söndag, november 11

Katarina Karlsdotter (Gumsehuvud), Königin Schwedens

Katarina Karlsdotter (Gumsehuvud), die Tochter des Reichsrats Karl Gumsehuvud und Märta Aspenäsättens wurde im Jahre 1418 geboren und gehört zu den Königinnen Schwedens, die politisch keinerlei Einfluss ausübten, was bei Katarina Karlsdotter auch glaubhaft klingt, da sie, nach dem Tod von Birgitta Turesdotter (Bielke), die zweite Ehefrau des Reichsrats Karl Knutsson (Bonde) wurde und nur kurze Zeit Königin war.

Katarina heiratete Karl Knutsson am 5. Oktober 1438 in Stockholm, und wurde erst am 20. Juni 1448 zur Königin des Landes, als aus ihrem Mann, dem Reichsvorstand, der neue König Schwedens geworden war. Am 2. Juli 1448, drei Tage nach der Krönung ihres Ehemannes, wurde auch Katarina Karlsdotter in der Domkirche in Uppsala vom Erzbischof Jöns Bengtsson zur Königin gekrönt.

Allerdings sollte Katarina Karlsdotter nicht lange Königin bleiben, denn bereits zwei Jahre nach der Krönung, am 7. September 1450, starb sie an der Pest. Der König ließ sie am 17. Januar 1451 in der Klosterkirche Vadstena im sogenannten Vårfrukoret begraben, dem Teil der Kirche, den er selbst erbauen ließ.

Die Ehe zwischen Katarina Karlsdotter und Karl Knutsson wird in der Geschichte als sehr glücklich beschrieben und die Königin als sehr offen, die immer freundlich und gut gelaunt war und versuchte es jedem Gast gerecht zu machen und Notleidenden zu helfen.

Aus der Ehe gingen insgesamt acht oder neun Kinder hervor, wobei jedoch vier oder fünf unter ihnen bereits als Kinder starben. Margarete, die nie heiratete, spielt in der Geschichte keinerlei Rolle mehr, Rikissa trat in das Kloster Vadstena ein, Magdalena heiratete den Reichsrat Ivar Axelsson (Tott) und Birgitta wurde zwangsweise Nonne in Vadstena, da ihr Vater damit Schwierigkeiten, die er mit dem Kloster hatte, aus dem Wege räumen konnte.

Copyright: Herbert Kårlin

lördag, november 10

Henrik, der Bischof von Lund

Henrik war nach den Aufzeichnungen von Adam von Bremen von 1060 bis zu seinem Tod im Jahre 1066 Bischof in Lund, der damaligen Hauptstadt Skånes und wurde vom dänischen König Sven Estridsson dort eingesetzt, einem König, der den christlichen Glauben in Dänemark durchsetzte und dies auch in Skåne und Blekinge erreichen wollte.

Über den Bischof Henrik ist relativ wenig bekannt, da er nur in den Schriften von Adam von Bremen etwas tiefer behandelt wurde und auch diese Erkenntnisse dem Theologen aus Bremen nur bei Gesprächen mit Sven Estridsson mitgeteilt wurden und der Idee Bremens von der Christianisierung des Nordens angepasst wurden.

Die Lebensgeschichte von Bischof Henrik ist kaum bekannt. Bevor er jedoch von Sven Estridsson mit der Christianisierung Skånes beauftragt wurde, war er vermutlich Bischof auf den Orkney Inseln vor Schottland und kam dann über Island, wo gegen das Jahr 1050 ein Bischof Henrik wirkte, nach Dänemark. Nach geschichtlich unbestätigten Aussagen soll Henrik auch eine Zeitlang Schatzmeister Knut des Großen gewesen sein und die Gelder dieses Königs nach Dänemark geschafft haben.

Auf welche Weise Henrik Bischof wurde und von wem er ursprünglich eingesetzt wurde, konnte bisher nicht geklärt werden. Die Geschichte wird erst ab 1060 deutlicher, als Sven Estridsson zwei Bistümer in Südschweden einrichtete und Henrik das bedeutendere davon bekam und der aus Bremen kommende Bischof Egino sich deshalb mit dem Bistum in Dalby zufrieden geben musste.

Etwas zweifelhaft wird dann die Erzählung Adam von Bremens, wenn er berichtet, dass Henrik ein verabscheuenswerter Mensch und ein schlechter Katholik war, der das Geld der Kirche vertrank und mehrmals so viel Alkohol zu sich nahm, dass er letztendlich sogar an seinem Erbrochenen erstickte.

In diesem Zusammenhang muss man bedenken, dass auch die Christianisierung nicht immer friedlich verlief, denn die englischen und die deutschen Missionare waren, trotz des gemeinsamen Zieles, Feinde. Jede Gruppe versuchte als erster ein Gebiet zu missionieren, da dies Macht, Einfluss und wirtschaftliche Dominanz bedeutete. Egino, der nur ein kleines und damit nahezu unbedeutendes Bistum erhalten hatte, sollte nach der Meinung des Bistums in Bremen in Lund sitzen, was nur möglich wurde durch den Tod Henriks im Jahre 1066. Es ist daher nicht auszuschließen, dass Henrik von seinen Gegnern beseitigt wurde ohne dass dies der dänische König Sven Estridsson je erfahren hätte. Für Estridsson wiederum war es völlig unwichtig wer den katholischen Glauben in seinem Reich vertrat und verbreitete, da er und seine Vorgänger wechselweise englische und deutsche Missionare getroffen hatten, die alle für den Monarchen als die Vertreter des neuen Glaubens auftraten und ihm einen stärkeren Einfluss bei seinem Volk versprachen.

Copyright: Herbert Kårlin

fredag, november 9

Der Schonische Krieg (Skånska kriget) unter Karl XI.

Der Schonische Krieg (Skånska kriget), der oft auch als der Nordische Krieg bezeichnet wird, war ein Krieg, der sich zwischen 1675 und 1679 zwischen Dänemark und Schweden abspielte, aber die Folge einer internationalen Auseinandersetzung war und als die Folgeerscheinung von Schwierigkeiten zwischen Frankreich und Holland bezeichnet werden kann.

Dass es zu diesem Krieg zwischen Schweden und Dänemark kommen konnte, lag daran, dass Karl X. Gustav im Jahre 1660 plötzlich in Göteborg starb und der fünfjährige Thronfolger Karl XI. die Macht über das Land noch nicht ergreifen konnte, sondern eine Vormundschaftsregierung eingesetzt wurde, der Magnus Gabriel de la Gardie vorstand.

Während Karl X. Gustav eine extensive Kriegspolitik ohne Verbündete führte, stand Magnus Gabriel de la Gardie Frankreich sehr nahe und dachte durch diese Verbindung nicht nur wirtschaftliche Vorteile zu erwerben, sondern auch einen starken Verbündeten an seiner Seite zu haben falls an einer der vorherigen Kriegsfronten erneut ein Problem auftauchen sollte. Der Vertrag, den de la Gardie mit Frankreich unterzeichnet hatte, sollte Schweden in die kriegerischen Verhandlungen hineinziehen und den unerfahrenen Karl XI. zum Krieg gegen Dänemark zwingen.

Die politische Entwicklung erfolgte nicht so wie Magnus Gabriel de la Gardie gedacht hatte, denn bereits 1672 erklärte Frankreich den Holländern den Krieg, was automatisch dazu führte, dass auch Spanien, Deutschland und Brandenburg mit in den Krieg gezogen wurden. Die Folge davon war wiederum, dass Schweden nun auf Forderung Frankreichs ein Heer gegen Deutschland aufbauen musste. Als es zum Kampf kam, zeigte sich, dass das schwedische Heer besiegt werden konnte und nicht mehr die gleiche Stärke hatte als zur Zeit von Karl X. Gustav.

Die Feinde Schwedens und insbesondere Dänemark, das noch die Eroberungen des schwedischen Königs im Kopf hatten, sah daher nun die Chance die von Schweden eroberten Gebiete zurückzuerobern. Nachdem Holland bereits im Juni Schweden den Krieg erklärt hatte, schloss sich im September 1675 auch Dänemark der holländischen Idee an und erklärte Schweden ebenfalls den Krieg, was dann dar Auftakt zum Schonischen Krieg war.

Der Skånska Kriget sollte sich dann vier Jahre lang vor allem in Skåne und bei mehreren Seeschlachten in der Ostsee austragen und auf beiden Seiten zu schweren Verlusten führen. Obwohl dieser Krieg offiziell am 26. September 1679 mit dem Frieden in Lund beendet wurde, bekam Schweden erst mit dem Frieden in Fontainbleau am 23. August 1679 alle von Dänemark eroberten Gebiete zurück.

Copyright: Herbert Kårlin

torsdag, november 8

Helvig von Holstein und die Krönung der ersten Königin Schwedens

Helvig von Holstein, die bisweilen auch als Hedvig oder Hedwig von Holstein bezeichnet wird, war die Tochter des Grafen Gerhard I. von Holstein-Itzehoe und Elisabeth von Mecklenburg und wurde vermutlich zwischen 1255 und 1260 in Itzehoe geboren.

Durch ihre Hochzeit mit Magnus Ladulås am 11. November 1276 in Kalmar wurde Helvig von Holstein zur Königin Schwedens, ein Ereignis, das den Bewohnern der Stadt vermutlich lange in Erinnerung blieb, da nach Swea rikes historia von Sven Lagerbring bei einem Unglück während des Fackelumzugs nahezu ganz Kalmar abbrannte.

Der Zeitpunkt der Ehe war ohnehin nicht ideal, denn erst ein Jahr zuvor war Magnus Ladulås dadurch an die Macht gekommen, indem er seinen Bruder Valdemar Birgersson zwangsweise abgesetzt hatte und daher nicht mit der Gunst des gesamten Volkes rechnen konnte. Bereits 1278 kam es zum Aufstand gegen Magnus Ladulås bei dem Helvigs Vater in Skara gefangen genommen wurde und die junge Königin Zuflucht im Kloster suchen musste.

Als Magnus Ladulås die Revolte niedergeschlagen hatte, wurde Helvig von Holstein in Söderköping zur Königin gekrönt. Sie ist damit die erste Ehefrau eines schwedischen Monarchen, die gekrönt wurde. Als Morgengabe erhielt die Königin das Gut Dåvö und die drei Gemeinden Snevringe, Fellingsbro und Åkerbro im Västmanland.

Als Magnus Ladulås bereits 1290 auf Visingsö starb, zog sich Helvig von Holstein auf ihr Gut Dåvö zurück wo sie bis zu ihrem Tod zwischen März 1324 und Februar 1326 lebte. Man nimmt an, dass die Königin und die gemeinsame Tochter Rikissa mit Magnus Ladulås in der Riddarholmskyrkan in Stockholm begraben wurden, auch wenn dies bisher wissenschaftlich nicht bestätigt werden konnte.

Aus der Ehe zwischen Helvig von Holstein und Magnus Ladulås gingen sechs Kinder hervor, wobei der Erstgeborene Erik bereits im Alter von zwei Jahren starb. Der Sohn Birger Magnusson wurde nach seinem Vater König von Schweden, Erik der Herzog von Södermanland und Valdemar der Herzog von Finnland. Ingeborg wurde durch die Ehe mit Erik Menved zur Königin Dänemarks und Rikissa wurde die Äbtissin des Sankt Klara Klosters in Stockholm.

Nach geschichtlichen Überlieferungen scheint sich Helvig von Holstein auf ihre Aufgaben als Ehefrau und vor allem um die Erziehung ihrer Kincder konzentriert zu haben, die sie, außer Rikissa, alle überlebte. Politisch gesehen hatte die Königin keinerlei Einfluss auf das schwedische Reich.

