur noch diese weitergaben. In den Domkirchen musste täglich die Bibel erklärt werden und bei jeder Predigt mussten das Vater unser, das Ave Maria und das Glaubensbekenntnis vorgelesen werden. Der zweite Punkt regelte das Recht der Kirche auf Absolution, gab den Bischöfen die Möglichkeit Priestern die Ehe zu erlauben und forderte die Bischöfe auf die katholischen Feiertage zu reduzieren, damit nur noch Gottes Tage, die der Jungfrau Maria, jene der Aposteln und der jeweilige Kirchenheiligen gefeiert werden. Der dritte Punkt betraf die Zeremonien, die nicht abgeschafft werden sollten, sondern nur in ihrem wahren Sinne erklärt werden mussten.

Auch wenn mit dem Konzil die Zukunft der protestantischen Kirche klargelegt war und Gustav Vasa Abtrünnige bestrafen konnte, so widersetzten sich vor allem die aus Deutschland stammenden Priester der neuen Ordnung. Insbesondere der deutsche Priester Tileman in Stockholm kämpfte mit öffentlichen Predigen gegen die Einführung des protestantischen Glaubens und schwieg erst, als er sich im Gefängnis wiederfand.

Aber der Widerstand kam auch aus zahlreichen anderen Reihen, denn drei Mönche aus Vadstena nahmen am Konzil nur Teil, weil sie dachten, dass dabei der protestantische Glaube verdammt werden sollte. Aber auch der Bischof von Skara, Magnus Haraldi, wollten Gustav Vasa dazu zwingen die neuen Regeln wieder für ungültig zu erklären. Nahezu im ganzen Lande machte sich eine Unruhe breit, wobei der Västgötaherrarnas uppror den König wegen seiner Strebungen sogar absetzen wollte.

Gustav Vasa zeigte jedoch Stärke und beauftragte Olaus Petri und Laurentius Andræ auch gegen den Willen der Abtrünnigen die Reformation durchzusetzen. Die bedeutendsten Aufrührer, so Magnus Heraldi, wurden des Landes verwiesen und durften ihren Fuß nie wieder auf schwedischen Boden setzen. Diese Maßnahmen des Königs zeigten sehr bald Erfolg und selbst jene, die nach wie vor den Katholizismus als den wahren Glauben betrachteten, fügten sich in ihr Los und folgten schliesslich den Regeln des Konzils in Örebro.

Copyright: Herbert Kårlin

lördag, februari 18

Schwedische Kolonien

Im Rahmen der europäischen Kolonialpolitik und den hohen Gewinnen, die mit dem Besitz von Kolonien zusammenhingen, wollte sich auch Schweden eine Scheibe davon abschneiden. Der Erfolg war jedoch relativ gering und nur eine der vier schwedischen Kolonien konnte über eine längere Epoche hinweg überleben. Ob Schweden daher je einen Gewinn aus ihren Kolonien erwirtschaften konnte, ist zweifelhaft, da auch der Sklavenhandel Schweden kaum den angestrebten Gewinn brachte. .

Die ersten beiden Kolonien Schwedens sollten vor allem dem Handel dienen und waren als private Unternehmen deklariert, auch wenn es sich dabei um Monopole handelte, die auf königliche Privilegienbriefe aufbauten.

Die erste schwedische Kolonie wurde von der Nya Sverigekompaniet in Delaware aufgebaut und erhielt den Namen Nya Sverige (1638 - 1655), das Neue Schweden. Die Kolonie wurde im Indianergebiet angelegt mit denen die Schweden auch regen Handel führten. Nach nur 17 Jahren und zahlreichen Schwierigkeiten unterschiedlicher Art wurde Nya Sverige dann von den Holländern erobert, die sich bereits vor den Schweden in nächster Nähe der Kolonie angesiedelt hatten.

Wenige Jahre später erhielt die Afrikanska Kompaniet eine Privilegienbrief zur Gründung einer Kolonie in Afrika, allerdings unter der Voraussetzung der Nya Sverigekompaniet keinerlei Konkurrenz zu machen. Die Kolonie Cabo Corso (1650 - 1658), die eigentlich nur aus einer einzigen Kleinstadt bestand, blieb acht Jahre lang unter schwedischer Leitung, bevor sie an Dänemark ging, die sie ihrerseits einige Jahre später an die Holländer abgeben mussten.

Erst nach über 100 Jahren gelang es Schweden erneut eine afrikanische Kolonie aufzubauen. Dieses Mal kaufte Schweden Saint-Barthélemy (1785 - 1878) von den Franzosen und verwaltete sie über die Svenska Västindiska Kompaniet.  Nach 93 Jahren wurde diese Kompanie wieder an Frankreich verkauft, da sie Schweden bei weitem nicht den erhofften Gewinn brachte, nicht zuletzt wegen dem Druck der anderen kolonialen Grossmächte.

Die vierte und letzte schwedische Kolonie bestand im Grunde nur auf dem Papier, da Großbritannien Karl XIII. für seine Unterstützung im Napoleonkrieg Guadeloupe für 14 Monate überließ. Tatsächlich steuerte jedoch nach wie vor ein britischer Gouverneur die Besetzung. Als die Insel nach dem Frieden von Paris im Jahre 1814 zurück an Frankreich fiel, wurde das schwedische Königshaus mit dem Guadeloupefonden für den Verlust abgefunden.

