fredag, augusti 31

Die samische Kirchstadt Fatmomakke in der schwedischen Geschichte

Der Erfolg, den die schwedische Krone mit der Entwicklung der samischen Kirchstadt Arvidsjaur erreicht hatte und der Wunsch das gesamte Reich der Sami unter der Krone zu vereinen, führte dazu, dass man immer weiter ins Hinterland vorstieß um dort nach dem gleichen Muster samische Kirchenstädte zu errichten und versäumte Kirchbesuche, die zweimal im Jahr erfolgen mussten, unter Strafe zu stellen.

Nahe Vilhelmina ist eine dieser samischen Kirchstädte des Hinterlandes weitgehend im Stil des 18. Jahrhunderts erhalten und wird noch heute regelmäßig von den Sami besucht, auch wenn der massive Ansturm an Touristen dabei ist dieses einzigartige Dorf kulturell langsam zu zerstören, obwohl Fatmomakke von der Lokalregierung mittlerweile weitgehend geschützt wird.

Die Gegend um Fatmomakke wurde bereits im Neolithikum und während der Eisenzeit von den Sami als Treffpunkt benutzt, was zahlreiche Funde beweisen. Dass daher dieses Minizentrum der Sami im 18. Jahrhundert dafür gewählt wurde eine Kirche zu bauen und schwedische Siedler anzuziehen, war eine bewusste Handlung und erleichterte es die Sami weiterhin nach Fatmomakke zu locken. Der Zwang zum Kirchenbesuch sollte sie dann gleichzeitig von ihren Riten und ihrem „Aberglauben“ abbringen, wobei die königlichen Verwalter auch davon überzeugt waren, dass der Zusammenstoß mit der „zivilisierten“ Schicht Schwedens die Sami zur Anpassung bringen würde.

Die Besiedlung der Umgebung von Fatmomakke ging indes nicht so zügig voran als in Gallejaur oder auch in der samischen Kirchstadt Arvidsjaur, da das Gebiet zu abgeschieden war und nicht die gleichen Vorteile bot wie andere Neusiedlungen. Dies erklärt auch, warum Fatmomakke bis etwa 1830 fast ausschließlich von den Sami benutzt wurde, die dort Koten zum Übernachten rund um die Kirche erbauten. Bis auch die Holzhütten entstanden, die man heute neben den Koten in Fatmomakke findet, vergingen allerdings noch nahezu hundert Jahre. Ab 1830 kamen auch die ersten Neusiedler in die Gegend, anfangs vor allem aus Norwegen, später auch aus dem südlicheren Schweden.

Die erste Kirche entstand in Fatmomakke bereits im Jahre 1781 und wurde von Per Rådström, der Priester in Åsele war, in Form von zwei Koten gebaut. Allerdings sollten diese bereits zehn Jahre später gegen eine größere Holzkapelle ausgetauscht werden. Auch dieses zweite Gebäude wurde im Laufe der Jahrzehnte zu klein und musste 1881 der noch heute existierenden Kirche Platz machen.

Auch wenn Fatmomakke noch heute ein wichtiger Treffpunkt der Sami ist, so kam mittlerweile zu den zwei ursprünglichen Kirchentagen ein weiterer hinzu, nämlich Mittsommer. Allerdings findet man an diesem dritten Kirchentag hunderte von schwedischen und ausländischen Touristen und kann sich kaum in die historische Zeit versetzen, in der hier Sami ihre Gedanken austauschten, sondern erlebt die Verwandlung Lapplands zu einer touristischen Attraktion.

Während der Sommermonate kann man einige Koten und vor allem die „Kirchstugor“ besichtigen, wobei in einer der Stugor eine Ausstellung zur Geschichte Fatmomakkes zu finden ist. Auch die Länsmansstugan (das Gebäude des Regierungsvertreters), die Gebetsstuga der samischen Künstlerin und Vertreterin der Heilsarmee Lapp-Lisa und die Kapelle sind für Besucher offen, wobei man jedoch daran denken muss, dass sich in beiden Stugor nicht die Rentierzüchter, die samischen Nomaden, aufhielten, sondern diese zu den Gebäuden gehören, die von der privilegierten, überwiegend schwedischen Schicht, benutzt wurden und den Sami als Vorbild der Baukunst dienen sollten.

Die Holzkapelle in neoklassischem Stil in Fatmomakke wurde letztmals 1978 restauriert, wobei hiermit auch die ursprüngliche Altartafel des samischen Künstlers J. Meurk zurück in die Kapelle gebracht wurde. Die Kanzel und zahlreiche andere Gegenstände stammen allerdings aus der alten Kirche in Åsele und nicht aus Fatmomakke.

Der Versuch Fatmomakke zu einem offiziellen Kulturreservat zu machen, was die Bauten und die Umgebung zumindest während der nächsten Jahrzehnte schützen würde, scheitert bisher daran, dass allein der Grund zwei verschiedenen Großbesitzern gehört und die Gebäude und Koten rund 140 Besitzer haben, deren Zustimmung dafür nötig wäre. Sollte das Projekt jedoch scheitern, so werden allerdings immer mehr Sommerstugor das erreichen, was den Königen und Priestern in drei Jahrhunderten nicht gelungen ist.

Copyright: Herbert Kårlin

torsdag, augusti 30

Gudberga Kloster, das nördlichste Kloster Schwedens

Das Gudsberga Kloster nördlich von Hedemora war das einzige Kloster in Dalarna, das am nördlichst liegende Kloster des Landes und gleichzeitig das letzte Kloster, das von den Zisterziensern in Schweden errichtet wurde. Das Gudsberga Kloster konnte im Jahre 1486 gegründet werden, nachdem der regionale Vertreter der Regierung, Ingel Jönsson Hjorthorn, und seine Frau Birgitta Sonedotter dem Orden die entsprechenden Ländereien geschenkt hatten.

Auch wenn das Gudsberga Kloster bereits im Jahre 1527 auf Grund der Reformation unter Gustav Vasa wieder aufgegeben werden musste, also gerade einmal 41 Jahre lang existierte, handelte es sich um ein relativ reiches Kloster, das ausschließlich von Mönchen und Laienbrüdern bewohnt wurde. Außer mehreren Gütern und anderen Werten, waren die Mönche auch an den Gruben und der Silberschmelzerei beteiligt, was in dieser Zeit ein sicheres und bedeutendes Einkommen mit sich brachte.