Copyright: Herbert Kårlin

onsdag, november 7

Das Wikingerboot Äskekärrskeppet

Das Wikingerboot Äskekärrskeppet, das 1933 im Schlamm am Ufer des Göta Älv gefunden wurde und heute im Stadtmuseum in Göteborg zu betrachten ist, gehört mit zu den bedeutendsten Funden aus der Wikingerzeit, da dieses Schiff einst voll seetauglich war und daher aller Wahrscheinlichkeit nach für die Expeditionen in andere Länder angewendet wurde. Dafür spricht auch, dass Teile des Schiffes noch 70 Jahre nach dem Bau ausgetauscht wurden. Diese Tatsache lässt vermuten, dass die Wikinger mit dieser Art von Schiffen jeweils über 100 Jahre lang die See befahren haben.

Als man den Fund genauer untersuchte, so konnte man nicht nur das Alter des Äskekärrskeppet, das man in der Geschichte nach seinem Bau als Knarr (Handelschiff) bezeichnet, auf das 9. Jahrhundert bestimmen, sondern man fand auch an zwei Stellen Futhark-Runen fand. Eine der Runen bedeutet soviel wie Handelsware. Die Runen an der Stelle, an der sich einst der Mast für das Segel befand, konnte man Runen entdecken, die seit Beginn des 8. Jahrhunderts nicht mehr benutzt wurden und damit so alt sind wie die ältesten Inschriften auf Runensteinen. Warum diese Runen angebracht wurden und was sie bedeuten, ist bis heute nicht eindeutig geklärt.

Der Name Äskekärrskeppet hat allerdings nichts mit der Epoche der Wikinger zu tun, sondern bezieht sich auf den Ort Äskekärr bei Ale, wo die Reste des Schiffes gefunden wurden als ein Landwirt Entwässungskanäle graben wollte. Da man in der Umgebung des gefundenen Schiffes auch Reste von Bauten aus der Eisenzeit fand, kann man annehmen, dass die Umgebung Äskeskärrs eine Siedlung oder auch ein Handelsplatz der Wikinger war, die über den Göta Älv Zugang zu den Meeren hatte. Leider standen bis heute keine Gelder zur Verfügung um das Gebiet tiefer zu untersuchen, zumal die Forschung über Wikinger sich vor allem auf Birka beschränkt und teilweise zu einer Verfälschung der Geschichte der schwedischen Wikinger führt.

In den Folgejahren fand man noch drei weitere, wenn auch etwas kleinere Wikingerschiffe in der nächsten Umgebung des Äskekärrschiffes, die allerdings, aus verschiedenen Gründen, bisher nicht vollständig ausgegraben wurden. Eines der Probleme dabei ist, dass man erst eine Technik finden muss, die garantiert, dass die Teile auch erhalten bleiben und nicht bald zerfallen.

Da es ungewöhnlich ist an einer einzigen Stelle so viele Schiffe aus der Zeit der Wikinger zu finden, so besteht auch die Theorie, dass die Wikinger bei Äskekärr eine Werft errichtet hatten, sich dort also eine sehr bedeutende Niederlassung der Wikinger befand. Diese Theorie wird wiederum interessant, wenn man bedenkt, das Ale soviel wie Tempel bedeutet und das Västergötaland sehr früh christianisiert wurde. Die Mönche jeder Zeit wiederum begannen ihre Missionsarbeit in der Regel an Stellen, von denen aus ein regionaler Herrscher eine gewisse Macht ausüben konnte. Um jedoch diesen Spuren näher zu kommen, wären bedeutende Ausgrabungen nötig, die in absehbarer Zeit mit Sicherheit nicht stattfinden werden.

Copyright: Herbert Kårlin

tisdag, november 6

Karl XI. und der Krieg um Schonen

Als der 18-jährige Karl XI. am 29. Dezember 1674 zum sogenannten Krieg um Schonen (Skånska Kriget), der auch als nordischer Krieg bekannt ist, gezwungen wurde, waren die Chancen eines Gewinnes nahezu ausgeschlossen, denn die Vormundschaftsregierung hatte zwar einen Bund mit Frankreich geschlossen, jedoch sämtliche Gelder verschleudert, so dass Karl XI. weder Kriegsschiffe bauen konnte noch über die modernsten Waffen verfügte. Die einzigen größeren Summe, die dem König zur Verfügung standen waren Unterstützungen aus Frankreich.

Aber auch der Bund mit Frankreich zeigte sich eher als Handikap, denn auf Grund dieses Bundes wurde Schweden auch in die Kriege einbezogen, die Frankreich angezettelt hatte. Es war daher nicht verwunderlich, dass im Juni 1875 die Holländern Schweden den Krieg erklärten und im folgenden Monat auch der deutsche Kaiser Leopold I., gefolgt von einigen deutschen Fürstentümern, dem König Karl II. aus Spanien und schließlich noch dem dänischen König Kristian V., der zu jener Zeit der gefährlichste Feind des schwedischen Reiches war.

Die Probleme des Königs Karl XI. begannen mit der Seeschlacht bei Öland am 1. Juni 1676, als sein neu gebautes Admiralschiff Kronan in kürzester Zeit zerstört wurde und er am 31. Mai 1677 auch noch die Seeschlacht bei Lolland verlor, denn nach diesen Verlusten beherrschte Dänemark  die Ostsee. Gleichzeitig hatten die Dänen an der Landfront auch Skåne zurückerobert.

An Land war das Heer Karl XI. lange Zeit nicht erfolgreicher als zu See, denn erst mit der Schlacht bei Lund, die als eine der grausamsten der schwedischen Geschichte bezeichnet wird und bei der die Hälfte aller Soldaten der dänischen und der schwedischen Seite den Tod fanden, kam die Wende für den schwedischen König. Innerhalb von drei Jahren konnte Karl XI. die Dänen dann wieder aus Skåne verdrängen, auch wenn dies nur unter sehr großen Verlusten möglich war.

Aber so wenig wie Karl XI. über den Beginn des Krieges entscheiden konnte, so wenig konnte er bei den Friedensverhandlungen erreichen, denn erst als Ludwig XIV., der französische Sonnenkönig, in die Verhandlungen eingriff und an Stelle des schwedischen Königs entschied, erhielt Karl XI. beim Frieden von Fontainebleau am 23. August 1679 alle Ländereien zurück, die Dänemark während des Krieges um Schonen (Skåne) erobert hatte.


Copyright: Herbert Kårlin

måndag, november 5

Die Festung Vaxholm in den Stockholmer Schären

Die Festung Vaxholm ist im strengen Sinne des Wortes keine einzelstehende Verteidigungsanlage, sondern eine Ansammlung mehrerer Verteidigungsanlagen, die sich teilweise auch um Vaxholm verteilen und ab dem 16. Jahrhundert die Aufgabe hatten Stockholm gegen Feinde zu schützen, die die Stadt von der Seeseite aus angreifen wollten.

Die Verteidigungsanlage Vaxholm und insbesondere die Festung auf der Schäreninsel Vaxholm zeigt aus diesem Grund auch als eine der wenigen Anlagen Schwedens die Entwicklung der Verteidigungsgeschichte Schwedens, da die Festung im Laufe der Jahrhunderte immer wieder ergänzt und erweitert wurde um der technischen Entwicklung des Feindes Stand halten zu können.

Bereits 1510 errichtete der Reichsvorstand Svante Nilsson auf der Insel Vaxholm einen erstes Wall und es wurden dort einige Soldaten stationiert, die einen eventuellen Feind gebührend empfangen sollten. Da dies natürlich keinen sicheren Schutz bot, beschloss Gustav Vasa während des Reichstags in Västerås im Jahre 1544 die Insel mit einer dauerhaften Festung zu versehen und die Zufahrt Oxdjupet mit einem Steinwall unpassierbar zu machen. Den entsprechenden Auftrag erteilte er dem Stadthalter des Stockholmer Schlosses.

Die Festung Vaxholm sollte, nach Gustav Vasa, natürlich nicht nur der Verteidigung dienen, sondern auch dazu, dass dem Staat keine Zölle vorenthalten wurden. Auf diese Weise konnte der König auch den wachsenden Handel mit Stockholm kontrollieren und beträchtliche Einnahmen verzeichnen.

1548 entstand ein erstes Blockhaus auf Vaxholmen, das jedoch bereits unter Johan III. mit einem Steinturm ergänzt und 1604 weiter ausgebaut wurde. Erst 1612 waren die Arbeiten auf Vaxholmen so weit gediehen, dass man von einer ersten Festung reden konnte. Diese Verteidigungsanlage wurde gerade noch fertig, bevor eine Flotte des dänischen Königs Kristian IV. Stockholm angreifen wollte. Dass der Platz der Festung Vaxholm sehr gut gewählt war, wurde dadurch bewiesen, dass die dänische Flotte mit 30 Schiffen unverrichteter Dinge umkehren musste.

Während des folgenden Jahrhunderts wurde die Festung Vaxholm immer mehr ausgebaut, auch wenn bis 1719 kein weiterer bedeutender Angriff erfolgte und die Anlage mehr von Zöllnern benutzt wurde als von Soldaten. Als 1719 russische Schiffe nach Stockholm durchbrechen wollten um die Stadt einzunehmen, erging es ihnen wie bereits der dänischen Flotte, denn sie mussten mit ihren Fahrzeugen wenden und versuchten wegen der schwedischen Übermacht und der guten Verteidigung auch keinen zweiten Angriff.

Als die russische Armee im Februar 1808 mit der der Eroberung Finnlands begannen, wurde der schwedischen Verteidigung klar, dass die Festung Vaxholm einer neuen Bedrohung von russischer Seite nicht gewachsen war und man plante erneut die Festung auszubauen. Ab 1833 wurden dann große Teile der ursprünglichen Verteidigungsanlage abgerissen und es entstand jene Festung, die man großenteils heute heute auf Vaxholmen vorfindet. Als die Anlage jedoch 1863 abgeschlossen war, stellte man fest, dass auch diese Befestigung den neuen Waffen nicht gewachsen war. Als man daher 1872 versuchsweise eine Kugel von einem Kriegsschiff aus auf die Festung abfeuerte, durchschlug diese eine der Mauern ohne jedes Problem. Als dann auch noch die Schiffe größer wurden, musste zudem eine andere Zufahrt nach Stockholm gewählt werden und die Festung Vaxholm war überflüssig geworden. Bis weit ins 19. Jahrhundert wurde Vaxholm dann noch als Gefängnis benutzt, da die Anlage militärisch keine Rolle mehr spielte und von der Oscar-Fredriksborg ersetzt worden war. Bis zum Zweiten Weltkrieg diente die Festung dann der Militärverwaltung und war ein militärisches Ausbildungszentrum. Seit 2003 findet man hier das bedeutendste Festungsmuseum Schwedens, das die schwedische Seeverteidigung bis zum Zweiten Weltkrieg dokumentiert.

Copyright: Herbert Kårlin

söndag, november 4

Die Västmannalagen in der Geschichte Schwedens

Die Västmannalagen gehören zu den mittelalterlichen Landskapslagar und sind gewissermassen die umstrittensten dieser Gesetzessammlungen, da man bis heute nicht sicher ist, welchen Zusammenhang die äldre Västmannalagen mit den yngre Västmannalagen haben und ob das ältere Västmannalagen für das Västmanland oder für Dalarna galt.

Die Västmannalagen sind sehr stark von den Upplandslagen beeinflusst und wurden im 14. Jahrhundert niedergeschrieben, wobei vom älteren Västmannalagen, das spätestens Mitte des 13. Jahrhunderts in Kraft trat, nur eine einzige Abschrift existiert und von der jüngeren Gesetzessammlung zwei Exemplare.