Copyright: Herbert Kårlin

fredag, februari 17

Anna Eriksdotter, eine geistig verwirrte Frau wird zur Hexe

Anna Eriksdotter, die allgemein nur Sotpackan (Rußpack) genannt wurde, war die letzte Hexe, die in Schweden am 15. Juni 1704 hingerichtet wurde, obwohl das Berufungsgericht der Meinung war, dass Anna Eriksdotter verwirrt war und sie auch wegen ihres hohen Alters von 80 Jahren begnadigt werden sollte. Karl XII. lehnte jedoch die Begnadigung ab und ließ Anna Eriksdotter köpfen.

Anna Eriksdotter war 1680 nach Lista bei Eskilstuna gezogen, wo sie vom ersten Tag an als Hexe betrachtet wurde, weil sie Blutungen stoppen konnte und ein ausgezeichnetes Verhältnis zu Tieren hatte. In Lista arbeitete sie bis 1704 beim Dorfpriester als Magd, wurde dann aber mit 80 Jahren gekündigt. Bei der Kündigung sagte sie zum Priester, dass sie ihn einmal verzaubert hatte, damit er seine Predigt nicht halten konnte. Dies führte natürlich unmittelbar zur Anklage wegen Hexerei.

Da man im Dorf schon lange über die Zauberei von Anna Eriksdotter geredet hatte, kam zur Anklage des Priester dann natürlich eine weitere hinzu, dass sie nämlich Nils Jonsson blind, taub und stumm gezaubert hatte, weil er ihr einmal den Tabak verweigert haben sollte. Die Geschichte spielte sich jedoch etwas anders ab, was während der Verhandlung auch niemand bestritt.

Als Nils Jonsson während eines Gesprächs mit der Witwe Karin einen Schlaganfall erlitt, bei dem eine Gesichtshälfte erlahmte und er die Sprache verlor, gab er an einen Windhauch auf dieser Wange gespürt zu haben. Da er glaubte, dass Anna Eriksdotter außerordentliche Kräfte hatte, ließ er sie rufen und bat sie die Verbannung zu beseitigen. Ob Anna ihm etwas gab, weiß man nicht, aber sie sagte ihm, dass er sich am nächsten Tag wieder besser fühlen würde, was auch tatsächlich zutraf, denn am nächsten Morgen konnte er wieder sprechen und die Gesichtsmuskulatur begann wieder zu arbeiten.

Diese Geschichte wurde von mehreren Zeugen bestätigt, wobei Anna Eriksdotter jedoch bei ihrer Befragung ihr Todesurteil unterschrieb. Sie gab nämlich zu, dass sie sie ihre Künste etwas angewendet hätte, weil sich Nils so widrig benommen hätte. Sie gab dann auch zu seit der jüngsten Kindheit im Dienste des Teufels gestanden zu haben und, unter anderem, Wölfe herbeigezaubert zu haben, die die Schafe des Nachbarn überfielen. Außerdem wäre sie mit ihrer Mutter mit einem Kalb durch den Schornstein zum Blåkulla geflogen.    

Was Anna Eriksdotter zu diesen Aussagen brachte, wurde nicht überliefert, aber im Gefängnis führte sie ein frommes Leben und erklärte, dass ihre Aussagen vor Gericht natürlich nicht stimmten, da sie gar nicht hexen könne. Allerdings half ihr das beim Häradsrätten, dem damals untersten Gerichtshof in ländlichen Gegenden, nicht sehr viel, denn sie wurde dennoch zum Tode verurteilt.

Bei der nächsten Instanz, dem Hovrätten, wurde Anna Eriksdotter dann begnadigt, da die Richter sagten, dass Anna völlig verwirrt sei und ihre Aussagen daher wenig glaubwürdig wären. Außerdem sei Anna Eriksdotter so alt, dass sie ohnehin bald sterben würde und eine Gnade daher angemessen sei. Der König wollte jedoch von Gnade nichts wissen und ließ Anna Eriksdotter hinrichten. 30 Jahre später wurde dann die Todesstrafe für Hexerei abgeschafft und die schwedische Hexenverfolgung ging endgültig dem Ende entgegen.

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torsdag, februari 16

Olaus Petri und die schwedische Reformation

Olaus Petri (6.1.1493 - 19.4.1552), der eigentlich Olof Pettersson hieß und als Meister Olof bekannt wurde, spielte für die Erneuerung Schwedens im 16. Jahrhundert eine der bedeutendsten Rollen, sowohl als Reformator, als auch als Historiker. Olaus Petri war in Örebro geboren und einer der ersten gelehrten Schweden, die mit der neuen Religion von Martin Luther in Berührung kamen, bei dem er im Auftrage des damaligen Königs, Gustav Vasa, die christliche Lehre studierte.

Gemeinsam mit Laurentius Andræ spielte Olaus Petri beim Konzil in Örebro eine der wichtigsten Rollen bei der Neuerung der Kirchenordnung, wobei Petri, im Gegensatz von Gustav Vasa, nicht die Wirtschaft und Politik des Landes im Vordergrund sah, sondern von der Logik und der Denkweise des Protestantismus überzeugt war.  