Als die Mönche das Gudsberga Kloster verlassen hatten, stand es einige Jahre lang leer bis Nils Larsson, ein Vertrauter des Königs, 1538 das Kloster erhielt. 1544 befahl Gustav Vasa dann das gesamte Silber aus dem Kloster nach Stockholm zu schicken. Die Klosterkirche begann zu verfallen, da sich niemand mehr dafür interessierte.

Als man in den 60er Jahren Ausgrabungen am Ort des ehemaligen Guldsberga Klosters unternahm, konnte man Reste der Mauern des Gebäudes freilegen, sowie Reste der Klosterkirche, die eine Größe von 21 Meter Breite und 44 Meter Länge hatte, also sogar größer war als die Mutterkirche der Zisterzienser in Alvastra, auch wenn sie nicht völlig im Stil der Zisterzienser erbaut wurde. Direkt neben den Klosterruinen findet man eine etwas merkwürdig geformten Steinformation, die den Namen „Der Stuhl des Heiligen Staffan“ trägt, in Erinnerung an den Abt des früheren Klosters.

Ganz in der Nähe des Klosterruine, die sich im kleinen Ort Kloster befindet, findet man einen kirchenähnlichen Bau in dem das Grubenmuseum eingerichtet ist, in dem man die Geschichte des Klosters, aber auch auch die Entwicklung des Ortes und der Gruben findet. Im 19. Jahrhundert, als hier Eisen und vor allem Schwarzpulver gewonnen wurde, lebten in dem kleinen Ort nahezu 1000 Personen, was sich heute kaum noch vorstellen kann.

Copyright: Herbert Kårlin

onsdag, augusti 29

Das Rätsel der Burg Ismantorp auf Öland

Auch wenn man auf Öland insgesamt 21 Vorburgen (fornborgar) registriert hat, darunter die Burg Gråborg und die Burg Eketorp (Eketorps fornborg), so gibt es unter all diesen historischen Anlagen eine Burg, die Archäologen und Geschichtswissenschaftlern bis heute die meisten Rätsel aufgibt, obwohl sie, wie die anderen Fornborgar Ölands, ebenfalls während der schwedischen Völkerwanderung gebaut wurde. Es geht dabei um die die Burg Ismantorp (Ismantorps borg).

Da die Ismantorps borg durch die zahlreichen Pforten und die Anzahl der Bauten, die sich in ihr befanden, von allen anderen Fornborgar der Insel unterscheidet, versuchen Forscher seit dem 19. Jahrhundert zu erfahren, warum diese Vorburg sich so bedeutend von den anderen aus der Zeit der Völkerwanderung unterscheidet und wozu sie damals diente, der Schutz und die Verteidigung können hier nicht die einzigen Gründe gewesen sein.

Die Burg Ismanstorp wurde erstmals im Jahre 1634 schriftlich erwähnt, als sie längst übergeben war und taucht anschließend regelmäßig in Beschreibungen auf, unter anderem auch bei Carl von Linné. Noch heute ist die Mauer der Burg relativ gut erhalten und die 88 Gebäude, die sich einst innerhalb der Mauer befanden, sind noch sehr deutlich zu erkennen. Und genau dies wirft so viele Fragen auf, denn zum einen war die Mauer mit Sicherheit auch zur Verteidigung gebaut, zum anderen sind jedoch neun Pforten kaum gegen Feinde zu verteidigen und die Bewohner von 88 Häusern dürften allein wegen dem Bedarf an Lebensmitteln kaum für eine lange Belagerung gerüstet gewesen sein.

Wenn man die Burg Ismantorp als Ganzes betrachtet, so bekommt man den Eindruck, dass es sich mit seinem zentralen Marktplatz um eine mittelalterliche Stadt gehandelt hat, was jedoch wiederum auf Grund der Datierung der Gebäude als absurd gilt. Auch die Ähnlichkeit mit frühen Burganlagen, die man im slawischem Raum fand, erklären nicht die Bauart und die Funktion der Ismantorps borg, die in dieser Art absolut einzigartig für Öland und die schwedische Völkerwanderung ist.

Als man im Jahre 2000 erneut Ausgrabungen in der Vorburg Ismantorp unternahm, fand man sehr viele kleineren Gegenstände wie Spangen und Pfeilspitzen, die alle aus der Zeit zwischen 300 und 500 nach Christus stammen und damit das Alter der Burg bestätigen und von einem permanenten Bewohnen sprechen können, aber auch bei diesen Ausgrabungen trat nichts zu Tage, das die Anwendung der Burg erklären könnte.

Copyright: Herbert Kårlin

tisdag, augusti 28

Die ersten Menschen Schwedens auf Stora Karlsö

Die Insel Stora Karlsö liegt etwa 6,5 Kilometer südwestlich von Gotland, ist als ganzes ein Naturreservat und gehört wegen seinen Orchideen und dem reichen Vogelleben zu einem der beliebtesten Ausflugsziele von Naturliebhabern, auch wenn die Insel sehr reich an geschichtlichen Monumenten ist. Stora Karlsö kann vom 11. Mai bis zum 2. September besucht werden, ausgenommen einiger besonders geschützter Gebiete.

Geschichtlich gesehen ist Stora Karlsö auf Grund seiner Grotte „Stora Förvar“ von größtem Interesse, denn in dieser Grotte mit einer Tiefe von 25 Meter wurde bei Ausgrabungen zwischen 1888 und 1893 einer der bedeutendsten Funde der schwedischen Geschichte gemacht, denn man entdeckte, dass hier bereits im Jahre 7400 vor Christus, also während des Mesolithikum, Menschen lebten. Auch wenn es sich hierbei nicht um die ersten Menschen handelt, die Schweden je betraten, so handelt es sich um die ältesten menschlichen Knochen, die man je in Schweden fand.