Auch wenn sich die Geschichtswissenschaftler bis heute nicht darüber einigen konnten für welche Region die Västmannalagen tatsächlich galten, so sind die Texte dennoch von bedeutendem geschichtlichen Interesse.

Zum einen kann man in diesem Text lesen, dass ein Dieb "a þing oc a ring" geführt werden muss, also zum Thingplatz, der sich in einem Ring befand, was ein deutlicher Hinweis darauf ist, dass das Thing um diese Zeit innerhalb eines Domarringes abgehalten wurde.

An einer anderen Stelle des Textes findet man eine Aufzählung der wichtigsten Saatarten jener Epoche, woraus man entnehmen kann, dass für die Landwirtschaft jener Zeit Weizen, Roggen, Bohnen, Erbsen, Leinen und Cannabis die größte Bedeutung hatten. Während die ersten vier Getreide- und Gemüsearten der Ernährung dienten, waren die letzten beiden für die Herstellung jeder Art von Textilien, Seilen und Netzen gedacht waren.

In den Västmannalagen findet man auch klare Hinweise zur Abtreibung, denn wenn eine Frau dieser Tat angeklagt war so musste die Angeklagte durch Zeugen beweisen, dass sie unschuldig war und man sich auf ihr Wort verlassen konnte. Hatte sie keine Zeugen, so wurde sie zu einer hohen Geldstrafe verurteilt, was beweist, dass die Abtreibung im katholischen Mittelalter weitaus toleranter betrachtet wurde als nach dem Gesetz von 1734, wo auf Abtreibung die Todesstrafe stand.

Vor allem was die Abtreibung betrifft, so sieht man zwischen den verschiedenen Regionalgesetzen des Mittelalters deutliche Unterschiede, denn während im Västmannalagen die Beschuldigte Zeugen finden musste um ihre Unschuld zu beweisen, kann man im Västgötalagen lesen, dass derjenige, der eine Frau der Abtreibung beschuldigte, dies durch Zeugen belegen musste. Waren keine Zeugen zu finden, so wurde der oder die Klagende wegen Ehrenkränkung verurteilt.

Copyright: Herbert Kårlin

lördag, november 3

Sofia Eriksdotter von Dänemark wird Königin von Schweden

Sofia Eriksdotter von Dänemark wurde 1241 als Tochter des dänischen Königs Erik Plogpenning geboren und war durch ihre Ehe mit Valdemar Birgersson von 1260 bis 1275 Königin von Schweden.

Als Erik Plogpenning im Jahre 1250 ermordet wurde, wurde der damals Neunjährigen Sofia mitgeteilt, dass sie Valdemar Birgersson heiraten würde, der 1950 als Zehnjähriger zum König Schwedens ernannt worden war. Nach einer Legende soll Sofia Eriksdotter nach dieser Mitteilung in ihr Zimmer gegangen sein um Maria zu bitten ihr und ihrem zukünftigen Mann Glück miteinander zu bringen.

Die Ehe zwischen Sofia Eriksdotter und Valdemar Birgersson wurde 1960 vermutlich in Jönköping abgehalten, auch wenn die Erikskrönikan Öninge in Ödeshög nennt. Es bestehen daher einige Zweifel über den tatsächlichen Ort, auch wenn Öninge wegen seiner geringen geschichtlichen Bedeutung kaum in Frage kommt.

Sofia Eriksdotter wird grundsätzlich als sehr temperamentvoll, schlagfertig und mit einer scharfen Zunge beschrieben, der die Macht sehr wichtig war. Nach mehreren Aufzeichnungen scheute die Schönheit auch nicht davor zurück andere offen zu beleidigen.

Ihr frommer Wunsch als Neunjährige ging allerdings nicht in Erfüllung, denn der König war ein Frauenheld, der von einer Affäre zur nächsten sprang. Als daher Jytta, die Schwester Sofias, 1272 zu Besuch nach Schweden kam, so wurde auch sie unmittelbar von Valdemar verführt und ein Jahr später kam ein Kind zur Welt, was den König zu einer Pilgerreise nach Rom zwang um Busse zu tun.

Als Valdemar Birgersson nach der Schlacht bei Hova im Jahre 1275 als König abgesetzt wurde, blieb Sofia, die sich zu dieser Zeit im Ramundeboda Kloster in Närke aufhielt, noch zwei Jahre bei ihrem Ehemann, der sich jedoch nun ganz offen mit allen seinen Liebhaberinnen zeigte. 1277 entschied sich Sofia daher nach Dänemark zurückzukehren. 1283 schenkte die ehemalige Königin ihre Fischerei dem Sankt Martins Kloster in Skänninge, was insbesondere dadurch eine geschichtliche Bedeutung bekam, weil in ihrem Donationsbrief erstmals der Ort Norrköping (Norkøponge) genannt wird.

Sofia Eriksdotter bekam mit Valdemar Birgersson sieben Kinder, wobei keines unter ihnen ein Rolle für die schwedische Geschichte spielte. Der erstgeborene Erik starb bereits 1261, Ingeborg wurde Gräfin von Holstein, Marina heiratete Grafen Rudolf von Diepholz, Rikissa wurde Königin von Polen und Margareta trat ins Kloster ein. Erik, der zehn Jahre nach dem Tod seines Bruders geboren wurde, und Katarina tauchen später nicht mehr in der Geschichte auf.

Copyright: Herbert Kårlin

fredag, november 2

Die Bedeutung der Festung in Boden in der schwedischen Geschichte

Wenn man von der Festung in Boden (Bodens Fästning) redet, so meint man nicht eine geschlossene Anlage, sonder fünf zusammengehörige Festungsanlagen, die die größte Verteidigungsanlage Schwedens ausmachen. Einige Teile der Anlage gehören noch heute zu den militärischen Geheimnissen, obwohl die Festungsanlage mittlerweile ihre Bedeutung verlor und ein Teil der Festung nur noch der Ausbildung von Soldaten dient.

Die Idee für eine Festung im hohen Norden Schwedens wuchst nach dem Jahre 1809, also dem verlorenen Finnischen Krieg, als die Regierung Schwedens Russland als bedeutende Gefahr sah und eine Invasion nördlich der Ostsee als eine der größten Bedrohungen Schwedens betrachtet wurde, zumal sich dort, in Form von Eisen und anderen Mineralen, der Reichtum des Landes befand an dem der östliche Nachbar sehr interessiert war.

Der Bau der Bodens Fästning, der allerdings erst 1901 in Gang gesetzt wurde und 15 Jahre andauerte, war auch ein vollkommenes Umdenken der schwedischen Verteidigungspolitik, denn man ging erstmals von der Idee einer zentralen Verteidigung des Landes ab und begann die Grenzgebiete zu befestigen von wo aus den möglichen Feinden unmittelbar die Schlagkraft Schwedens vor Augen geführt werden sollte.

Die Festung in Boden ist hier eines der typischen Beispiele Schwedens, die auch während des Kalten Krieges mit Russland noch von großer Bedeutung waren. Die Anlage wurde, wie an zahlreichen anderen Stellen des Landes in den Berg gesprengt und der Ausbau erfolgte unter strengster Geheimhaltung. Dies führte dazu, dass man zwar von Außen entdecken konnte, dass es sich in Boden auf fünf Anhöhen um eine Verteidigungsanlage handelte, aber selbst den dort stationierten Soldaten war nicht bekannt wie weitläufig der unterirdische Ausbau ging und zu welchem Zweck die einzelnen Teile dienten. Nur der schwedische Führungsstab war in alle Geheimnisse der Bodens Fästning eingeweiht. Besucher der Festung, die seit 1989 stufenweise für die Allgemeinheit geöffnet wird, bleiben noch heute strategische Teile der Festung verborgen.

Neben den fünf Festungen ging in die Verteidigungsanlage noch zahlreiche andere Gebäude um Boden mit ein, denn die Kasernen, Lagerhallen, Hallen für die Exerziere und anderes wurde nicht in den Berganlagen untergebracht, da dies das Risiko der Spionage erhöht hätte und die Sicherheit der Verteidigungsanlage in Frage gestellt hätte.

Dass die Festung in Boden nicht bereits 1809 in Angriff genommen wurde oder 1824, als der Oberst G. A. Peyron eine entsprechende Befestigung in Luleå vorschlug, lag vor allem an der Unzugänglichkeit der Gegend, denn erst als die Stambanan (Eisenbahnlinie) 1894 Boden erreichte und dort der größte Verladeplatz für schwedisches Eisenerz entstand, war es möglich das notwendige Material für eine so bedeutende Festung nach Boden zu schaffen. Bereits 1897 genehmigte dann der schwedische Reichstag den Bau der militärischen Anlage.

Auch wenn die Bodens Fästning weitaus teurer wurde als geplant und das Sprengen der Innenräume im Berg sehr aufwendig war, da man nicht mit Dynamit arbeiten konnte, weil dadurch die Stabilität riskiert worden wäre, so hat diese Festung Schweden mehrmals einen großen Nutzen gebracht, denn allein durch diese Anlage waren die Erzvorkommen Lapplands geschützt, denn weder die russischen Armeen haben je versucht diese Barriere zu durchbrechen, noch hatte die deutsche Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg eine Einsatzstärke, die notwendig gewesen wäre um an die Erzreserven zu kommen. Und selbst während des kalten Krieges waren die unterirdischen Anlagen gegen einen befürchteten atomaren Angriff geschützt.

Die hohen Kosten der Festung in Boden lagen allerdings auch daran, dass jede der Festungen, auch während eines Angriffs, mit den anderen permanent in Verbindung bleiben musste und dass jeder Teil autonom existieren konnte, also separat mit Wasser, Lebensmittel und Strom versorgt sein musste. Die Bergräume mussten zudem rund um die Uhr mit Frischluft versorgt werden und gegen Gasangriffe gewappnet sein, da nur diese Voraussetzung eine sichere Verteidigung garantieren konnte.

Die Bedeutung des Verteidigungssystems in Boden drückt sich auch dadurch aus, dass die gesamte Umgebung bis 1998 als militärisches Sperrgebiet erklärt war und Ausländern der weiträumige Zugang der gesamten Umgebung verboten war. Heute ist nun noch ein kleiner Teil der Anlage als Sperrgebiet für die Allgemeinheit ausgezeichnet.

Copyright: Herbert Kårlin

torsdag, november 1

Die Bäckeskogskvinnan, die älteste Frau Schwedens

Als der Landwirt Oscar Larsson im Jahre 1939 sein Land bearbeitete und dort ein Skelett fand, konnte er nicht ahnen, dass es sich dabei um eine Sensation handelte, wie das Historische Museum in Stockholm unmittelbar feststellte als es das Skelett untersuchte, obwohl die Wissenschaftler dort das Skelett irrtümlicherweise einem Mann zuordneten.

Auf Grund der Grabfunde, die vor allem aus Gerätschaften zur Jagd und zum Fischfang bestanden, ging man bis 1971 davon aus, das das 151 Zentimeter große Skelett einem Fischer gehörte, der etwa 6730 vor Christus, also während des Mesolithikum, lebte und etwa 40 bis 50 Jahre alt war.

Der Osteologe Nils-Gustaf Gejvall, der das Skelett dann 1971 untersuchte, stelle jedoch fest, dass es sich um eine maximal 45 Jahre alte Frau handelte, die aller Wahrscheinlichkeit nach zehn bis zwölf Kinder zur Welt gebracht hatte. Es handelte sich daher um die älteste Frau, die man je in Schweden fand und gleichzeitig auch eines der wenigen Skelette dieser Zeit ausmachte.