Als Olaus Petri 1524 nach Schweden zurückkam und in Strängnäs seine neue Lehre verbreitete, wurde er schnell der Häresie angeklagt, nicht zuletzt auch deswegen, weil er sich als Diakon verheiratete und damit das Zölibat außer Kraft setzte. Da sich selbst Luther erst nach Petri verheiratete, war diese erste Ehe in der Kirchengeschichte eine Provokation der gesamten christlichen Lehre jener Zeit.

Wenn nicht Gustav Vasa die Vorteile der neuen Lehre erkannt hätte und Olaus Petri erst als Stadtschreiber nach Stockholm geholt hätte und ihn dann zum Priester von Stockholm und zum Reichskanzler gemacht hätte, so wäre die Reformation Schwedens mit Sicherheit bereits im Keim erstickt worden und Olaus Petri wäre im Gefängnis gelandet oder hingerichtet worden.

In Stockholm machte sich Olaus Petri unmittelbar an eine neue Kirchenordnung, an eine Sammlung von Psalmen und begann die Bibel neu zu übersetzen. Parallel dazu begann er die gesamte Geschichte Schwedens neu zu schreiben, jedoch, als erster Schwede, nicht mehr unter der Hinsicht, dass die katholischen Kirchengelehrten grundsätzlich Recht hatten. Olaus Petri wollte Tatsachen, Beweise und eine klare Logik.

Mit seinem Geschichtswerk „En svensk krönika“ ging er allerdings selbst seinem Gönner Gustav Vasa zu weit, der das Geschichtswerk einfach verbot, weil Petri auf der Suche nach der wahren Geschichte Schwedens die Vergangenheit des Landes zu kritisch beleuchtete und damit Schweden die Glorifizierung nahm und die Gustav Vasa sehr am Herzen lag. Mehr Erfolg hatte Olaus Petri dagegen mit seinen Gerichtsregeln (Domarregler), einer Art Durchführungsverordnung, die noch heute in die schwedischen und finnischen Gesetze eingehen.

Am 2. Januar 1540 zeigte sich erneut die unterschiedliche Auffassung der Reformation zwischen Olaus Petri und Gustav Vasa. Weil Petri den König nicht von einem Komplott gegen ihn (Krutkonspirationen) berichtet hatte, von dem er ihm Rahmen einer Beichte erfahren hatte, wurde Olaus Petri wegen Hochverrats zum Tode verurteilt. Da eine Hinrichtung des Reformators die Position Gustav Vasas geschwächt hätte, begnadigte Gustav Vasa den zu jener Zeit vermutlich wichtigsten Glaubensmann Schwedens jedoch.

Olaus Petri brach auch mit der katholischen Kultur alle wichtigen Schriften in Latein zu schreiben, sonder griff zum Schwedisch, das seine Werke daher nicht mehr nur Akademikern zugänglich machte, sondern auch der breiten Schicht von Adeligen und Kaufleuten, die Schwedisch lesen konnten. Diese Wandlung zeigte gleichzeitig die Öffnung der Religion zum Volk, das nun nicht mehr von Kirchenmännern in Abstand gehalten wurde.

Mit den Veröffentlichungen von Olaus Petri wurde auch die Macht der Heiligen Birgitta in Schweden gebrochen, die sich in ihren Schriften nicht nur geistigen Angelegenheiten zuwandte, sondern auch die Politik Schwedens steuern wollte. Die Schilderungen der Heiligen von Magnus Eriksson nannte Olaus Petri überinterpretierte parteiische Träume, zumal Birgitta sich bei all ihren Werken auf ihre göttlichen Eingebungen berief ohne je auch nur eine der Eingebungen in Frage zu stellen oder zu überprüfen.

Gegen Ende seines Lebens schrieb Olaus Petri dann im Jahre 1550 auch noch ein kritisches Bibeldrama, die „Tobie comedia“, die damit das erste dramatische Werk in schwedischer Sprache wurde.

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onsdag, februari 15

Eskil Magnusson für Recht und Gesetz in Schweden

Eskil Magnusson, ein Halbbruder von Birger jarl, tauchte in der schwedischen Geschichte erstmals unter der Regierung von Knut Eriksson auf und war spätestens ab 1217 ein Lagman (Rechtsgelehrter) in Västergötland. Dieser Rechtsgelehrte gilt auch als der Verfasser der Västgötalagen und war damit der erste Lagman Schwedens, der die Regionalgesetze des Västergötland nicht mehr nur mündlich weitergab, sondern eine Gesetzessammlung erstellte, die überall in der Region galt und für alle Urteile des Things (Ältestenrates) und vor allem das "Alla Götars Ting" in Skara die gleichen Strafen festsetzte.

Die Macht von Eskil Magnusson, der der Sohn von Magnus Minnisköld war, der vor ihm ebenfalls als Lagman tätig war, hatte eine bedeutende Rolle in der Gesellschaft des Västergötland, da er nicht nur als Berater bei allen rechtlichen Verfahren tätig war, dessen Worte hoch geschätzt wurden, sondern weil er gleichzeitig bei wichtigen politischen Fragen zu Rat gezogen wurde.