In der Grotte Stora Förvar fand man bei den Ausgraben Skelettteile eines Babys, von zwei Kindern im Alter zwischen zehn und zwölf Jahren, jene von vier Erwachsenen, die auf Anfang 20 geschätzt werden und zusätzlich die eines Paares im mittleren Alter. Die Vermutung liegt daher nahe, dass es sich bei dieser Gruppe um mehrere Generationen einer Familie handelt.

Das Besondere dieses Fundes waren jedoch nicht nur die Skelettteile, sondern auch die Tatsache, dass ein Teil der Knochen verbrannt worden waren, andere wiederum aufgeschnitten waren, damit man an das Knochenmark kam und die Schädel zeigen Spuren, die auf ein Skalpieren hinweisen. Auch wenn der unmittelbare Gedanke der Archäologen war, dass sich auf der Insel Stora Karlsö Menschenfresser aufhielten, was der Grotte auch den Namen „Menschenfresserhöhle“ gab, so kann man nicht sagen, ob diese Gruppe an Menschen geopfert wurden, ob sie als „Lebensmittel“ getötet wurden, ob sie im Kampf starben und anschließen gegessen wurden oder welcher andere Grund dafür vorlag. Man kann nicht einmal sagen, ob sie gleichzeitig starben.

Als die Archäologen Lars Kolmodin und Hjalmar Stolpe ab 1888 in der Höhle Stora Förvar arbeiteten, fanden sie, außer der Menschengruppe, insgesamt rund 7000 Fundstücke aus den verschiedensten Epochen vom Mesolithikum bis zur Eisenzeit. Die bedeutendsten dieser Funde kann man heute im Historischen Museum in Stockholm betrachten, einige kleinere Funde aber auch im kleinen Museum von Stora Karlsö und im Museum in Visby auf Gotland. Die ältesten Funde in der Grotte waren vor allem Harpunspitzen und Werkzeug der Steinzeit, die vermutlich bei der Robbenjagd dienten und bei der Verarbeitung der Felle. 

Da während der Mittleren Steinzeit (Mesolithikum) die Landhebungen nicht sehr fortgeschritten waren, so lag die Höhle Stora Förvar damals nicht 22 Meter über dem Wasserspiegel wie heute, sondern nahezu am Strand, wobei der Aufenthalt von Menschen auf Stora Karlsö natürlich eine weitere Frage offen lässt, nämlich mit welcher Art von Booten sie zur Insel kamen und auf welchem Weg sie nach Gotland kamen. Auch wenn diese Fragen nie beantwortet werden können, so muss man dennoch davon ausgehen, dass es sich bereits damals um eine relativ hohe Kultur gehandelt haben muss, die auch weite Strecken überwinden konnte, wobei die Anwesenheit von Kindern darauf schließen lässt, dass auf Stora Karlsö ab 7400 vor Christus permanent Menschen lebten.

Copyright: Herbert Kårlin

måndag, augusti 27

Die mittelalterliche Kirche von Trönö

Die mittelalterliche Kirche von Trönö liegt im Hälsingland, etwa in der Mitte zwischen Bollnäs und Söderhamn. Die Trönö gamla kyrka, wie sie im Schwedischen heißt, gilt als die am besten erhaltene mittelalterliche Kirche Nordschwedens, deren älteste Teile bis zum 13. Jahrhundert zurückreichen, die jedoch im 16. und im 17. Jahrhundert erweitert und zu Beginn des 20. Jahrhunderts vollständig restauriert wurde.

Da die Granit-Kirche nicht verputzt ist, kann man an ihrem Äußeren die einzelnen Epochen ihrer Entstehung verfolgen, wobei es sich beim nordwestlichen Teil des Langhauses um den ältesten Teil der Kirche von Trönö handelt. Im 16. Jahrhundert verwandelte sich dann das ursprüngliche Langhaus in eine gewölbte Saalkirche mit einem einzigen Kirchenschiff.

Das Alter des Glockenturms, der im Stil von Stabkirchen gebaut wurde, wurde nie bestimmt, wobei es jedoch denkbar ist, dass auch er bis ins späte schwedische Mittelalter zurückreicht. Da es sich dabei um keinen einfachen Kirchturm, sondern einen Glockenturm handelt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er im 17. oder 18. Jahrhundert erbaut wurde. Die Glocken, Erinnerungsglocken aus dem Jahre 1936, läuten heute nur noch zweimal im Jahr, nämlich am Geburtstag und am Tag des Todes des Erzbischofs Nathan Söderblom, der seine Jugend im Kirchhof verbrachte.

Da man 1895, als die neue Kirche in Trönö fertig war, sehr viele historische Einrichtungsgegenstände und sakrale Gegenstände der alten Kirche in die neue verlegte und diese im Jahre 1998 einem Großbrand ausgesetzt war, gingen sehr viele unwiederbringliche Werte verloren, die ab dem 13. Jahrhundert Teile der alten Kirche waren.

Erhalten sind in der alten Kirche allerdings mehrere Skulpturen aus dem 16. Jahrhundert, unter anderem jene von Katarina von Vadstena und des Heilige Lurentius, die in der Werkstatt von Haaken Gullesson geschnitzt wurden, aber leider nicht von ihm signiert wurden, vermutlich also nur mit seiner Anleitung entstanden.

Die Kanzel der alten Kirche von Trönö stammt von 1664 und wurde vom Bildhauer Olof Persson geschaffen, jedoch erst im Jahre 1747 bemalt, wodurch sie ihr heutiges Aussehen erhielt.

Der Trönöskrinet (Trönöschrein), der vermutlich im 13. Jahrhundert im französischen Limoges hergestellt wurde, befindet sich in der neuen Kirche von Trönö und musste nach dem Brand im Jahre 1998 restauriert werden, hat dadurch jedoch wieder sein ursprüngliches Aussehen angenommen. Um seinen Eindruck über die mittelalterliche Kirche von Trönö zu vervollständigen, sollte daher auch die neue Kirche, die in neugotischem Stil erbaut ist, besuchen.