Aus dem Fischer von Barum (Barum war der Fundplatz) wurde in Stockholm die Bäckaskogskvinnan und in Skåne die Barumskvinnan, wobei beide Begriffe abwechseln benutzt werden. Das Skelett, das man im Historischen Museum betrachten kann, wird seit Jahren vom Museum In Kristianstad gefordert, da man dort der Meinung ist, dass der Fund zurück in die Heimat kommen soll. Aber dieser Streit hat natürlich nur kommerzielle Gründe, da beide Museum die Sensation bei sich ausstellen wollen.

Was die sitzende Bäckaskogskvinnan uns allerdings nicht beantworten kann, sind die die Fragen nach ihrer Tätigkeit, ob die Grabbeigaben bedeuten, dass sie selbst bereits eine unabhängige Frau war, die ihre Familie durch Jagd und Fischfang ernährte, ob sie überhaupt alleinstehend war oder einen kranken Mann hatte, den sie mit versorgte oder was sonst hinter den Grabbeigaben steckt. Wie so oft in der Geschichte, so liefert jeder Fund auch gleichzeitig einige Rätsel.

Da die Bäckaskogskvinnan oder Barumskvinannen in der Hockerstellung begraben wurde, so nimmt man an, dass dies den Schlaf ausdrücken soll und sie schlafend in einer andere Welt kommen sollte. Diese Bestattungsart war nicht nur in Schweden während der Steinzeit üblich, sondern fand selbst im alten Ägypten statt.

Copyright: Herbert Kårlin

onsdag, oktober 31

Die Morgengabe (Morgongåva) in der schwedischen Geschichte

Die Morgengabe (Morgongåva) geht in Schweden bis weit ins Mittelalter zurück und war in nahezu allen Landesgesetzen (Landslag) vorhanden und sollte einer Frau eine sichere Zukunft nach dem Tode ihres Mannes garantieren. Die Morgongåva wurde daher nur fällig, wenn der Mann vor der Frau starb. Während der Ehe hatte die Ehefrau keinerlei Zugriff auf die Morgengabe, aber der Ehemann war gesetzlich dazu verpflichtet die Gabe zu verwalten ohne dass sie an Wert verlor.

Die Morgongåva war also eine Art Versicherung für jede Frau, die bereits vor der Ehe ausgehandelt wurde. Nachdem dies jedoch bereits im 13. Jahrhundert auch zum Missbrauch führte, teils weil dadurch leiblichen Erben indirekt enterbt wurden und teilweise, weil die Forderungen ausuferten, wurden die Bestimmungen zur Morgengabe durch das Magnus Eriksson Landslag im Jahre 1350 klar geregelt und den tatsächlichen Vermögensverhältnissen angepasst.

Wie der Name Morgengabe bereits aussagt, so wurde diese am Morgen nach der tatsächlichen Hochzeit fällig, was bedeutet, dass die Hochzeitsnacht, die damals bezeugt werden musste, vollzogen war. Diese Tatsache führte dann später zur Theorie, dass die Morgongåva eigentlich von der Jungfräulichkeit der Frau abhängig war, was jedoch aus keinem historischen Schriftstück hervorgeht und auch in keiner anderen Weise bestätigt werden kann.

In Schweden war die Morgengabe bis zum Jahre 1920 gesetzlich verankert, auch wenn es sich während der letzten Jahrzehnte mehr und mehr um eine Art Erbschaftsgesetz handelt und der Frau ein Recht auf einen Anteil des Besitzes des Mannes garantierte.

Allerdings war das Recht der Morgongåva bereits ab dem 17. Jahrhundert immer seltener nach den ursprünglichen Gesetzen betrachtet worden, sondern die Morgengabe wurde zu einem Schmuckstück, das der Ehefrau am Morgen nach der Hochzeitsnacht überreicht wurde und das diese dann um den Hals trug und als Zeichen dafür genommen wurde, dass es sich um eine ehrenhafte Ehefrau handelt. Noch später wurde daraus ein Medaillon, das anfangs eine Haarlocke des Ehemanns enthielt und noch später ein Foto. Der Wert des Medaillons hing vom Stand und der Einkunft des Ehemanns ab. In den meisten Fällen hatte das Geschenk daher nur noch einen symbolischen Charakter.

Da die Morgengabe von Beginn an vom Reichtum des Ehemannes abhing, konnte sie sehr unterschiedlich ausfallen, denn Könige schenkten ihren Frauen oft Schlösser oder bedeutende Güter, während die Frau eines Bauern auch nur einen Acker oder ein Kuh erhalten konnte. Aber auch wenn die Morgengabe gesetzlich geregelt war, so war eine Hochzeit auch ohne die Morgongåva gültig, was im Laufe der Geschichte auch immer wieder auf negative Weise ausgenutzt wurde.

Copyright: Herbert Kårlin

tisdag, oktober 30

Dorothea von Brandenburg wird Königin in Schweden

Dorothea von Brandenburg (Dorotea av Brandenburg) wurde gegen 1430 geboren und wurde durch zwei aufeinander folgende Ehen zweimal zur Königin von Schweden, von Dänemark und von Norwegen und behielt gleichzeitig ihre deutschen Titel.

Am 10. September heiratet Dorothea von Brandenburg Christoph von Pfalz-Neumarkt (Christoph III., Kristofer av Bayern) und wurde damit zur Königin der drei nordischen Reiche über die ihr Mann zu dieser Zeit regiert. Bereits am 14. September wird Königin Dorotea, wie sie in Schweden genannt wird, in Lund gekrönt. Bei der Eheschließung garantierte ihr Christoph III. als Morgongåva eine gesichertes Leben, sollte er vor ihr sterben. In Schweden sollte sie das Schloss in Örebro, Närke und das Värmland erhalten. Gleichzeitig erhielt sie auch das Jämtland, das allerdings zu dieser Zeit noch zu Norwegen gehörte und Besitztümer in Dänemark. Sollte die Königin den Norden nach dem Tode des Königs verlassen wollen, so sollten ihr die drei Länder insgesamt 45.000 rheinische Gulden als Ausgleich bezahlen.

Nach dem Tode von Kristofer av Bayern im Jahre 1448 heiratete Dorothea von Brandenburg Kristian I. von Dänemark (Christian I.), was jedoch dazu führte, dass sie erst 1457 in Uppsala erneut zur König Schwedens gekrönt wurde und 1464 ihre gesamten Güter in Schweden verlor. Von diesem Zeitpunkt an kämpft die Königin mit allen Mittel darum ihre Morgongåva zurückzuerhalten, was ihr jedoch bis zu den Friedensverhandlungen zwischen Dänemark und Schweden nicht gelang.

Als Dorothea von Brandenburg die Aussichtslosigkeit eines politischen Übereinkommens sah, das ihr die Güter zurückbringen konnte, wandte sie sich nach der Schlacht bei Brunkeberg am 10. Oktober 1471 an den Papst Sixtus IV. und bat um seine Unterstützung, was ihr letztendlich 1475 gelang. Der Papst stellte eine Bulle (päpstliche Urkunde) aus, die Sten Sture den Älteren zur Rückgabe der Güter an die ehemalige Königin Schwedens zwang. Zum Dank dafür unternahm Dorothea dann 1488 eine Pilgerreise nach Rom.

Auch wenn man sehr wenig über Königin Dorotea weiß, so geht man davon aus, dass sie ein großes finanzielles Interesse hatte und auch politisch einen gewissen Einfluss ausübte.

Dorothea von Brandenburg hatte keine Kinder mit ihrem ersten Mann und fünf Kinder gemeinsam mit Christian I. unter denen zwei keine Rolle innerhalb der Geschichte spielen, Hans König der drei nordischen Reiche wurde, Fredrik I. später zum König von Dänemark und Norwegen aufstieg und Margareta durch ihre Ehe mit Jakob III, zur Königin Schottlands gekrönt wurde.

Copyright: Herbert Kårlin

måndag, oktober 29

Die Herkunft der Sami und ihrer Kultur in der schwedischen Geschichte

Kaum ein Thema der schwedischen Geschichte ist so umstritten wie die Herkunft und die Kultur der Sami im nördlichsten Teil des Landes, denn es gibt keine alten Dokumente und die bisherigen Funde können nur einen Bruchteil der offenen Fragen beantworten. Erschwert wird dieses Frage noch von der Geschichtsschreibung vom 17. bis Ende des 19. Jahrhunderts, die in Fragen der Sami mehr als nur zweifelhaft ist und jeder wissenschaftlichen Grundlage entbehrt, da man diese Frage unter rein ethnischen Gesichtspunkten erklären wollte.

Die Sami tauchten im heutigen Lappland vermutlich bereits vor Christi Geburt auf und waren aller Wahrscheinlichkeit nach Jäger, die sich als Nomaden über weite Strecken bewegten, da es dort weitaus weniger Tiere, Fisch oder auch Pflanzen gab als in den südlicheren Teilen des Landes. Das Leben als Nomade war daher keine freie Wahl, sondern eher eine Notwendigkeit.

Auf Grund der bisherigen Funde, aber auch der Sprache und der Genetik der Samen, muss man davon ausgehen, dass dieses Volk nicht vom Süden Schwedens aus in den Norden vordrang, sondern aus dem Osten kam, auch wenn man bisher nicht feststellen kann aus welcher Region und noch weniger weiß, warum sich die Sami nach Lappland aufmachten. Es ist jedoch auch nicht ausgeschlossen, dass es sich um ethnische Verfolgungen handelte und die Sami im relativ unwirtlichen Gebiet Schwedens die einzige Stelle fanden an der sie ohne Gefahren überleben konnten.

Mit der Bevölkerungsentwicklung Schwedens und den ständigen Reisen der Sami kam es sicher bereits ab dem frühen Mittelalter zu vermutlich friedlichen Treffen mit den damaligen Schweden, was sowohl zu einem gewissen Warenaustausch führte, aber auch dazu, dass sich verschiedene Gruppen der Bevölkerung mischten. Auch Sklaven oder Träl, die den Wikingern am Mälaren entkamen, hatten im Grunde nur die Wahl sich nach Norden zu begeben, was zwischen den Jahren 1000 und 1600 aus den Sami eine neue genetische Gruppe an Menschen wurde, deren Herkunft daher, rein wissenschaftlich gesehen, zum  Teil selbst in den südlicheren Ländern Europas gefunden werden kann ohne dass bis zu dieser Zeit je ein Sami diese Länder besucht hätte. So wenig wie die damaligen Schweden einer Volksgruppe klar zugeordnet werden können, so wenig ist dies auch bei den Sami möglich, auch wenn die sozialen Kontakte zwischen Sami und Schweden bis zum 16. Jahrhundert vermutlich geringer war als jene zwischen einem Mittelschweden und einem Holländer, da die Kulturen sehr unterschiedlich waren und der Handel sich bis zur „Invasion“ des Nordens durch die schwedischen Könige, südlich orientiert war.

Dass die Sami noch im 14. Jahrhundert keine homogene Gruppe war geht auch aus zahlreichen schriftlichen Dokumenten hervor, denn bereits Saxo Grammaticus beschrieb sehr unterschiedliche Gruppen an Sami, die sich je nach ihrer Lebensart unterschieden. Ab dieser Zeit unterscheidet man die Bergsami, die Waldsami und die Flusssami, Unterscheidungen, die bis heute eine gewisse Bedeutung haben und gewissermaßen beweisen, dass man auch historisch nicht pauschal von „den Sami“ reden kann, sondern Lappland von mehreren Gruppen an Sami bevölkert wurde, die vermutlich bereits sehr früh untereinander Handel betrieben und Erfahrungen austauschten, auch wenn die verschiedenen Sprachen gewisse Probleme dabei verursacht haben können.