So war, zumindest nach Adam von Bremen und Snorre Sturlasson, Eskil Magnusson auch der Berater des norwegischen Königs Håkan Håkansson und des schwedischen Königs Erik Knutsson auf Visingsö, als diese gegen die Ribbungarnas in Krieg zogen, die vom Värmland aus regelmäßig das norwegische Reich plünderten. Auf Grund seines Ratschlags wurden die Ribbungarna bei der Schlacht „Slaget vid Gestilren“ besiegt, was die Verhältnisse zwischen Norwegen und Schweden bedeutend verbesserte. Das bei der Schlacht eroberte Banner schenkte Eskil Magnusson im Jahre 1219 seinem isländischen Berufskollegen Snorre Sturlasson.

Wie Eskil Magnusson nach Västergötland kam und ab wann er dort als Rechtsgelehrter anerkannt wurde, ist unbekannt, denn es war zu dieser Zeit ungewöhnlich, dass jemandem aus der Nachbarregion eine so bedeutende Aufgabe übertragen wurde. Aber immerhin wurde Eskil Magnusson damit der erste Einwanderer, der über die Gesetze des Västergötland entscheiden konnte. Vielleicht lag die Vergabe dieser wichtigen Aufgabe aber auch daran, dass der Gelehrte Latein beherrschte und Zugang zu den einflussreichsten Personen des damaligen Sveareiches hatte, die sich in dieser Epoche vor allem am Vänern (Vänersee) aufhielten. Es ist auch möglich, dass Eskil Magnusson durch seinen Einfluss erreichen konnte, dass die Könige von Västergötland aus dem Sveareich kommen mussten. Da die Quellen hinsichtlich Eskil Magnisson nicht unbedingt als gesichert gelten, kann man natürlich nur von Theorien ausgehen ohne die Wahrheit je zu erfahren.

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tisdag, februari 14

Die Hedareds Stavkyrka (Hedareds Stabkirche)

Die Hedareds Stabkirche (Hedareds Stavkyrka) ist die einzige noch erhaltene Stabkirche Schwedens aus dem Mittelalter und liegt in der Nähe des Ortes Sandhults im Västra Götaland. Da das Holz für den Bau der heutigen Kirche erst gegen das Jahr 1500 geschlagen wurde, einer Zeit, als in Schweden nur noch Steinkirchen gebaut wurden, wollten die Bauherren vermutlich die vorher am gleichen Platz stehende Stabkirche wieder originalgetreu aufbauen. Die Gründe dafür sind allerdings unbekannt.

Die Hedareds Stabkirche gehört zu den einfacheren Stabkirchen im Haltedalenstil, die vor allem Ende des 12. Jahrhunderts in Schweden erbaut wurden. Bevor man mit Analysen das Alter des Holzes feststellen konnte, nahm man deshalb grundsätzlich an, dass die Hedareds Stavkyrka bis in diese Zeit zurückreicht. Die Wahrheit ist jedoch, dass sie zu Beginn des 16. Jahrhunderts relativ originalgetreu nachgebaut wurde. Da man keine alten Pläne der ursprünglichen Stabkirche kennt, ist jedoch auch dies nur eine Theorie.

Auch wenn die Struktur der Hedareds Stabkirche mit seinen Eichenbrettern und den vertikalen Pfählen, die gegen das Jahr 1500 geschlagen wurden, der ursprünglichen Kirche vermutlich relativ nahe kommt, so kamen bei der Renovierung im Jahre 1781 dann dennoch einige Änderungen hinzu, denn die vorherigen Kirche aus dem 16. Jahrhundert hatte weder ein Waffenhaus, das 1901 wieder abgerissen wurde, noch die beiden Fenster, die man heute noch findet. Ohne ursprüngliche Baupläne oder Zeichnungen der alten Kirche ist auch nicht exakt zu sagen bis zu welchem Masse man beim Neubau zu Beginn des 16. Jahrhunderts und den Renovierungen in den Jahren 1781 und 1901 dem ursprünglichen Bau nahe kommt. Die Kirche vermittelt jedoch auf jeden Fall einen Eindruck über den Bau von Stabkirchen in Schweden.

Natürlich ist es auch nicht absolut sicher, dass die Hedareds Stabkirche, die man heute sieht, an der gleichen Stelle erbaut wurde wie die vorhergehende Kirche, was jedoch kulturgeschichtlich auch keine große Rolle spielt. Was jedoch für diese Theorie spricht, ist ein altes Altarbild, das man 1934 an einer Außenwand fand und eine Jungfrau Maria, die Ende des 14. Jahrhunderts gemalt wurde.

Weitere Indizien für diese Theorie sind zwei Madonnenbilder und ein Gemälde von Franz von Assisi, die spätestens zu Beginn des 14. Jahrhunderts entstanden, ein französisches Kruzifix aus dem 12. Jahrhundert und ein Kelch aus dem 13. Jahrhundert.

Die anderen Teile der Hedareds Stabkirche stammen mit Sicherheit erst aus einer späteren Epoche und können erst nach dem Neubau der Stabkirche im 16. Jahrhundert datiert werden. Auch die Theorie, dass diese Kirche ihre Ahnen bereits im 11. Jahrhundert haben sollte, können wissenschaftlich nicht bestätigt werden. Hinzu kommt, dass die Hedareds Stabkirche im Jahre 1288 zum ersten Mal schriftlich erwähnt wurde und schon deshalb maximal bis ins 12. Jahrhundert zurückreichen kann und die erste Kirche daher erst am Ende der Epoche der Stabkirchen erbaut worden sein kann.