Copyright: Herbert Kårlin

söndag, augusti 26

Das Pfahldorf Västra Tollstad aus der Steinzeit Schwedens

Das Pfahldorf Västra Tollstad in der Nähe des Klosters Alvastra und zu Füssen des Omberg, eines Berges mit zahlreichen Fundstellen aus der schwedischen Steinzeit, ist einer der wenigen Orte Schwedens, die uns sehr viel über die Lebensweise und die Kultur des Neolithikum sagen, zumal es sich dabei um den einzigen Pfahlbau des Landes handelt, der mit jenen, die man in der Schweiz, in Schottland oder auf Irland entdeckte zu vergleichen sind.

Das Pfahldorf Tollstad, oft auch als Alvastra Pfahlbau (Alvastra Pålbyggnad) bezeichnet, erstreckt sich im Feuchtgebiet Dagsmosse über etwa 1000 Quadratmeter und wurde im Jahr 1908 entdeckt. Seither wurde das Pfahldorf dreimal von Archäologen erforscht, ohne dass jedoch bis heute alle Ergebnisse veröffentlicht wurden. Da der erste Archäologe, der intensiv in Västra Tollstad arbeitete, Otto Frödin, mittlerweile tot ist, sind auch viele Erkenntnisse des Archäologen  für immer verloren.

Der Pfahlbau von Alvastra entstand etwa 3000 vor Christus und war vermutlich 42 Jahre lang permanent bewohnt oder auch nur auf andere Weise benutzt. Auf der Plattform konnte man insgesamt rund 100 Feuerstellen zählen, die sich zwar auf Kalkstein und Granit befanden und mit Lehm verschmiert waren, aber die Plattform aus Birke und Kiefer dennoch mehrmals entzündeten, was Untersuchungen der Stelle bewiesen.

In dieser Ansiedlung der Steinzeit, die von einer Palisade umgeben war und über eine Holzstruktur mit dem festen Land verbunden war, fand man rund 30.000 Gegenstände der verschiedensten Art, angefangen von Werkzeug und Keramik (Grübchenkeramische Kultur und Trichterbecher Kultur) über Knochen, Schmuck, Bernstein, Samen und Zähnen von Tieren. Nach Auswertung der Funde konnte man nachweisen, dass die Bevölkerung im Pfahldorf Västra Tollstad sowohl Landwirtschaft betrieb, als auch auf die Jagd ging und sich dem Fischfang widmete und verschiedene Pflanzen sammelte, also über eine relativ ausgeglichene Ernährung verfügte.

Über die tatsächliche Anwendung des Pfahlbaus von Alvastra sind sich Geschichtswissenschaftler allerdings bis heute nicht ganz einig. Viele halten dieses Pfahldorf weniger für eine feste Ansiedlung, sondern eher für einen Kultplatz der jüngeren Steinzeit, auch wenn es für keine Theorie irgendwelche klaren Beweise gibt. Erstaunlicherweise fand man in unmittelbare Nähe des Pfahldorfs zwar Knochen von Ziegen, Schweinen und anderen landwirtschaftlichen Tieren, sowie Nüsse, Äpfel und Getreide, aber nur die Reste eines einzigen menschlichen Schädels, wobei die betreffende Person skalpiert worden war.

Copyright: Herbert Kårlin

lördag, augusti 25

Magnus Nilsson, ein zweifelhafter König Schwedens

Magnus Nilsson, der auch als Magnus Nielsen bekannt ist und der der letzte König des Stenkilska ätten ist, wurde entweder 1106 oder 1107 geboren und wurde als dänischer Prinz nach dem Tode von Inge dem Jüngeren (Inge den yngre) gegen 1125 zum König Västergötlands gewählt.

Magnus Nilsson war der Sohn des dänischen Königs Niels und dessen Frau Margareta Fredkulla von Schweden, die wiederum die Tochter von Inge den äldre (Inge der Ältere) war, so dass die Verbindung zum Västergötland bereits auf diese Weise bestand. Als Magnus Nilsson im Jahre 1127 dann Rikissa von Polen heiratet, was vermutlich aus politischen Motiven geschah, wurde Rikissa erstmals Königin von Schweden, was jedoch mit Sicherheit nicht den erwünschten Erfolg in Schweden brachte.

Während sicher ist, dass Magnus Nilsson bis 1130 König in Västergötland war, so gehen die Deutungen über seine Regierung im  Sveareich auseinander. Sehr wahrscheinlich ist, dass Magnus Nilssson dort nie anerkannt wurde, auch wenn er den dortigen Thron beanspruchte und während dieser Zeit kein anderer König in diesem Raum bekannt ist. Bereits 1130 wurde er in jedem Fall von Sverker den äldre (Sverker dem Älteren) erst aus Svitjod vertrieben und dann im gleichen Jahr auch noch aus Västergötland.

Magnus Nilsson floh nach Dänemarkt, wo er wenige Monate später seinen Thron-Konkurrenten Knut Lavard tötete, damit er den dänischen Thron erringen konnte, was jedoch zu bedeutenden Kämpfen um die Thronfolge führte. Nilsson wurde am 4. Juni 1134 bei der Schlacht bei Foteviken in Skåne, das damals zu Dänemark gehörte, getötet.

Das Grab, das im Kloster Vreta angeblich jenes von Magnus Nilsson sein soll, beinhaltet mit Sicherheit nicht seine Gebeine, sondern jene des schwedischen Königs Magnus Henriksson oder aber des Ritters Magnus Bengtsson, beziehungsweise einer anderen Person seines Geschlechts.

Magnus Nilsson hatte mit Rikissa von Polen zwei Kinder, nämlich Knut Magnusson, der später König von Dänemark wurde und Niels Magnusson, der keine besondere Rolle in der Geschichte Schwedens oder Dänemarks spielte.

Copyright: Herbert Kårlin

fredag, augusti 24

Die Eriksbergs Kyrka und Erich der Heilige

Die alte Eriksbergs Kyrka im Västergötland aus dem 12. Jahrhundert ist eine der ältesten Kirchen Schwedens und wird sehr eng mit Erich dem Heiligen in Verbindung gebracht, der möglicherweise in Eriksberg geboren wurde und auch die Kirche stiftete. Allerdings gibt es hierüber kaum Aufzeichnungen, so dass diese Aussage nicht mit Sicherheit bestätigt werden kann. Auch in den alten Västgötalagen kann man nur nachlesen, dass Knut Eriksson, der Sohn von Erik den Helige (Erich dem Heiligen) in Eriksberg sein Leben beendete.