Copyright: Herbert Kårlin

söndag, oktober 28

Helena von Skövde, bekannt als die Heilige Elin

Helena von Skövde, die im Norden auch als Heilige Elin bekannt ist, gilt als die Schutzheilige des Västergötlands, insbesondere aber als Schutzheilige Skövdes, wo sie selbst im Stadtwappen verewigt wurde. Noch heute besuchen Pilger die Elinsquelle der Stadt.

Über Elin von Skövde ist sehr wenig bekannt, da ihre Geschichte erst im Jahre 1281 vom Bischof Brynolf Algotsson niedergeschrieben wurde und die Legende um die Heilige sogar erst einige Jahrzehnte später vom gleichen Bischof aufgezeichnet wurde. Man muss sich daher hinsichtlich der Glaubwürdigkeit ausschließlich auf den ehemaligen Bischof von Skövde verlassen.

Zwischen der ersten schriftlichen Aufzeichnung im Jahre 1281 und der Heiligenerklärung Helena von Skövdes durch den Papst liegen daher 117 Jahre. Dies bedeutet wiederum, dass es der Papst sehr eilig hatte Elin zur Heiligen zu erheben, denn Elin wurde vermutlich erst zu Beginn des 12. Jahrhunderts geboren und war bereits 1164 eine Heilige.

Nach der Legende wurde Elin sehr früh Witwe und widmete sich dann nahezu ausschließlich christlichen Aufgaben und schenkte der Kirche in Skövde nahezu ihr gesamtes Vermögen. Eine ihrer Töchter wurde von ihrem Mann misshandelt, was dazu führte, dass die Diener des Hauses den Mann töteten. Als die Angehörigen dann die Diener befragten, gaben diese zwar die Tat zu, sagten jedoch, dass Elin, die gerade auf einer Pilgerreise zum Heiligen Grab in Jerusalem unterwegs war, sie zur Tat angestiftet hatte. Als Elin gegen 1160 von ihrer Reise zurückkam, wurde sie von den Angehörigen des getöteten Schwiegersohns empfangen und ebenfalls ermordet. An der Stelle ihres Todes soll dann unmittelbar eine Quelle entsprungen sein und während des Transport des Leichnams zur Kirche entsprang eine weitere Quelle, jen, die heute noch als Elinquelle bekannt ist.

Dieses Wunder und einige andere Wunder nach dem Tode Elins, die allerdings nicht genauer benannt sind, führten dann dazu, dass der Papst Alexander III., auf Dringen des ersten schwedischen Erzbischofs Stefan von Alvastra, Elin zur Heiligen erklärte, ein Ereignis das von der katholischen Kirche als sehr bedeutend betrachtet wurde, da Schweden noch nicht vollständig christianisiert war und um diese Zeit kaum über Heilige verfügte, aber gerade Heilige konnten Ungläubige zum Übertritt in den neuen Glauben überzeugen.

Aber auch wenn die Geschichte der Heiligen Elin sehr viele Zweifel aufwirft, so wurde sie nicht nur zur Schutzheiligen Skövdes, sondern wurde auch im Stadtwappen aufgenommen, das am 15. Dezember des Jahres 2000 etwas vereinfacht wurde. Auf diesem Wappen sieht man die Heilige Elin mit einem Schwert in der rechten Hand, einem Buch mit einem abgeschnitten Finger in der Linken Hand, was symbolisch bedeutet, dass sie ermordet wurde, und auf dem Kopf trägt sie das Witwentuch.

Copyright: Herbert Kårlin

lördag, oktober 27

Runen und Runensteine und ihre Aussagen

Runen und Runensteine sind noch heute mit zahlreichen Mythen behaftet, obwohl es nur relativ wenige gibt, die mehr sind als nur Inschriften auf einem Erinnerungsblock und die meisten sagen inhaltlich weniger aus als eine kleine Messingtafel an vielen Gebäuden an denen man achtlos vorbeigeht.

Bis heute fragen sich viele Archäologen und Geschichtswissenschaftler ob die Runeninschriften eine magische Bedeutung hatten. Wenn man die Texte auf den Runensteinen aufmerksam liest, so tragen zwar viele Symbole, die auch in der nordischen Mythologie vorhanden sind, aber es ist sehr zweifelhaft, dass man sie in irgendeiner Weise als magische Zeichen betrachten kann, sondern vielmehr als Zierde, die vermutlich viel über den Bildhauer aussagt, der die Ornamente und den Text angebracht hat. Auch heutige Grabsteine haben Ornamente unterschiedlicher Art, die teilweise aus religiösen Legenden oder der Natur entnommen sind, ohne dass man sich über die mythische Bedeutung Gedanken macht.

Eine andere Frage ist, wer diese Runen in den Stein geschlagen hat. Hier hat der Sprachforscher Magnus Källström durch seine Forschungsarbeit gewisse Antworten gefunden als er dem Ursprung der benutzten Worte nachging. Allein die Signatur des Bildhauers konnte den Forscher auf die Spuren bringen, denn auch wenn „rista“, „hugga“ und „märka“ das gleiche bedeuten, so sind sie typisch für einen gewissen Sprachraum, was man sehr schnell feststellt wenn man Texte aus Südschweden mit jenen aus dem Mälarental oder denen in Nordschweden vergleicht. Diese verschiedene Sprachanwendung zeigt auch, dass manche der Bildhauer als große Künstler betrachtet wurden und bisweilen nur für die Arbeiten an einen einzigen Stein weite Strecken zurücklegten. Vermutlich lag dies jedoch nicht am Einschlagen der Runen, sondern an der künstlerischen Fähigkeit die Ornamente anzubringen, also an der Handschrift des Künstlers, deren Entwicklung man bisweilen sehr gut folgen kann

Auch die Frage nach den Bildhauern der Runensteine ist eine viel gestellte Frage unter Geschichtswissenschaftlern, denn noch im vorigen Jahrhundert gingen viele Forscher davon aus, dass die Texte von Personen eingeschlagen wurden, die in der Religion der Bevölkerung eine wichtige Rolle spielten und damit das Geistliche mit auf die Runen und die Runensteine übertragen wollten.

Auch diese Meinung muss man heute als veraltet betrachten, denn die Analyse der Steine und die Art der Ornamente und der angewandten Technik zeigt sehr deutlich, dass es mindestens zwei Gruppen von Runen-Bildhauern gab, nämlich den lokalen Handwerker, der sich auf sehr einfache Weise und oft als Minimalist ausdrückte, aber auch nur sehr wenige Runensteine schlug und dem Künstler, der eine individuelle Technik hatte, Ornamente seiner Vorgänger studierte und seine Arbeitstechnik immer mehr verfeinerte. Diese Künstler waren sehr gesucht, aber konnten nur von sehr reichen Personen beschäftigt werden, da sich die Künstler vermutlich nicht nur ihres Wertes bewusst waren, sondern die Arbeit auch sehr langwierig war.

Copyright: Herbert Kårlin

fredag, oktober 26

Katarina Sunesdotter und das Kloster Gudhem

Katarina Sunesdotter wurde gegen 1215 geboren und war die Tochter von Sune Folkesson und Helena Sverkersdotter, der Tochter des schwedischen Königs Sverker den yngre. Durch Ihre Ehe mit Erik Eriksson im Jahre 1244 wurde sie zu Königin Katarina. Die Ehe dauert jedoch nicht sehr lange, da der König bereits 1250 starb.

Über das Leben von Katarina Sunesdotter als Königin ist nichts überliefert, was sich jedoch mit dem Tod des Königs änderte. Da Katarina sehr gläubig war und die Ehe ohne Kinder geblieben war, zog sie sich ins Kloster Gudhem zurück, allerdings nicht mit leeren Händen, denn sie vermachte dem Kloster nahezu ihr gesamtes Vermögen, das auch die Stadt Nyköping mit einschloss und es dem Kloster ermöglichte erhebliche Bautätigkeiten zu unternehmen. Leider ist nicht bekannt wie groß das Kloster vor der Ankunft Katarinas war und ob Teile des vorherigen Klosters abgerissen wurden. Sicher ist jedoch, dass der gesamte Reichtum des Klosters von Katarina Sunesdotter kam.

Die Nonnen des Klosters tauschten Nyköping bereits drei Jahre später mit Birger jarl gegen Ländereien, was der Beginn der Entwicklung von Nyköping war, denn Birger jarl ließ dort nahezu unmittelbar das Nyköpings Hus errichten, eine bedeutende Burg, die später eine wichtige Rolle in der schwedischen Geschichte einnehmen sollte.

Als Katarina Sunesdotter zwischen 1251 und 1253 starb, die genau Jahreszahl ist nicht bekannt, wurde ihr eine Ehre zuteil, die im Mittelalter extrem ungewöhnlich war und im Grunde nur Regenten vorbehalten war. Die Königinwitwe erhielt eine reich geschmückte Grabkiste aus fein poliertem Sandstein, der mit einer Königin, deren Haupt auf einem Kissen liegt, verziert ist. In den Händen hält die eingemeißelte Person ein Gebetbuch. Diese Ehre beruht vermutlich darauf, dass Katarina Sunesdotter dem Kloster erst zu seiner Größe und seinem Einfluss verholfen hat. Der Sarkophag ist heute im Historischen Museum in Stockholm zu finden.

Die einzige Skulptur der Königin findet man am Hagatorget in Söderköping, die allerdings erst im Jahre 1965 dort aufgestellt wurde, in Erinnerung daran, dass Katarina Sunesdotter Söderköping im Testament ihrer Schwester Benedicta vererbt hatte und genau zu dieser Zeit an Bedeutung gewann.

Copyright: Herbert Kårlin

torsdag, oktober 25

Die Eisenhütte Galtström in Medelpad

Als im 17. Jahrhundert der Norden Schwedens von den schwedischen Königen besiedelt werden sollten, an der Küste Handelsstädte gegründet wurden und schwedische Siedler begannen sich in Lappland anzusiedeln, spielte auch die Industrie eine gewisse Rolle, die insbesondere die natürlichen Rohstoffe der Gegend betrafen. Eines dieser Beispiele ist die Eisenhütte Galtström in der Nähe von Sundsvall.

Die Geschichte dieser Eisenhütte, der einzigen, die je so hoch im Norden Schwedens aufgebaut wurde, begann im Jahre 1672, als Magnus Blix aus Hörnösand beim Bergskollegium einen Antrag stellte um Erz schürfen zu dürfen und an der Armsjöån einen Hochofen mit Hammer errichten zu dürfen. Der Antrag wurde ein Jahr später genehmigt und Magnus Blix wurde zusätzlich für sechs Jahre von den Steuern befreit, die dann um weitere sechs Jahre verlängert wurden.

In der Eisenhütte Galtström wurden bereits nach wenigen Jahren 163 Tonnen Stahl gewonnen, der zur Weiterverarbeitung nach Stockholm geliefert wurde. Die Grundverarbeitung erfolgte durch zwei Hämmer, die vom Flusswasser der Armsjöån betrieben wurden. Das Besondere an dieser Eisenhütte ist jedoch nicht die Verarbeitung und die nördliche Lage, sondern die Tatsache, dass das Werk nahezu vollständig erhalten blieb und man dort die Herstellung von Eisen noch sehr deutlich verfolgen kann. Die gesamte Anlage gehört heute des SCA (Svenska Cellulosa Aktiebolaget) und steht unter Denkmalschutz.

Allerdings sieht man heute nicht mehr das Werk von 1673, denn als die russische Armee im Jahre 1721 sämtliche Städte und Dörfer an der nordschwedischen Küste in Asche legten, wurde auch die Eisenhütte abgebrannt und außer der Kirche von Galtström blieb kaum etwas erhalten. Wenige Jahre später wurde die Hütte jedoch neu aufgebaut und erhielt auch stärkere Hämmer.