Nicht weit von der Stabkirche entfernt liegt auch das Labyrint von Hedared, dessen Funktion nicht bekannt ist und oft als eine Art Burg bezeichnet wird. Dieses Labyrinth hat jedoch nichts mit der Hedared Stavkyrka zu tun.

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måndag, februari 13

Die Bromme-Kultur in Schweden

Die Bromme-Kultur, in Deutschland auch oft Lyngby-Kultur genannt, bezeichnet die Schlussphase der Älteren Steinzeit (Paläolithikum) und umfasst die Zeitspanne zwischen 11.500 bis 10.500 vor Christus. Ihren Namen bekam sie vom dänischen Amateur-Archäologen Erik Westerby, der im Jahre 1944 eine Ansiedlung in der Nähe von Sorø (Dänemark) fand, wobei es die zahlreichen Fundstücke später erlaubten die Ausbreitung dieser Kultur sowohl in Norddeutschland als auch bei Segerbro in der Nähe von Malmö nachzuweisen.

Während der Bromme-Kultur entstanden die ersten festen Ansiedlungen auf südschwedischem Raum, was man aus den Resten von gefundenen Häuser, den Feuerstellen und anderen Fundstücken schließen kann. In Schweden bezeichnet man diese Epoche auch oft als die Epoche der Renjäger, da dies die Hauptbeute der damaligen Jäger war. Neben den Renen wurden jedoch auch andere Tiere wie Wildpferde, Biber oder Vielfrass gejagt. Elche, die um diese Zeit bereits in südlicher Regionen nachgewiesen werden konnten, lebten während der Bromme-Kultur jedoch noch nicht in Schweden. 

Die Bromme-Kultur unterscheidet sich von der vorhergehenden Hamburg-Kultur und der folgenden Ahrenburg-Kultur vor allem durch die Anwendung bestimmter Werkzeuge und Waffen. Die in dieser Epoche verwendeten Ahlen (sticklar), Schaber (skrapor), Pfeilköpfe (tångespetsar) und einfacheren Bohrer (borrar) kann man in mehreren Museen Schwedens finden, vor allem jedoch im Nationalmuseum in Kopenhagen, wo die größte Sammlung an Fundstücke aus der Bromme-Kultur aufbewahrt und ausgestellt wird.

Da sich das Klima während der Bromme-Kultur in Schweden erneut abkühlte, ist es nicht sicher, dass Südschweden während der gesamten Epoche bewohnt war oder nur während der etwas wärmeren Phasen, wobei die wenigen Ansiedlungen, die man bisher gefunden hat, sehr wenig darüber aussagen. Zahlreiche Historiker gehen davon aus, dass sich die Ansiedlungen der Bromma-Kultur jeweils dem Klima anpassten und sich Schweden immer wieder entvölkerte oder nur von Jagdgruppen besucht wurde. Falls weitere Ansiedlungen dieser Epoche gefunden werden sollten, so lässt sich unter Umständen die Entwicklung der Bromme-Kultur in Schweden genauer verfolgen.
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söndag, februari 12

Das äldre Västgötalagen, das erste Gesetz in Västergötland

Das äldre Västgötalagen (ältere Gesetz von Västergötland) ist das älteste zusammenhängende Dokument Schwedens, das auch in schwedischer Sprache verfasst wurde und ist damit auch die erste komplette Gesetzessammlung des Landes, auch wenn das älteste Gesetz als solches vermutlich der Forsaringen aus dem Hälsingland ist. Wie der Name schon sagt, ist das Västgötagesetz eine Sammlung an regional gültigen Gesetzen (Landskapslag), wobei man bei Regionalgesetzen insbesondere zwischen Götagesetzen und Sveagesetzen unterscheidet.

Das ältere Västgötagesetz (Västgötalagen), das nur in Fragmenten erhalten ist, wird von der Königlichen Bibliothek in Stockholm aufbewahrt und wurde vermutlich gegen das Jahr 1220 von Birger jarls älterem Halbbruder Eskil Magnusson verfasst, der um diese Zeit der oberste Richter in Västergötland war. Nur 60 Jahre später wurde dieses äldre Västgötalagen vollkommen neu bearbeitet und dann 1281 als das yngre Västgötalagen handschriftlich aufgezeichnet. Auch dieses Gesetz wird von der Königlichen Bibliothek aufbewahrt, ist jedoch in modernisierter Form allgemein zugänglich.

Auch wenn man beim alten Västgötagesetz von einem Buch spricht und einer Gesetzessammlung, so darf man dies natürlich nicht mit heutigem Maßstab sehen, denn bei dieser Gesetzessammlung handelt es sich um 47 Blatt, die in gotischer Handschrift beschrieben wurden, wobei das Kirchengesetz (kyrkobalken) und das Königsgesetz eine bedeutende Rolle einnahmen. Für das Zivilrecht und das Strafrecht fanden daher relativ wenig Platz.