Sicher ist jedoch, dass das Erikska ätten, des Geschlecht Erichs, hier seinen Stammsitz hatte und, wie manche Geschichtswissenschaftler behaupten, von englischen Missionaren abstammt, die sich hier niedergelassen hatten.

Die Eriksbergs Kyrka wurde in romanischem Stil gebaut, weicht jedoch in mehreren Punkten von der üblichen Bauweise ab, da das Langhaus ungewöhnlich lang ist und die Apsis disproportional. Interessant ist das tonnenförmige Gewölbe, die „Himmelsleiter“ (Jakobstreppe) und die Reste der ursprünglichen Bemalungen, die nahezu einzigartig für Schweden sind und einen Eindruck über das Aussehen der Kirchen des frühen Mittelalters bieten.

Da romanische Kirchen ursprünglich eine Verbindung zu Klöstern hatten, nimmt man an, dass sich in Eriksberg ursprünglich auch ein solches befand, auch wenn man bisher keinerlei Spuren davon entdeckt hat. Möglicherweise war der Bau auch nur geplant und wurde dann aus unbekannten Gründen nicht ausgeführt.

Auch wenn nahezu die gesamte Kirche ihr Aussehen des 12. Jahrhunderts behalten hat, so kamen das Waffenhaus und die Sakristei erst im 17. oder 18. Jahrhundert hinzu. Der Glockenturm außerhalb der Kirche wurde, trotz seines „historischen „ Aussehens, erst 1955 erbaut. Die Kanzel der Kirche wurde im Jahre 1574 gebaut und gilt als die älteste Kanzel Schwedens.

Von hohem geschichtlichen Wert ist der Reliquienschrein, der sich allerdings nur noch in Form einer Kopie in der Eriksbergs Kyrka befindet, da dieser bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht. Dieser Schrein wurde aus Eiche hergestellt und mit vergoldetem Kupfer verkleidet. Nach einer Inschrift im Schrein enthielt dieser Reliquien von einigen Heiligen, ein Stück Holz des Kreuzes Christi und ein Stück des Schweißtuchs.

Ein nahezu identischer Reliquienschrein wurde auch in der nahen Jäla Kyrka gefunden. Während sich der Schrein der Eriksbergs Kyrka heute im Historischen Museum in Stockholm befindet, kann man den Jälaskrinet (Schrein aus Jäla) im Västergötlands Museum in Skara betrachten.

Copyright: Herbert Kårlin

torsdag, augusti 23

Gåseborg, eine Vorburg zum Schutz vor Überfällen am Mälaren

Die Vorburg (Fornborg) Gåseborg liegt direkt über der Bucht Görväln am Mälaren und gehört vermutlich zu den bedeutendsten Fornborgar am Mälaren, wobei diese Befestigung sehr wahrscheinlich mehrere Aufgaben hatte, unter anderem auch der Überwachung der Schifffahrt diente.

Die Gåseborg liegt etwa 45 Meter über dem Mälaren, wobei sie Richtung Wasser von einer steilen Klippe geschützt wird und die anderen Seiten mit Mauerwerk befestigt waren. Auf Grund dieser Lage glaubte man lange, dass diese Befestigung von den Wikingern angelegt wurde und ausschließlich der Überwachung der Schifffahrt zwischen Uppsala und Sigtuna diente, eine Meinung, die mit den Ausgrabungen in den Jahren 2002 vollkommen revidiert werden musste, denn Gåseborg führt mit Sicherheit, wie die meisten anderen Vorburgen Schwedens, bis zur Völkerwanderung zurück.

Während der Ausgrabungen entdeckte man in Gåseborg, einer Befestigung, die 200 Meter lang und 150 Meter breit ist, nicht nur Reste von einigen Häusern, sondern vor allem eine ausgedehnte Bronzegießerei, die gegen das Jahr 500 aktiv war, also dem Ende der schwedischen Völkerwanderung. Da man auch einige Goldreste entdeckte, nimmt man an, dass die Bronzewerke, die dort geschaffen wurden, auch vergoldet wurden und Gåseborg möglicherweise mit dem nahen Lövsta in Verbindung stand, was dann bedeuten könnte, dass Lövsta um diese Epoche bedroht wurde und die Handwerker ihre Aktivitäten vorübergehend nach Gåseborg verlegten und dafür auch die Bronzegießerei benötigten.

Allerdings konnten auch die Ausgrabungen nicht alle offenen Fragen klären, denn da keinerlei Gräber in der Nähe von Gåseborg gefunden wurden, ist es möglich, dass diese Fornborg, trotz der Häuser, die sich innerhalb der Mauern befanden und nur über zwei Eingänge zugänglich waren, nur zeitweise, also bei Gefahr, benutzt wurde oder eine Art Handelsniederlassung war. Sämtliche Funde, die allerdings relativ gering sind, können nichts über die Anwendung und die tatsächliche Bedeutung von Gåseborg zwischen der Gründungszeit und dem Mittelalter sagen.

Copyright: Herbert Kårlin

onsdag, augusti 22

Die Geschichte der Insel Öland

Öland gehört mit zu den Teilen Schwedens, die ab dem Neolithikum vermutlich permanent bewohnt waren, also ab jener Zeit als in Schweden vermutlich auch die ersten Boote aufgetaucht waren. Auch wenn sich im Laufe der Jahrtausende die Rolle Ölands immer wieder änderte, so spielt die Insel bis heute eine bedeutende Rolle in der Geschichte Schwedens. Aug Grund der langen Geschichte, sind auch die Funde auf Öland sehr vielseitig.

Die alte Geschichte Ölands reicht von Köpingsvik, das ab 2500 vor Christus besiedelt war über das Steinhügelgrab Blå Rör aus der Bronzezeit, dem Opfersee Skedemosse mit Opfergaben von 200 nach Christus bis zu den Vorburgen Eketorp und Gråborg aus de Zeit der Völkerwanderung und dem Karlevistein aus der Wikingerzeit, was 3500 Jahren Geschichte ohne eigenen schriftlichen Aufzeichnungen entspricht und mehrere Epochen umfasst.