Ende des 19. Jahrhunderts war die Eisenhütte Galtström die größte industrielle Anlage in Medelpad, wobei auf dem Gebiet des Bergwerks zu dieser Zeit 84 Haushalte gezählt wurden. Nach bedeutenden Arbeiteraufständen wurde die Hütte am 17. Januar 1916 geschlossen.

Copyright: Herbert Kårlin

onsdag, oktober 24

Das Kloster Gudhem bei Falköping

Das Kloster Gudhem bei Falköping hat im Grunde mehrere verschiedene Geschichten, denn das erste Kloster an dieser Stelle, ein Nonnenkloster der Benediktiner, soll bereits im Jahre 1161 gegründet worden sein, zumindest nach Aufzeichnungen, die Historiker ab dem 17. Jahrhundert verbreiteten, denn nach Adam von Bremen und Saxo Grammaticus wurde es bereits 1052 von Gunhild Svensdotter, einer Ehefrau des dänischen König Sven Esridsson gegründet.

Beide Aussagen beruhen jedoch auf Theorien, denn während die Legende um Gunhild vermutlich freie Erfindung ist, so ist die andere Theorie ebenso wenig zu beweisen, da Karl Sverkersson zwar einen Kungsgård für ein Nonnenkloster in Gudhem stiftete, aber auch von diesem Kloster keine Spuren gefunden wurden. Möglicherweise kam der Bau damals nicht zu Stande oder aber es wurde nur ein kleines vorübergehendes Holzgebäude errichtet. Niemand kann heute sagen was 1052 oder 1161 an der Stelle der heutigen Klosterruine Gudhem zu finden war.

Alle Ausgrabungen, die man in Gudhem unternahm, deuten darauf hin, dass der Klosterbau erst aus dem Jahre 1250 stammt und von Katarina Sunesdotter nach dem Tode ihres Mannes, dem König Erik Eriksson, finanziert wurde. Katarina soll die letzten drei Jahres ihres Lebens im Kloster Gudhem verbracht haben und dort begraben worden sein, denn man fand ihren Grabstein an der ehemaligen Klosterkirche. Der Originalstein ist heute im Historischen Museum in Stockholm zu sehen und jener an der Klosterruine ist lediglich ein Abguss in Zement.

Ob das Kloster je Benediktiner beherbergte oder immer zum Orden der Zisterzienser gehörte, ist ebenfalls unbekannt, da die Angaben darüber sehr zweideutig sind und von keinen offiziellen Dokumenten bestätigt werden können. Erst die Existenz der Zisterzienser beruht auf eine glaubwürdige Aussage.

Sicher ist jedoch, dass das Kloster Gudhem auch über ein Hospiz und ein Gästehaus für Pilger verfügte, da es auf dem Weg nach Nidaros lag, also dem Pilgerpfad des Heiligen Olav, der regelmäßig eine Vielzahl an Pilgern anzog, auch wenn sein Status als Heiliger von modernen Geschichtsforschern eher in Frage gesetzt wird.

Im Rahmen der Reformation unter Gustav Vasa wurde das Kloster Gudhem Eigentum der Krone, wobei die Nonnen jedoch gegen eine Zahlung von 72 Pfund Butter weiterhin im Kloster bleiben durften. Ein Jahr später verkaufte der König das Kloster an Nils Olofsson, jedoch ebenfalls mit der Auflage, dass die Nonnen bis zu ihrem Tod das Wohnrecht behielten. Allerdings brannte das Gebäude 1529 ab und durfte nicht mehr aufgebaut werden. Nach dem Brand wurden sämtliche Gebäude als Steinbruch betrachtet, auch wenn nach Aufzeichnungen aus dem 17. Jahrhundert noch hervorgeht, dass um diese Zeit die Klosterkirche noch weitgehend stand.

Mittlerweile ist die gesamte Klosterruine ausgegraben und kann besichtigt werden, wobei auch ein kleines Museum bei Gudhem zu finden ist. Auf Grund der Romane von Jan Guillou und seinem Ritter Arn Magnusson ist die Klosterruine heute ein wichtiger touristischer Ort Schwedens geworden.

Copyright: Herbert Kårlin

tisdag, oktober 23

Gunhild, die schwedische Königin ohne Profil

Gunhild wurde gegen das Jahr 1010 geboren und starb vermutlich gegen 1060. Durch ihre Ehe mit Anund Jakob war sie zwischen 1022 und 1050 die Königin Schwedens. Sowohl das Geburts- als auch das Todesjahr sind jedoch nur als annähernd zu betrachten, da es hierüber keinerlei Aufzeichnungen gibt. Sicher ist lediglich, dass sie ihren Ehemann Anund Jakob um mehrere Jahre überlebte.

Alles, was man über Gunhild weiß, ist sehr wage und die schriftlichen Aufzeichnungen von Saxo Grammaticus und Adam von Bremen widersprechen sich zudem in mehreren grundlegenden Punkten. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde Gunhild oft mit ihrer Tochter Gyda verwechselt, so dass man ihre Person als Mischung von beiden sehen muss. Eine sichere Aussage hat man nur dann, wenn Gunhild tatsächlich als Gunhild Svensdotter und ihre Tochter Gyda als Gunhild Anundsdotter bezeichnet werden, was leider nur selten der Fall war.

Vermutlich war Gunhild die Tochter des norwegischen Jarl Sven Håkonsson und der schwedischen Prinzessin Holmfrid, der Tochter des Königs Olof Skötkonung. In diesem Fall war sie daher die Kusine von Anund Jakob, ihres Mannes.

Alles, was man über das Leben von Gunhild weiß, ist voll mit Widersprüchen, denn einige Geschichtswissenschaftler behaupten, dass Gyda nicht die gemeinsame Tochter, sondern ein uneheliches Kind des Königs gewesen sei. Noch verwirrender wird die Situation nach dem Tod ihres Mannes, denn nach einigen Geschichtsforschern heiratete Gunhild nahezu unmittelbar nach dem Tod des Königs ihren Schwiegersohn, den dänischen König Sven Estridsson, der vorher jedoch wiederum mit der Tochter Gunhilds, also mit Gyda, verheiratet gewesen sein soll. Deshalb soll die Kirche die neue Ehe verboten haben. Aber all dies sind Mutmaßungen ohne Beweise, so dass diese Angaben mit sehr großer Vorsicht zu genießen sind.

Im gleichen Rahmen war Gunhild nämlich auch als die Gründerin des Klosters Gudhem genannt worden, was vollkommen unmöglich ist, da dieses Kloster erst lange nach dem Tod Gunhilds erbaut wurde.

Diese und andere Mythen entstanden vor allem auf Grund der Schriften von Adam von Bremen, der Gunhild nahezu zu einer Heiligen machte und ihr daher alle positiven christlichen Eigenschaften gab, die nur denkbar waren. Sicher deutet vieles darauf hin, dass Gunhild sehr gläubig war, aber ihre lebenslange Busse um die Vergebung ihrer Sünden zu erlangen, die zahlreichen Geschenke an die Kirche und andere Berichte des Geschichtsschreibers sind vermutlich reine Phantasie des Autors.


Copyright: Herbert Kårlin

måndag, oktober 22

Eisenherstellung in Halland im 12. Jahrhundert

Wie mehrere Ausgrabungen in der Umgebung von Varberg beweisen, hatte zwischen dem 11. und dem 14. Jahrhundert Gamla Köpstad dort eine weitaus größere Bedeutung als Varberg. Dass wiederum Gamla Köpstad so bedeuten wurde, lag vor allem an den nahen Orten Järnmölle und Järnvirke, die bereits in ihrem Ortsnamen den Begriff Järn, also Eisen, Tragen und damit Hinweise darauf bieten, welche Rolle sie im damaligen Dänemark spielten.

Während in Järnvirke im 11. Jahrhundert Eisen noch auf die älteste Methode gewonnen und verarbeitet wurde, was mehrere Funde beweisen, hatte Järnmölle historisch gesehen eine besondere Bedeutung, denn hier erfolgte die Verarbeitung von Eisen erstmals in Nordeuropa mit Hilfe von Wasserkraft, einer Methode, die man zu dieser Epoche nur sehr vereinzelt in ganz Europa nachweisen kann, aber in Skandinavien bis dahin völlig unbekannt war. Erst die Funde einer Schmiede mit Wasserrad und einem künstlichen Kanal in Järnmölle sind die Ausnahme.

Lange Zeit glaubte man, dass die Zisterzienser diesen als Rennwerk-Prozess bezeichnete Technik nach Skåne brachten, da diese Schmiede erstmals in einem Brief aus dem Jahre 1197 bezüglich einer Spende genannt wurde, aber da die Klöster in jener Zeit keinen Einfluss auf die Eisengewinnung hatten, sondern diese von Handwerkern und Bauern betrieben wurden, musste man diese Theorie wieder verwerfen.

Leider können die Funde auch nicht erklären, ob die Hämmer, die Blasebälge oder auch beides mit Wasserkraft angetrieben wurde und noch weniger weiß man wie diese Technik damals nach Halland kam. Sehr wahrscheinlich ist jedoch, dass durch diese innovative Technik die Qualität der Eisenprodukte stieg und die Endprodukte eine gesuchte Handelsware war, die allerdings über Gamla Köpstad nach Süden transportiert wurde, zumal das Verhältnis zwischen dem damaligen Dänemark und Schweden nicht immer ideal war.

Im damaligen Schweden wurde um diese Zeit weitaus mehr Eisen gewonnen als in Järnmölle und Järnvirke, so dass Schweden um diese Zeit weniger den Rohstoff oder auch die Fertigprodukte benötigte, sondern die Technik, die jedoch erst sehr viel später, über normalere Wege, im schwedischen Reich Einzug hielt.

Die Eisengewinnung und die Fabrikation von Eisenprodukten wurde allerdings von den Mönchen des Klosters Ås, das sich in dieser Umgebung immer mehr ausdehnte, sehr begrenzt, die die Klöster die Wälder erwarben oder geschenkt bekamen und daher für die Eisenhütten nicht mehr genügend Holz zur Verfügung stand. Dies war auch die Ursache, warum sich in Halland während des Mittelalters keine größere Eisenindustrie entwickeln konnte.

Copyright: Herbert Kårlin

söndag, oktober 21

Einwanderer in der Geschichte Schwedens

Wenn man in der schwedischen Geschichte von der Völkerwanderung, der Einwanderung finnischer Bauern nach Dalarna und Värmland, der Christianisierung und der aktuelle Einwanderungswelle absieht, so gab es sehr wenige Epochen in denen Schweden tatsächlich als offen für Einwanderer bezeichnet werden kann, denn alle wichtigen Epochen mit einer starken Zuwanderung waren wirtschaftlich begründet und es wurde jeweils nur eine gewisse Schicht an Personen akzeptiert, die Schweden von großem Nutzen waren und auch bereit waren sehr schnell schwedische Bürger mit allen Konsequenzen zu werden.

Ab dem 13. Jahrhundert kamen zuerst vor allem Kaufleute aus Norddeutschland, die sich in Schweden ansiedelten und dort Handelsstationen einrichteten, was für Schweden die einzige Methode war einen Warenaustausch mit der Hanse betreiben zu können, die ab dieser Epoche begann wirtschaftlich den gesamten Ostseeraum zu dominieren. Dies führte soweit, dass Mitte des 15. Jahrhunderts ein Drittel der Steuerzahler Stockholms deutsche Händler waren und damit die Entwicklung der Stadt bedeutend beeinflussten.