Die meist diskutierte Aussage des Västgötalagen ist der Satz "Sveær egho konong at taka ok sva vrækæ", was von der Mehrheit der Geschichtswissenschaftler so interpretiert wird, dass die "sveær", also die Svear, das Recht haben den König des Västergötland zu wählen, eine Aussage, die von einer Gruppe an Geschichtswissenschaftlern in Westschweden nicht getragen wird, die das Wort "sveær" mit Schweden übersetzen, was einen völlig anderen Sinn gibt. Da jedoch der Begriff „svenskar“ für alle Bewohner des Landes erst im 15. Jahrhundert in schriftlichen Quellen gefunden werden kann, ist es wahrscheinlich, dass der König in Västergötland grundsätzlich vom Sveareich eingesetzt wurde, auch wenn es hierfür keinerlei geschichtliche Beweise gibt. 
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lördag, februari 11

Die schwedischen Kreuzzüge

Wenn man in der schwedischen Geschichte von den Kreuzzügen spricht, so unterscheidet man die Kreuzzüge in das Heilige Land, die alle unter der Aufsicht des Papstes standen und die rein schwedischen Kreuzzüge, die sich gegen Finnland, Russland und Estland richteten und bei denen die Christianisierung eigentlich nur eine kleinere Rolle spielte, sonder eher eine militärische Aktion im Vordergrund stand.

Schweden wollte sich durch die Eroberung das baltischen Raumes, Finnlands und Teilen Russlands zu einem Großreich entwickeln und machte damit vor allem Dänemark, aber auch Deutschland Konkurrenz um die Macht des Ostseeraums. Indem Schweden zu Kreuzzügen gegen die andersgläubigen Nachbarn aufbrach und nicht zu einem Krieg, so konnten weder Deutschland noch Dänemark eingreifen ohne sich den Papst zum Feinde zu machen. Vor allem die Kreuzritterorden im nordischen Raum mussten in diesem Fall gute Mine zum Spiel der Schweden machen, denn sie konnten nicht beweisen, dass Schweden in Wirklichkeit als Kriegsnation in die Nachbarländer aufbrach.

Der erste Kreuzzug Schwedens, der jedoch nicht schriftlich bestätigt ist, führte gegen 1150 nach Finnland und endete damit, dass erst Finnland und später auch das Tavastland in das schwedische Reich integriert wurden. Dieser Kreuzzug nach Finnland soll von Erik den helige (Erich dem Heiligen) in Begleitung eines Bischofs Henrik erfolgt sein. Während man diesen Feldzug, unter christlich gesteuerter Geschichtsschreibung, als Kreuzzug bezeichnete, gehen die modernen Geschichtsforscher mangels schriftlicher Quellen davon aus, dass es sich eher um einen Überfall auf Finnland handelte.

Das Tavastland wurde bei diesem ersten Kreuzzug gegen Finnland nicht eingenommen, sondern schloss sich Schweden an, da die Situation zwischen zwei Fronten sonst eine sichere Vorherrschaft Russlands bedeutet hätte. Allerdings kehrte sich das Tavastland bereits 1230 wieder von Schweden ab, was dazu führte, dass der Papst Gregorius IX. im Jahre 1237 die Schweden zu einem Kreuzzug gegen das Tavastland aufrief. In welchem Jahr dieser Kreuzzug dann tatsächlich statt fand, ist heute nicht mehr zu sagen, wobei die Erikskrönikan diesen ersten nachweislichen Kreuzzug der Schweden allerdings auf das Jahr 1240 legte.

Auch der Kreuzzug von Johan Sverkersson im Jahre 1220 nach Estland gleicht weniger einem Kreuzzug, sondern einem unter christlichem Mantel versteckten Kriegszug, da das Estland um diese Zeit offiziell bereits christianisiert war. Johann Sverkersson zog daher, gemeinsam mit jarl Karl Döve und dem Bischof aus Linköping, Karl Magnusson, durch das Land, ließ überall Kirchen bauen und machte das Volk durch Zwangstaufen zu Katholiken.

Dass Johan Sverkersson nach der Eroberung Rotalias kaum Krieger im Land zurückließ, da er keine Gefahr mehr aus Estland sah, zeigte sich jedoch als großer Fehler, denn am 8. August 1220 griff eine Truppe aus Ösel die zurückgeblieben Schweden an und töteten sie bis auf den letzten Mann. Anschließend schlugen sich dann nur noch Deutsche und Dänen um Estland, das für die Schweden damit verloren war.

Ab 1239 versuchten die Schweden dann auch die russischen Reiche in Novgorod einzunehmen, was jedoch bei der Schlacht an der Neva eher in einem Fiasko endete. Birger Jarl erreichte es jedoch, dass der Papst Alexander IV. später einem neuen Kreuzzug gegen Novgorod zustimmte, der jedoch ebenfalls ohne großen Erfolg von Schwedischer Seite endete. Es folgten dann 30 Jahre an Kämpfen zwischen schwedischen und russischen Heeren, die letztendlich damit endeten, dass die Schweden zwar eine Festung in Viborg hatten und damit auf russischen Raum vorgedrungen waren, aber Novgorod im russischen Reich belassen mussten, was 1323 dann mit dem Frieden in Nöteborg besiegelt wurde.