In anderen Quellen wurde Öland erstmals gegen das Jahr 900 unter dem Namen „Eowland“ genannt, denn Wulfstan (auch Wulfstan von Haithabu genannt) kam während seiner Handelsreisen auch nach Blekinge, Kalmar, Gotland und Öland, einer Fahrt, die er in seiner Reisebeschreibung sehr genau dokumentiert. Ob Öland zu dieser Zeit von Svitjod abhängig war, selbständig war oder gar zu Dänemark gehörte, ist heute sehr schwer zu entscheiden, weswegen man in der Geschichtswissenschaft mehrere Theorien vertritt.

Eine entscheidende Frage dabei dürften die zahlreichen Vorburgen (Fornborgar) spielen, die während der Völkerwanderungen in sehr großer Zahl entstanden und bis ins Mittelalter immer wieder ergänzt wurden und daher auch gegen jede Art von Überfällen notwendig waren.

Als durch die Entstehung Kalmars ab dem 12. Jahrhundert die Bedeutung von Köpingsvik nachließ, entstand in nächster Nähe das Borgholms Slott (Schloss Borgholm), das während des gesamten Mittelalters eine wichtige Rolle für die Geschichte Schwedens spielen sollte. Aber trotz dieses Schlosses und der früheren Bedeutung Köpingsviks, kam es auf Öland die nächsten Jahrhunderte zu keiner Stadtgründung, denn erst 1816 waren in der Nähe des Schlosses so viele Häuser entstanden, dass Borgholm zur Stadt wurde, und bis heute auch die einzige Stadt der Insel blieb.

In Zusammenhang mit den Håtunaleken im Jahre 1306 fiel Öland für einige Jahre an Valdemar, den Bruder des Königs Birger und noch im gleichen Jahr wurde die Insel vom dänischen König Valdemar Atterdag erobert, wenn auch mit sehr geringem Erfolg, da die Inselbewohner seine Vögte unmittelbar erschlugen als das Militär abgezogen war. Im Anschluss daran wurde Öland an die Hanse verpfändet bis die Insel im 15. Jahrhundert dann wieder an die schwedischen Könige fiel.

Als Öland jedoch unter die Krone Schwedens gestellt wurde, kam auch ein Druck auf die Bevölkerung zu, der für viele die Armut bedeutete, denn die bisher freien Bauern wurden überwiegend zu Leibeigenen, die für die Krone arbeiten mussten, wobei ihnen zugleich auch die Jagd verboten wurde von der sich viele ernährt hatten, denn das Jagen auf Öland wurde zu einem königlichen Privileg.

Vom 16. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts war Öland auf Grund seiner Lage immer wieder der Ort für kriegerische Auseinandersetzungen. Es begann mit dem Nordischen Siebenjahreskrieg, es kam der Kalmarkrieg, der Krieg mit Schonen und schließlich auch noch der Krieg mit Russland, die sich alle vor und auf Öland abspielten. Es war daher auch nicht verwunderlich, dass sich die Insel während dieser drei Jahrhunderte nicht mit dem gleichen Rhythmus entwickelte wie das Festland Schwedens.

Nach den Kriegen begann sich die Bevölkerung Ölands mit einer immensen Geschwindigkeit zu vermehren und Ende des 19. Jahrhunderts konnte man rund 40.000 Bewohner auf Öland rechnen. Nachdem es jedoch auch zu mehreren Missernten kam, sahen viele ihren einzigen Ausweg im Auswandern. Zwischen 1880 und 1930 wanderten dann rund 18.000 Öländer nach Amerika aus, was dazu führte, dass die Bevölkerung zu Beginn der 30er Jahre auf etwa 27.000 Bewohner geschrumpft war.

Copyright: Herbert Kårlin

tisdag, augusti 21

Eksjö, die Stadt aus dem schwedischen Mittelalter

Bis heute weiß man, mangels Ausgrabungen, nicht wann Eksjö im Småland erstmals besiedelt wurde. Sicher ist jedoch, dass sich hier bereits im 14. Jahrhundert, also im Mittelalter, ein Thingplatz befand und Eksjö daher eine gewisse Bedeutung hatte. Die tatsächliche Geschichte der Stadt fängt dann jedoch erst mit Erich von Pommern (Erik av Pommern) an, der Eksjö gegen 1403 die Stadtrechte verlieh.

Die Bedeutung des „alten“ Eksjö, das etwa 500 Meter südwestlich des heutigen Stadtkerns lag, erklärt sich daraus, dass hier die Hauptstrecke zwischen den Bischofssitzen Linköping, Växjö und Kalmar entlangführte und von drei Seiten durch Wasser gegen Angriffe geschützt war. Leider half dies während des nordischen Siebenjährigen Krieges sehr wenig und 1568 wurde Ekesiö, wie der Ort damals hieß, in Brand gelegt und vollständig zerstört.

Erik XIV. (Erich XIV.), wollte die Stadt unmittelbar wieder aufbauen und beauftragte daher Arendt de Roy, den Baumeister von Vadstena, unmittelbar nach Eksjö aufzubrechen, die Schäden zu untersuchen und eine neue Stadt aufzubauen. Allerdings wurde Erik noch im gleichen Jahr vom Thron vertrieben, so dass Johan III. dann für den Neubau Eksjös verantwortlich wurde. Dieser legte auch den neuen Standort der Stadt fest.

Das neu erbaute Eksjö entwickelte sich dann weniger zu einer Handelsstadt, sondern einem Ort des Handwerks wo im 17. Jahrhundert nahezu jedes existierende Handwerk Schwedens zu finden war. Ein Jahrhundert später kamen auch die Tabakplantagen hinzu und das Militär wählte Eksjö zu einem seiner Zentren.