Mitte des 14. Jahrhunderts war schwedisches Eisen zu einer der bedeutendsten Handelsware geworden, aber auch für die Herstellung von Waffen ein wichtiger Rohstoff. Auch in diesem Bereich gab es in Schweden zwar genügend Arbeitskräfte, die teilweise auch aus Bauern und Strafgefangenen bestand, aber es gab keine Ingenieure, die man daher vor allem aus Deutschland zuwandern ließ, zum Teil indem man ihnen gewisse Privilegien gewährte, die ohne diesen Notzustand nie vergeben worden wären.

Im 15. Jahrhundert kam der Buchdruck nach Schweden, was erneut einen Import von Fachkräften verursachte, wobei es sehr schwierig war hierbei Fachkräfte zu finden, die nicht an katholische Klöster oder Kirchen gebunden waren. Nach der Reformation von Gustav Vasa und der Abschaffung des Katholizismus wäre eine so schnelle Entwicklung der Buchdruckkunst in Schweden kaum denkbar gewesen.

Im 17. Jahrhundert kam die Epoche der Verteidigungsanlagen und des Städtebaus, der an vielen Stellen Fachkräfte benötigte, die mit Feuchtgebieten zurecht kamen und sich mit Ziegelbau auskannten. Auch hierbei konnten nur holländische und deutsche Fachkräfte helfen, die in diesem Rahmen selbst die Rechte bekamen ihre eigene Religion auszuüben und in Städten wie Göteborg sogar bald die entscheidende Schicht des Stadtrates ausmachten. Einige der bedeutendsten historischen Bauten zeigen noch heute die deutlichen Zeichen dieser Einwanderer, die zwar freiwillig kamen, aber von Schweden über Werbeaktionen und mit großzügigen Versprechen angeworben wurden.

Eine sehr ähnliche Situation entstand erneut im 18. Jahrhundert als die Industrialisierung in England in Schwung gekommen war. Erneut waren es Einwanderer, die in Schweden einige der größten Fabriken errichteten und damit die Arbeitswelt Schwedens veränderten. Die meisten dieser Einwanderer kamen bereits mit sehr viel Kapital an und entwickelten sich zu den größten Steuerzahlern des Landes. Neben dieser industriellen Entwicklung schufen diese Einwanderer zahlreiche Stiftungen, Krankenhäuser und versorgten Arme, was auch beweist, dass diese Einwanderer nicht nur nach Schweden kamen um hier ihr Geld noch zu vermehren, sondern sich sehr schnell integrierten und sich tatsächlich als Schweden fühlten, die beim Aufbau des Landes beitragen wollten.

Wenn man die schwedische Geschichte betrachtet, so stellt man sehr schnell fest, dass 500 Jahre lang die Einwanderung unter der Voraussetzung geschah, dass der Einwanderer Schweden etwas geben konnte und wollte, aber auch benötigt wurde um das Land voranzubringen. In diesen 500 Jahren gab es gewissermaßen keine Immigration im heutigen Sinne, denn wenn Arbeiter nach Schweden kamen, so nur, wenn es die Berufsgruppe in Schweden noch nicht gab oder der ausländische Unternehmer sie mitbrachte und auch für sie sorgte. Vor allem während der Industrialisierung Schwedens bauten daher die Firmenbesitzer Wohnungen für die Neulinge, Schulen und sorgten für die nötige Infrastruktur.

Copyright: Herbert Kårlin

lördag, oktober 20

Grådönäset, die älteste Befestigung in Dalarna

Grådönäset, auch als Grådö skans bekannt, bekam seinen Namen nach dem Ort Grådö in der Nähe von Hedemora und ist die älteste Befestigung, die man bisher in Dalarna entdecken konnte,  da in diesem Teil Schwedens keinerlei Vorburgen gefunden werden konnten und auch später Verteidigungsanlagen ungewöhnlich waren..

Die Befestigung Grådönäset wurde bei Straßenbauarbeiten zu Beginn der 60er Jahre entdeckt, wobei sich während der drei Ausgrabungen an der betroffenen Stelle zeigte, dass die Befestigung aus dem 14. Jahrhundert sehr umfassend war und selbst nach einem Brand wieder aufgebaut worden war, also als sehr wichtig erachtet wurde. Leider wurde die Straße dann doch an der geplanten Stelle gebaut, so dass nur noch ein Teil der Ruinen der mittelalterlichen Burg zu sehen ist, was dennoch einen Eindruck über die Größe der ursprünglichen Anlage bietet.

Auch wenn diese Burg, die von einem Wallgraben und einem mehrere Meter hohem Wall umgeben war, in keinem Dokument erwähnt ist, so darf man nicht vergessen dass in der Region bereits hundert Jahre früher der Bergbau einsetzte und der König Schwedens daher Dalarna als wichtige Einkommensquelle sah und Eisen insbesondnere für die Herstellung von Waffen bedeutend war. Es ist daher anzunehmen, dass diese Befestigung zum einen die Macht des Königs ausdrücken sollte, er zum anderen aber auch die Handelswege, die sich hier kreuzten, kontrollieren wollte. Für diese Theorie spricht auch, dass man in Grådönäset Reste von Mauerwerk fand, das in Lehmbauweise errichtet worden war, eine Technik, die im Mittelalter in Dalarna nicht üblich war, aber am Mälaren häufig auftrat.

Wenn man die rekonstruierten Pläne der Festung Grådönäset betrachtet, so kann man im Inneren der Burg auch eine Art Kungsgård entdecken in dem die Steuern entrichtet werden mussten. Die starke Befestigung könnte also auch darauf hinweisen, dass die Steuereinnahmen gut geschützt werden mussten, zumal viele der Steuerpflichtigen vermutlich in wertvollem Eisen bezahlten.

Wenn man die beiden Brände der Festung zeitlich einordnet, so könnten diese mit zwei geschichtlichen Ereignissen jener Zeit zusammenhängen, denn in einem Rechenschaftsbericht des Vogtes in Nyköping findet man einen Hinweis darauf, dass es im Jahr 1366 zu Streitigkeiten zwischen den Bewohnern Dalarnas und dem Königshaus gekommen war und der zweite Brand Ende des 14. Jahrhunderts könnte auf die Streitigkeiten zwischen Königin Margareta und Albrecht von Mecklenburg hinweisen. Aber leider sind dies natürlich nur Vermutungen, die ebenso wenig zu beweisen sind wie die Gründe des Baus von Grådönäset zu erklären ist.

Copyright: Herbert Kårlin

fredag, oktober 19

Die Slawin Estrid wird Königin Schwedens

Estrid von Mecklenburg, die auch als Astrid von Mecklenburg und als Estrid der Obotriden in die Geschichte einging, wurde 979 in der Gegend des heutigen Mecklenburg geboren, die jedoch zu dieser Zeit von den slawischen Obotriden beherrscht wurde, die zwar ein gutes Verhältnis zu den meisten Nachbarländern hatten, mit Ausnahme des damaligen schwedischen Reiches allerdings.

Die Geschichte Estrids ist eng mit jener von Frilla Edla verbunden, auch wenn man die Zusammenhänge nicht genau kennt, denn beide Frauen kamen aller Wahrscheinlichkeit nach nach einem Krieg, den Olof Skötkonung mit den Obotriden führte, nach Schweden. Vermutlich geschah dies jedoch nicht gleichzeitig, da der König erst ein Verhältnis mit Frilla Edla hatte aus der zwei Kinder hervorgingen und Olof Skötkonung einige Jahre später Estrid, die aus einem adeligen Haus kam, heiratete.

Nach den isländischen Sagen behandelte Estrid ihre Stiefkinder, die von Olof Skötkonung anerkannt waren, so schlecht, dass der König sie von den Großeltern mütterlicherseits aufziehen ließ. Dies weist darauf hin, dass sich die Verhältnisse zu den Obotriden nach der Ehe mit Estrid gebessert haben mussten, wenn man davon ausgeht, dass die beiden Frauen vermutlich noch als Kriegsbeute nach Schweden kamen.

Welche Rolle Frilla Edla und Estrid tatsächlich im Leben von Olof Skötkonung oder der schwedischen Geschichte spielten, ist weitgehend unbekannt, denn es ist möglich, dass Edla bereits gestorben war als der König Estrid heiratete, aber sie kann ebenfalls verstoßen worden sein. Leider gibt es keinerlei Dokumente, die darüber Auskunft geben könnten.

Aus der Ehe zwischen Olof Skötkonung und Estrid gingen ebenfalls zwei Kinder hervor, wobei beide eine bedeutende Rolle in der Geschichte spielten, denn die Tochter Ingegerd Olofsdotter wurde später die Heilige Anna von Novgorod und der Sohn Anund Olofsson regierte als Anund Jakob (auch als Anund III. bekannt) Schweden von 1008 bis 1050.

Copyright: Herbert Kårlin

torsdag, oktober 18

Gertrud Svensdotter verursacht die Hexenverfolgungen

Die große Welle der Hexenverfolgungen zwischen 1668 und 1676, die als Det stora oväsendet in die schwedische Geschichte einging, ging von einem elfjährigen Mädchen aus, das den Namen Gertrud Svensdotter trug und letztendlich dazu führte, dass am 19. Mai 1669 acht Hexen gleichzeitig hingerichtet wurden, was die erste Massenhinrichtung während der schwedischen Hexenverfolgungen war.

Als die Mutter Gertruds im Kindbett starb, heiratete der Vater bald darauf das Dienstmädchen Märit mit der die siebenjährige Gertrud vom ersten Tag an nicht zurecht kam. Daraufhin schickte sie der Vater zu entfernten Verwandten im Älvdalen in Dalarna, wo sie im Grunde ein normales Leben führte. Das Problem begann jedoch als sie Ziegen auf der Weide überwachte und dabei mit mit einem Jungen, der auf Schafe aufpasste, in Streit geriet und die beiden sich schlugen. Bei diesem Kampf zeigte sich, dass Gertrud stärker war. Der geschlagene Junge wollte sich rächen und erklärte daher vor dem Priester Lars Elvius, dass er gesehen habe wie Gertrud trockenen Fußes über das Wasser ging.

Lars Elvius holte Gertrud zum Verhör, die erst alles abstritt, aber später aus unbekannten Gründen zugab, dass der Teufel mit ihm Spiel war. Sie erzählte dabei auch, dass sie diese Kunst lernte als sie noch in Lillhärdal in Härjedalen wohnte. Märit Jonsdotter, die neue Frau des Vaters habe sie mehrmals mit zum Blåkullan (Blocksberg) genommen, wo sie den Teufel getroffen habe.

Gertrud schilderte die Handlung, die im Jahre 1663 stattgefunden haben soll und sie gerade einmal sieben Jahre alt war, so deutlich, dass ihr der Priester Glauben schenkte. Märit habe sie mit zu einer Sandgrube genommen an der sich drei Wege trafen, eine Beschwörungsformel gerufen und dann sei der Teufel als Priester verkleidet angekommen. Von diesem Tag an war Gertrud mehrmals mit beim Blåkulla und hatte eine rote Farbe bekommen, die es ihr ermöglichte auf dem Wasser zu gehen.

Der Pfarrer wollte sich jedoch nicht auf dieses Bekenntnis allein verlassen, sondern ließ einen Zeugen kommen, nämlich Erich Erichsson, einen 15-jährigen Jungen, der in die Vergangenheit und in die Zukunft sehen konnte, seit er Mittsommer des gleichen Jahres in einen Tiefschlaf gefallen sei und mit den neuen Gaben erwachte. Erich Erichsson erklärte glaubwürdig, dass er während seiner Visionen einmal ebenfalls zum Blåkullan geraten sei und er dort gesehen habe, dass Gertrud mit am Tisch saß und mehrere Kinder bei sich hatte. Er versicherte jedoch auch, dass Kinder durch Prügel geheilt werden konnten, nicht aber Erwachsene.

