fredag, juni 22

Die mittelalterliche Stadt Kungahälla

Die mittelalterliche Stadt Kungahälle, nur wenige Kilometer von Göteborg entfernt, spielte in der schwedischen Geschichte eine bedeutende Rolle, wenn auch auf der Seite Norwegens. Erst mit dem Frieden von Roskilde, nach 700 Jahre Existenz, kam Kungahälla, das mittlerweile allerdings jede Bedeutung verloren hatte, zu Schweden.

Kungahälla wird bereits vor dem Jahre 1000 genannt und ist damit kaum jünger als Lödöse und gilt als die älteste Stadt des Bohuslän. Sehr schnell entwickelte sich Kungahälle zur strategisch wichtigsten Stadt des norwegischen Reiches und entwickelte sich im Mittelalter zeitweise auch zur größten Stadt Norwegens.

Nach Snorre Sturlasson trafen sich bereits 998 der norwegische König Olav Tryggvason mit der schwedischen Königin Sigrid Storråda in Kungahälla um über eine eventuelle Hochzeit zu diskutieren, die jedoch platzte, weil sich Sigrid weigerte den christlichen Glauben anzunehmen. Dies sollte zu den ersten offiziell genannten politischen Schwierigkeiten zwischen Schweden und Norwegen geführt haben.

1025 sollen sich der schwedische König Anund Jakob in Kungahälla mit dem norwegischen König Olav dem Heiligen getroffen haben um gemeinsam gegen den dänischen Feind zu ziehen. Obwohl die beiden Könige mit 420 Schiffen aufgebrochen waren, gewann die Schlacht bei Helge ä in Skåne, der dänische König Knut der Große.

Im Jahre 1101 soll ebenfalls in Kungahälla das Treffen der drei nordischen Könige Inge den äldre (Schweden), Magnus Barfot (Norwegen) und Erik Ejegod (Dänemark) stattgefunden haben, das zu einem Friedensvertrag zwischen den drei nordischen Reichen geführt hat.

Bereits Mitte des 12. Jahrhunderts fand man in Kungahälla ein Augustinerkloster und eine Festung mit Wallgraben, dessen Lage noch heute diskutiert wird und sich vermutlich auf dem Klosterkullen befand, da die junge Stadt unter ständiger Bedrohung gestanden hat.

Am 10. August 1135 haben die Venden unter Herzog Ratibor Kungahälla überfallen, dabei die Kirche und die Festung dem Erdboden gleichgemacht und die Stadt geplündert, wobei Ratibor bei diesem Anlass auch den Heiligen Schrein „Camminskrinet“ mit einem Relikt des Kreuzes, an das Jesus geschlagen wurde, mitnahm. Das Relikt wurde später, allerdings ohne Schrein, in Polen wiedergefunden.

Im 13. Jahrhundert verstärkte der norwegische König Håkan Håkansson die Ringmauer um Kungahälla, was nicht nur die mittelalterliche Stadt besser schützte, sondern auch den Nordre älv zur sicheren Grenze nach Norwegen machte.

Als im 14. Jahrhundert dann die Bohus Fästning gebaut wurde, verlor Kungahälle immer mehr an Bedeutung und wurde bei fast allen wichtigen Aufgaben von Kungälv ersetzt, das zu Füssen der Festung lag. 1368 wurde Kungahälla dann auch noch während des Handelskriegs mit der Hanse abgebrannt, was die Stadt bereits so schwächte, dass man kaum noch von einer Stadt sprechen konnte.

Als dann die Schweden im 1612 Kungahälla erneut niederbrannten, wurde der Ort nicht mehr aufgebaut und die Gegend wurde zur landwirtschaftlichen Fläche mit einigen wenigen Häusern. 1613 wurde dann, im Auftrage des norwegischen Königs Kristian IV., Kungahälla verlassen und nach Ny-Kungälv verlagert, das unter den Schutz der Bohus Fästing gestellt war.

Beim Frieden von Roskilde im Jahre 1658 gingen dann Kungahälle, Kungälv und die Bohus Fästning an Schweden und die mittelalterliche Stadt verlor bei dieser Gelegenheit auch sämtliche Handelsrechte mit dem Ausland.

Heute sieht man bei einem Besuch von Kungahälla nur noch sehr wenige Spuren der Vergangenheit und selbst die Funde der Ausgrabungen, die ab 2009 erfolgten, liegen noch überwiegend in Kellerregalen. Einen Eindruck aus dieser Epoche bieten noch die sogenannten Kungahälla Medeltidsdagar, die jedes Jahr auf der Bohus Fästning stattfinden.


Copyright: Herbert Kårlin

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