Die geschichtliche Besonderheit Eksjös ist, dass noch heute 65 Prozent aller Gebäude der Innenstadt vor 1900 erbaut wurden und der nördliche Stadtteil sogar den gleichen Charakter behielt, den die Stadt während des Neubaus ab 1580 bekam. Eksjö gehört daher zu einer der wenigen Holzstädte Schwedens in denen man außer dem mittelalterlichen Charakter auch 400 Jahre schwedische Baugeschichte entdecken kann. Viele der alten Gebäude tragen selbst noch die Namen der Gewerbe, die in ihnen ausgeübt wurden. Eine ähnliche Struktur findet man in ganz Schweden nur noch in Hjo und in Nora, wobei jedoch die ältesten Gebäude in Eksjö zu finden sind. Insgesamt zählt man in der Altstadt Eksjös 56 Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen und einen besonderen kulturhistorischen Wert darstellen.

Leider wurde in Eksjö im Jahre 1887 die mittelalterliche Kirche abgerissen und durch eine neue ersetzt. Aus welchen Gründen auch immer wurden in den folgenden Jahrzehnten jedoch immer mehr Elemente der alten Kirche im Inneren der neuen Kirche verwendet, so dass man den wahren Schatz der mittelalterlichen Kirchenkunst heute nur noch im Inneren des sakralen Gebäudes finden kann.

Copyright: Herbert Kårlin

måndag, augusti 20

Schweden während der römischen Eisenzeit

Die Epoche zwischen Christi Geburt und 375 nach Christus wird in Schweden als die römische Eisenzeit betrachtet, den letzten Teil der Eisenzeit, da sich hier der Einfluss Roms, dessen Grenze in dieser Epoche bis weit in das heutige Deutschland erstreckte, auch die schwedische Entwicklung maßgeblich beeinflusste. Zum einen drangen immer mehr Germanen in den nordischen Raum vor, zum anderen erkundeten römische Politiker, Spione und Reisende den Norden und zum dritten kamen auf diese Weise neue Werkzeuge und neue Kenntnisse in den schwedischen Raum.

Diesem Vorstoß verdankt man auch die erste Aufzeichnungen über das Reich der Svear, das Tacitus im Jahre 98 in seinem Werk Germania als das Reich der „svionerna“ beschrieb und sich vermutlich auf den Raum Svitjods und Gotlands beschränkte. Auch wenn Tacitus vermutlich sehr wenig von den Schweden jener Zeit und ihrer Kultur wusste, so beschrieb er dennoch ihre Schiffe, ihre Waffen, ihr Alltagsleben und ihre Kriegstechnik, Bereiche, die dem römischen Reich bei der „Eroberung der Welt“ von größter Wichtigkeit war.

Während der römischen Eisenzeit kamen zahlreiche landwirtschaftliche Gerätschaften aus dem germanischen und dem römischen Raum nach Schweden, was in gewisser Weise die Landwirtschaft Schwedens revolutionierte und auch effektiver gestaltete. Gegen das Ende der römischen Eisenzeit kam auch die Schrift nach Schweden, wovon vor allem der Kulversten (Kulverstein) auf Gotland zeugt. Zahlreiche Geschichtswissenschaftler gehen davon aus, dass diese Einführung ebenfalls auf die römischen Reisenden zurückzuführen ist, die in dieser Epoche Schweden besuchten, auch wenn man sich in Schweden dann für die Runen mit 24 Zeichen entschied, die der Sprache am ehesten gerecht wurden. Da die nordische Schrift vermutlich über Gotland nach Schweden kam, kann man davon ausgehen, dass die Römer und auch die Germanen mit ihren Schiffen die Ostsee entlang fuhren und dadurch natürlich als erstes mit Gotland Kontakt hatten, anschließend jedoch weiter bis zum Mälaren vorstießen. Die römischen Beschreibungen des Sveareiches betreffen daher nur einen relativ kleinen Einzugsbereich und, genau genommen, zwei Länder, da Gotland und Svitjod getrennt gesehen werden müssen.

Andererseits war die römische Eisenzeit auch der Beginn eines ausgedehnten Handels mit den südlicheren Ländern, denn das damalige Schweden verfügte über Pelze, Leder, und unbegrenzt Wild, was vor allem für das römische Reich Luxusgüter waren, die gegen Silber, Glasbehälter, Bronzeschmuck und Waffen eingetauscht wurden. In einem Grabfeld in Karlsund konnte man in den 90er Jahren selbst einen Weinkrug entdecken, der gegen Ende der römischen Eisenzeit nach Schweden kam und in Süditalien hergestellt worden war. Beweis dafür war die Signatur des Herstellers und die vergleichbaren Funde bei Pompei.

Einige Geschichtswissenschaftler verfechten die Theorie, dass sich schwedische Heere ab etwa 200 nach Christus den Germanen anschlossen und römische Händler und Reisende überfielen und als Wegelagerer die Römer beraubten. Allerdings handelt es sich hierbei um eine Theorie, die nicht beweisbar ist und nur deswegen aufkam, weil ab dieser Epoche römisches Golds auch in Schweden auftauchte, das zur Herstellung von südlich inspiriertem Schmuck benutzt wurde.

Copyright: Herbert Kårlin

söndag, augusti 19

Das Magnus Erikssons Landslag in der Geschichte Schwedens

Bis Magnus Eriksson in Schweden an die Macht kam, hatte jede Region Schwedens ein eigenes Landesgesetz oder Regionalgesetz (Landskapslag), das von den entsprechenden städtischen Gesetzen (Stadslag) ergänzt wurde, weswegen die Forderung nach einem einheitlichen Gesetz auch immer lauter geworden war. Dass Magnus Eriksson dann ein für ganz Schweden einheitliches Gesetz, das Magnus Eriksson Landslag (Magnus Erikssons Landrecht), schaffen wollte, lag jedoch nicht nur an den immer wichtiger werdenden Handelsbeziehungen und dass sich immer mehr Menschen über die Regionen hinaus bewegten, sondern auch daran, dass er, ähnlich den Kirchengesetzen (Kyrkobalken) auch die Rechte des Königs (Konungabalken) in ganz Schweden vereinheitlichen wollte.