Diese Geschichte führte dazu, dass Märet Jonsdotter das erste Opfer der vielen folgenden Hexenprozesse wurde und gleichzeitig mit sieben anderen Frauen, die sie beim Verhör als Hexen angegeben hatte, hingerichtet wurde.

Gertrud und einige andere Kinder wurden ausgepeitscht, blieben aber am Leben. Gertrud musste jedoch am 19. Mai 1669 als Zeugin bei der Hinrichtung der acht Hexen anwesend sein. Im folgenden Jahr wurde sie vom Priester, der sie als Hexe entlarvt hatte, zu einem Fest eingeladen, wo sie seine Gäste mit Erzählungen vom Blåkullan unterhalten musste. Am 1. Mai 1675 starb Getrud Svensdotter entweder bei der Geburt eines Sohnes oder der Pest, die um diese Zeit in der Gegend kursierte. Ihr Sohn starb nur wenige Tage später ebenfalls.

Copyright: Herbert Kårlin

onsdag, oktober 17

Der Glockenaufstand gegen Gustav Vasa

Der Klockupproret (Glockenaufstand) von 1531 bis 1533 war der letzte von drei Aufständen der Dalkarlarna gegen Gustav Vasa und der einzige, der dem König etwas gefährlicher wurde und sich zu einem allgemeinen Volksaufstand oder einem Krieg hätte entwickeln konnte, da sich Gustav Vasa nicht nur in Dalarna Feinde geschaffen hatte.

Der Auslöser für den Glockenaufstand war, dass Gustav Vasa gegenüber Lübeck bedeutende Schulden hatte, die er dringend bezahlen musste. Daher beschloss er 1531 bei einem Reichstreffen in Örebro, dass jede Gemeinde des Landes die größte vorhandene Kirchenglocke als Steuer zu bezahlen hatte oder, alternativ, den Steuereintreibern den Wert der Glocke in Silber überreichen konnte.

Als die Steuereintreiber nach Dalarna kamen, so wurden sie mit ihrem Gefolge jedoch in mehreren Orten von einer Gruppe an Aufständischen begrüßt, die weder bereit waren eine einzige Glocke, noch Silber auszuhändigen. Die Gesandten den Königs hatten keine Wahl und mussten unverrichteter Dinge umkehren.

Die Dalkarlarna hatten in der Zwischenzeit begonnen auch andere Regionen gegen den König aufzubringen, was dieser jedoch durch verschiedene Versprechen abwenden konnte. Ein größeres Problem war jedoch, dass gleichzeitig der landesflüchtige ehemalige dänische König Kristian II. in Norwegen angekommen war und sagte Schweden zurückerobern zu wollte. Gustav Vasa war der Meinung, dass die Dalkarlarna mit Kristian II. im Bund lagen und musste daher mit schweren Kämpfen rechnen, was er vermeiden wollte.

Um die Dalkarlarna nun auf seine Seite zu ziehen, versprach er ihnen nicht nur auf die Glocken und Silber zu verzichten, sondern ihnen auch eine Amnestie zu gewähren, vorausgesetzt, sie stellten ihm zur Unterstützung gegen Kristian II. 1500 Armbrustschützen. Die Dalkarlarna akzeptierten diesen Vorschlag und dachten, dass damit der Klockupproret auf akzeptable Weise beendet wäre.

Da jedoch Kristian II. gar nicht den Vorsatz hatte Schweden anzugreifen, sammelte Gustav Vasa nun seine auf den Krieg vorbereitete Truppen und zog mit ihnen nach Dalarna und lud 1533 alle Aufwiegler zu einem friedlichen Treffen am Kopparberget ein. Als sämtliche Anführer anwesend waren, zeigte sich, dass das Treffen gar nicht so friedlich sein sollte, denn die Soldaten umringten die Aufrührer während andere Soldaten bereits unterwegs waren um die Güter der Aufrührer zu beschlagnahmen. Diejenigen, die Gustav Vasa als besonders gefährlich betrachte, wurden unmittelbar hingerichtet, eine andere Gruppe wurde gefangen genommen und ein Jahr später in Stockholm zum Tode verurteilt und nur eine kleine Gruppe, die vom König als Mitläufer betrachtet wurde, durfte nach dem Treffen nach Hause zurückkehren.

Der Glockenaufstand war der letzte Aufstand der Dalkarlarna unter Gustav Vasa, da es nach dem Massaker keine Führer für entsprechende Aktionen mehr in Dalarna gab, was jedoch nicht bedeutete, dass man der königlichen Krone nun untergeben war. Wie stark die Bedrohung Gustav Vasas wirklich war und wie viele Aufwiegler starben, ist heute sehr schwer zu beurteilen, da sämtliche Aussagen zu den Geschehnissen von den Schreibern Gustav Vasas kommen, der, auf Grund der im ganzen Land brodelnden Unruhe, ein Exempel benötigte um die die anderen Regionen von jedem Aufstand abzuhalten. Es ist daher möglich, dass er die Handlung bedeutend aufbauschte und dramatischer beschrieb als sie tatsächlich waren.

Copyright: Herbert Kårlin

tisdag, oktober 16

Die historische Kirchstadt Öjebyn bei Piteå

Die Kirchstadt Örjebyn bei Piteå wurde, wie schon etwas früher Gammelstad bei Luleå, aus wirtschaftlichen Gründen geschaffen und diente vor allem der Wirtschaft. Der Kirchzwang war dabei nur das Mittel um möglichst viele Bewohner der weiteren Umgebung unter den Einfluss der Krone zu bringen und Stockholm gleichzeitig mit Waren zu versorgen, die dort Mangelware waren.

Noch bevor Örjebyn zu Beginn des 15. Jahrhunderts entstand, gab es bereits in nächster Nähe einen Handelsplatz, der jedoch mehr dem Warenaustausch zwischen Sami und Siedlern diente, aber von wo aus auch Handel mit Finnland betrieben wurde. Für die schwedische Krone war es daher wichtig einen neuen Ort zu schaffen, der nicht nur besser gelegen war, sondern auch einen regelmäßigen und überwachten Handel mit Stockholm erlaubte.

Als daher die Kirchstadt Öjebyn geschaffen wurde, so war sie mit ihrer Kirche natürlich vor allem ein Platz an dem sich alle Bewohner der weiteren Umgebung an bestimmten Tagen einzufinden hatten, aber gleichzeitig wurden einige der Häuser auch als Lager der Händler benutzt, die sich dort längere Zeit aufhielten. Erst als Gustav II. Adolf dann im Jahre 1621 Piteå gründete, kam es zu einer Trennung zwischen Kirchstadt und Wohnstadt.

Die Kirchstadt Öjebyn war, im Gegensatz zu jener in Arvidsjaur, kein Handelsort, den die Sami wählten, sondern war von der Krone eingerichtet worden um einen Nord-Süd Handel per Schiff zu ermöglichen. Dies ist auch der Grund, warum man in Öjebyn keine Koten findet, sondern ausschließlich Holzhäuser.

Die Kirchstadt Öjebyn entstand um die Kirche, die vermutlich gegen 1425 fertig gestellt war und war bis zum 18. Jahrhunderte eine einfache Kirche mit einem Langschiff, also keine Kreuzkirche wie heute. Auch der freistehende Glockenturm kam erst weitaus später hinzu, als Kirchglocken allgemein in Schweden eingeführt wurden.

Die Kirchstadt Öjebyn belebt sich mittlerweile nur noch im Sommer, zieht aber trotz des Kyrkstadsmuseet, einigen Sommer-Händlern und dem Vorzeigehäuschen von 1802, das sich in Nummer 28 befindet, weitaus weniger Interessenten an als Gammelstad oder die Kirchstadt Arvidsjaur, ausgenommen Ende Juni, wenn der traditionelle Markt abgehalten wird. Die Stadt Piteå plant nun jedoch die Kirchstadt den ganzen Sommer über aktiv zu halten und regelmäßig Führungen anzubieten.

Copyright: Herbert Kårlin

måndag, oktober 15

Rastklippan, die Steinzeit im schwedischen Gebirge

Lange Zeit ging man in der schwedischen Geschichte davon aus, dass der schwedische Norden während des Mesolithikum (Mittlere Steinzeit) nicht bewohnt war. Funde während der letzten Jahrzehnte in Garaselet, Lappviken oder Rastklippan und anderen Teilen Nordschwedens beweisen jedoch das Gegenteil. Mittlerweile wurden an zahlreichen Stellen Siedlungen aus der Zeit zwischen 8000 und 5000 vor Christus entdeckt. Zu den erstaunlichsten Funden gehören jedoch jene in Rastklippan, einer kleinen Insel im Tärnsjön, der sich auf einer Höhe von 605 Metern befindet, mitten im schwedischen Fjällgebiet (Bergland).

In Rastklippan wurden, unter anderem, Reste eines Gebäudes mit Steinboden und Feuerstelle gefunden, das sowohl gegen 7000 vor Christus als auch 5500 vor Christus benutzt wurde und allen Hinweisen nach eine mehr oder weniger feste Behausung war, die nicht nur kurzzeitig benutzt wurde, was auch bedeutet, dass der See über Monate hinweg eisfrei gewesen sein muss, da sich die Bewohner sowohl von Fisch als auch von Fleisch ernährten.

Das Werkzeug, das man in Rastklippan fand, entspricht in großen Zügen dem üblichen Werkzeug und Waffen des Mesolithikum, jedoch mit dem Unterschied, dass das Werkzeug roten Schiefer und feinkörnigen roten Sandstein enthielt, Material, das man erst sehr viel später in der nördlichen Küstenregion entdecken konnte. Auch die Form der Gerätschaften weicht etwas von den bisherigen Funden in Schweden ab. Auf Grund dieser Funde bezeichnet man das Volk, das sich in der Umgebung von Rastklippan aufhielt als das Volk des roten Steines.

Die bisherigen Funde in Nordschweden, die bis in die Steinzeit zurückreichen, erlauben es den Archäologen jedoch nicht die damalige Volksgruppe und deren Herkunft in irgend einer Weise einzuordnen. Sicher scheint jedoch, dass diese Gruppe keine Verbindung zu den südlichen Siedlern Schwedens jener Epoche hatten. Ob es sich daher um Vorfahren der Sami handelte, eine davon völlig unabhängige Gruppe oder ein Volk, das sich später nach Süden oder Osten bewegte, bleibt reine Spekulation.

Während man vom Volksstamm, der gegen 7000 vor Christus in Rastklippan lebte nahezu nichts weiß, außer dass das dort gefundene Quarzmesser aus dieser Epoche der bisher älteste Fund in diesem Gebiet ist, so konnte man durch verschiedene Funde beweisen, dass das Volk, das sich ab 5500 vor Christus dort aufhielt, auch große Tiere jagte. Eine Siedlung in Rastklippan aus dieser Epoche überrascht die Archäologen allerdings auch weitaus weniger, da das Klima gegen 5000 vor Christus wärmer war als heute und selbst die Baumgrenze etwa 100 Meter höher lag.

Da archäologische Ausgrabungen in Nordschweden noch relativ jung sind und erst jetzt in Schwung kommen, ist zu erwarten, dass man in den kommenden 50 Jahren mehr Kenntnisse über die Geschichte Nordschwedens gewinnen wird und vielleicht auch Teile des bisherigen Geschichte Lapplands neu schreiben muss.

Copyright: Herbert Kårlin