Als 1340 die Lage mit dem russischen Novgorod immer noch nicht zu Schwedens Gunsten geklärt war, jedoch unter den nordischen Reichen unter Magnus Eriksson eine große Ruhe eingetreten war, begann die Heilige Birgitta von einem Kreuzzug gegen Novgorod zu predigen, was Magnus Eriksson dann 1348 dazu erneut dazu zwang gegen Russland in den Krieg zu ziehen. Der Erfolg und die Einname von Nöteborg war jedoch von kurzer Dauer und die Kämpfe setzten in verminderter Kraft bis 1349 fort. Der Einzug der Pest und die zahlreichen Toten im schwedischen Raum machten eine Fortsetzung der kriegerischen Handlungen kaum möglich und als Magnus Eriksson dann 1350 den Papst Clemens VI. zu einem neuen Kreuzzug überreden konnte, in der Hoffnung, dass sich alle katholischen Heere der Kreuzritter anschließen würden, war das Echo so gering, dass 1351 die Kampfhandlungen eingestellt wurden, noch bevor ein neuer Kreuzzug in Gang gekommen war.

Der letzte schwedische Kreuzzug, der 1496 von Papst Alexander VI. ausgerufen wurde ging erneut gegen Novgorod, führte jedoch zu keinen besonderen Erfolgen, zumal große Teile Schwedens wenig später von Dänemark erobert wurden und in Schweden die katholische Dominanz seinem Ende entgegen ging. Mit Gustav Vasa und Olaus Petri setzte dann die Reformation ein und Kreuzzügen jeder Art kamen in Schweden nicht mehr ins Gespräch.


Copyright: Herbert Kårlin

fredag, februari 10

Eric Clauesson, Ketzer oder Hexenmeister

Im Verhältnis zu den europäischen Hexenverfolgungen wurde in Schweden sehr früh der erste Hexenmeister verbrannt, wobei man bei diesem ersten Fall, der als einer der wenigen Fälle des Landes noch während der katholischen Epoche stattfand, die Verurteilung vermutlich mehr auf Häresie beruhte als auf Zauberei, da der Gerichtshof keinen Unterschied zwischen dem Teufel und dem Gott Oden (Odin) der nordischen Mythologie machte.

Eric Clauesson, ein Diener des Gutsbesitzers Hans Persson in Värmdö beging im Grunde zwei unterschiedliche Verbrechen. Zum einen stahl er regelmäßig Geld von seinem Herren, das er im Garten vergrub, zum anderen flehte er Odin an ihm aus der Armut und der Not zu helfen. Sein Fehler war daher nicht den christlichen Gott anzuflehen, sondern sein Schicksal in die Hände der „heidnischen“ Götter zu legen.

Als Eric Clauesson von seinem Herren beim Stehlen erwischt wurde, gab er dies vor Gericht sofort zu, erklärte jedoch gleichzeitig, dass er jede Woche Odin getroffen habe, der ihm seine Hilfe zugesagt hatte. Für die Richter hatte Clauesson natürlich keinen, in ihren Augen, nicht existierenden Gott getroffen, sondern den Teufel, wobei die Gerichtsakten vom Teufel sprechen, die Stadt Stockholm indes Odin aufführt.

Das Gericht befand Eric Clauesson im Jahre 1492 für schuldig und verurteilte ihn wegen Diebstahl zum Tode, wobei sein Kopf anschließend zur Abschreckung auf einem Pfahl befestigt werden sollte. Wegen Hexerei sollte er zusätzlich auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden. Da ein Vergehen gegen Gott in dieser Zeit strenger bestraft wurde als ein Diebstahl, wurde bei Clauesson nur die bedeutendere Strafe durchgeführt, das heißt, er wurde als einer der wenigen Personen in Schweden noch lebend auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Die Trennung zwischen Hexenprozess und Prozess wegen Häresie ist in diesem Fall sehr schwer auseinanderzuhalten, da im Zusammenhang mit diesem Prozess auch erstmal von neun Reisen des Täters zum Blåkulla geredet wurde, dem legendären Treffpunkt der Hexen. Für viele Geschichtswissenschaftler zeigt dieser erste Hexenprozess in Schweden weniger den Beginn einer Hexenverfolgung, sondern vielmehr einen Beweis dafür, dass die alten Götter der Mythologie für viele einfache Menschen weiterlebten, da die alten Götter in ihrem Denken greifbar waren und nicht in einer geistigen Welt gesucht werden mussten.
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torsdag, februari 9

Die älteste Steinkirche Schwedens: Herrestads Kyrka

Im 12. Jahrhundert wurden Stabkirchen und andere Holzkirchen immer mehr von Steinkirchen ersetzt. Auch wenn man heute nicht mehr genau sagen kann wo die ersten Kirchengebäude aus Stein entstanden sind und man annimmt, dass die erste Steinkirche Schwedens am Varnhem Kloster errichtet war, so findet man heute die drei ältesten noch erhaltenen Kirchen am Vättern und zwei davon in der Nähe von Linköping, das im Mittelalter eine bedeutende Rolle in der Kirchengeschichte Schwedens spielte und im 12. Jahrhundert als ein christliches Zentrum Schwedens betrachtet werden kann.

Wissenschaftliche Untersuchungen der Herrestads Kyrka, der Öreberga Kyrka und der Husaby Kyrka, die alle drei etwa um die gleiche Zeit erbaut wurden, zeigten, dass die Herrestads Kyrka die älteste der drei Kirchen ist und damit auch die offiziell älteste Steinkirche Schwedens ist. Die Türme aller drei Kirchen lassen darauf schließen, dass sie alle drei von Handwerkern aus Deutschland gebaut wurden, da der Turmbau um diese Zeit in Schweden unbekannt war.

Die Bäume für den Dachstuhl der Herrestads Kyrka wurden gegen 1112 geschlagen, mit Ausnahme des Firstbalken, der bereits im Jahre 867 geschlagen wurde. Da auch ein christliches Grabmal (Eskilstunakista) in der Nähe der Kirche gefunden wurde, nimmt man an, dass die Steinkirche eine Stabkirche ersetzte, die bereits im 9. Jahrhundert an dieser Stelle errichtet wurde und die Bewohner der Umgebung etwa zur gleichen Zeit christianisiert wurden als Sankt Ansgar Birka besuchte.

Auch wenn das Kirchengebäude als solches aus dem 12. Jahrhundert stammt, und auch im gleichen Jahrhundert noch seinen Turm bekam, so entwickelte sich das heute sichtbare Gebäude und seine Einrichtung über Jahrhunderte hinweg und verwandelte sich von einer katholischen Kirche in eine protestantische. Zu Beginn war die Kirche weder mit einem Putz versehen, noch hatte sie eine Decke oder eine Sakristei. Und selbst die Fundstücke aus dem 12. Jahrhundert findet man heute nicht mehr in der Herrestads Kyrka, sondern im Historischen Museum in Stockholm.

Die Anbauten wie Sakristei und die Inneneinrichtung der Kirche kamen überwiegend zwischen dem 14. und dem 18. Jahrhundert hinzu, wobei die Ziegelgewölbe im 15. Jahrhundert entstanden und von den gleichen Arbeitern stammen, die das Klostergebäude in Vadstena errichteten. Diese Zeichen sind die letzten der Kirche, die noch aus der katholischen Zeit Schwedens zeugen.

Über die Ausschmückung der Herrestads Kirche, das Kirchensilber oder andere Kunstgegenstände der katholischen Zeit, kann man sehr wenig sagen, da Gustav Vasa im Jahre 1540 alles beschlagnahmte, was irgend einen Wert hatte. So ist, zum Beispiel die auch Kanzel, die 1688 hinzukam, bereits für die protestantische Kirche gebaut worden. Ähnliches gilt für die Altartafeln und die Orgel, Elemente, die es in der katholischen Kirche nicht gab.

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onsdag, februari 8

Steinsetzungen in Schweden

Zwischen der jüngeren Bronzezeit (ab 1000 vor Christus) bis zur jüngeren Eisenzeit, also der Epoche der Wikinger, waren Steinsetzungen die üblichste Grabart in Schweden, das heißt dass der Tote (oder seine Asche) mit Steinen bedeckt wurde. Meist wurde ein kleiner kreisrunder und mehrschichtiger Steinbau als Grab geschaffen.

Die Steinsetzung unterscheidet sich von den Grabhügeln vor allem dadurch, dass sie keine Spitze hatten, sondern relativ flach waren. Oft wurden Steingräber zusätzlich mit Erde oder Sand bedeckt, was dazu führte, dass sie sich alle früher oder später der Natur anpassten und mit Gras, Büschen und Bäumen überwuchsen. Dies ist auch einer der Gründe, warum sie sehr schwer zu entdecken sind, da Wurzeln und Tiere natürlich auch den typischen Grabbau veränderten. Viele Steinsetzungen sind heute kaum noch von einer Steinansammlung zu unterscheiden, die Landwirte beim Roden ihrer Grundstücke anlegten.

Oft sind Steinsetzungen nur daran zu erkennen, dass man bei den Steinansammlungen auch die Kantensteine oder eine Art Steinspitzen findet, die das Grab einst umgaben. Bei einigen Steinsetzungen Schwedens konnte man auch verbrannte Knochen, Scherben von Gefäßen oder einfachen Schmuck finden, was die Bestimmung eines Grabes natürlich erleichterte.


Je nach Gegend und Epoche kann man mehrere Arten von Steinsetzungen unterscheiden, wobei lediglich die runde Steinsetzung mehr oder weniger überall und zu allen Epochen nachgewiesen werden kann. Bei dieser Art von Steinsetzung kann man das Alter oft durch die Wahl der Steine und die Größe der Steinsetzung bestimmen oder einschätzen.

Quadratische Steinsetzungen waren vor allem während der älteren Eisenzeit üblich, wobei es auch hier mehrere Varianten gibt, die nur ein Archäologe unterschieden kann. Die Wikinger, sowohl heidnische als auch christliche, neigten vor allem zu rechteckigen Steinsetzungen in denen man auch oft Gebeine fand. Weitaus seltener und nur lokal sind die Treudd-Steinsetzungen, die wie dreistrahlige Sterne aussehen. Diese Gräber wurden vor allem in Småland und am Mälaren gefunden und kommen aus der Zeit der Vendel und der Wikinger. Eine weitere, relativ häufige Form sind Steinsetzungen in Schiffsform, ohne dass diese jedoch mit Schiffssetzungen verwechselt werden dürfen.

Diese Einteilungen an Steinsetzungen sind natürlich rein wissenschaftlich und nach Häufigkeit der Fundstellen zu sehen, denn man hat auch jede andere nur denkbare Art an Steinsetzungen in Schweden gefunden, die in keinerlei Schema oder System passen.

Copyright: Herbert Kårlin