Als daher das Magnus Erikssons Landslag im Jahre 1350 in Kraft trat, so fand man ein einheitliches Gesetz, das gleichzeitig zahlreiche ältere Regeln und Bestimmungen vollständig aufhob und daher auch auf die Gesellschaftsstruktur einen gewissen Einfluss hatte. Zum einen wurde der Träl, also der Leibeigene, im gesamten Reich abgeschafft, was einen großen Teil der Ausbeutung verhinderte, da die Leibeigenschaft in manchen Regionen vererbt worden waren. Eine andere wichtige Änderung war, dass das Våldgästing der Ritter extrem eingeschränkt wurde, diese sich also nicht mehr auf Kosten der Bauern des Landes überall einquartieren konnten und sich und die Pferde dort kostenlos ernähren durften. Auch das Recht des Königs auf die Rechtssprechung einzuwirken wurde beschränkt, was der erste Schritt zu einer Trennung zwischen königlicher und weltlicher Macht war.

Natürlich war auch das tägliche Leben von dem neuen Magnus Erikssons Landslag betroffen, denn auch die Eheschließung wurde im Giftobalken allgemein geregelt, so dass der Frau nach der Ehe unmittelbar ein Drittel des gesamten Eigentums gehörte und sie das sogenannte Schlüsselrecht erhielt. Eine Ehe konnte allerdings nur mit Genehmigung der Eltern der Braut eingegangen werden, da diese sonst das Erbrecht verlor.

Im neuen Gesetz von 1350 legte Magnus Eriksson auch fest, dass ein König gewählt werden musste und er anschließend die Eriksgatan (Erichstraße) entlang reisen musste um von den regionalen Herrschern als König des gesamten Landes anerkannt zu werden, eine Gesetz, das man bei den heutigen Monarchien nahezu als Revolution gegen die Königsmacht betrachten würde.

Natürlich ersetzte das Magnus Erikssons Landrecht nicht im ganzen Reich bereits im Jahre 1350 sämtliche Landschaftsgesetze (Landskapslagar), denn jedes Reich musste es erst anerkennen, so dass erst Ende des 14. Jahrhunderts das neue Gesetz nominell in ganz Schweden galt. Die erste Gegend Schwedens, die das neue Gesetz übernahm, war das Gebiet um den Mälaren, gefolgt von Dalarna. Am meisten Vorbehalte gegen ein übergreifendes Gesetz hatte das Västergötland, das glaubte durch die Anerkennung auch die Autonomie zu verlieren. In dieser Zeit hatte Magnus Eriksson längst auch die Gesetze für die schwedischen Städte, das Magnus Erikssons Stadslag in Auftrag gegeben.

Die wichtigsten Einflüsse des Magnus Erikssons Landslag kommen aus den Landslagarna des Upplands, des Östergötlands und des Västmanlands. Da die katholische Kirche um diese Zeit bereits landesweit ein eigenes Kirchenrecht hatte und Magnus Eriksson sich nicht in die Geschäfte der Kirche einmischen wollte, da die katholische Kirche im 14. Jahrhundert eine nahezu unbegrenzte Macht hatte, gibt es im Magnus Erikssons Landslag keinen Kyrkobalken (Kirchengesetzt).

Das Magnus Eriksson Landrecht, das in zahlreichen, teilweise reich verzierten Abschriften existiert, wurde bereits 1442, unter Kristofer av Bayern (Christoph von Bayern) durch eine revidierte Fassung, das Kristofers Landslag, ersetzt, was jedoch in Wirklichkeit wenig Bedeutung hatte, da es bis 1608 dauerte bis dieses revidierte Gesetz tatsächlich allgemein anerkannt wurde. In ganz Schweden wurden sowohl im 15. als auch dem 16. Jahrhundert beide Gesetzessammlungen parallel verwendet.

Einige Illustration des Magnus Erikssons Landslag können auf der Site der Universitätsbiliothek in Upssala betrachtet werden.

Den Gesamttext des Magnus Erikssons Landslag in Altschwedisch bietet der Site der Universität Lund.


Copyright: Herbert Kårlin
 

lördag, augusti 18

Die samische Kirchstadt Arvidsjaur

Auch wenn uns heute der Besuch der samischen Kirchstadt in Arvidsjaur (Lappstaden, Samenstadt) einen kleinen Einblick in das Leben der Sami aus dem 17. Jahrhundert bietet und der kleine Ort vermutlich zu den größten Touristenattraktion Lapplands zählt, so muss man bedenken, dass diese älteste Kirchstadt Lapplands der erste Schritt war den Sami ihren Glauben, ihr Land und ihre Tradition zu rauben.

Bereits der Begriff Lappstaden (Samenstadt) ist eigentlich falsch gewählt, da die Sami als Nomaden keine Städte hatten und auch nie in Arvidsjaur wohnten, sondern die „Stadt“ mit seinen rund 80 Gebäuden erbaut wurde, damit die Sami eine Unterkunft hatten, wenn sie zweimal im Jahr nach Arvidsjaur kamen und, was mindestens ebenso wichtig war, zum wahren Glauben Schwedens fanden.

Die Lappstaden in Arvidsjaur ist die älteste Kirchstadt (Kyrkstaden) in Lappland und die erste ihrer Art, die unter Karl IX. erbaut wurde. Noch bevor es jedoch die erste Unterkunft gebaut wurde, war bereits eine Kapelle entstanden, die 1570 noch eine private Initiative der Kirche war und den Sami den Weg zum Protestantismus zeigen sollte. Diese Kapelle wurde 1607 abgerissen und durch eine neue Kirche ersetzt. Dies war auch der Startschuss für den Bau der Kirchstadt, die heute allerdings nur noch als Ausgrabungsstätte existiert, denn die heute sichtbare Kirchstadt entstand erst gegen 1820.

Der Bau der Kirchstadt Arvidsjaur hatte zwei Gründe, denn zum einen wollte Karl IX.  die Sami natürlich vom Aberglauben abbringen und in die protestantische Kirche einordnen, damit sie den gleichen moralischen Regeln folgen wie das restliche Schweden. Zum anderen aber wollte er das Reich der Sami im schwedischen Reich integrieren und kolonialisieren, denn bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts war klar, dass man für die Kriege und die Ernährung der wachsenden Stadtbevölkerung  Nahrung brauchte. Auch wenn es noch ein langer Weg bis zu den Orten wie Gallejaur war, so hatte Karl IX. diese Idee bereits beim Bau der ersten samischen Kirchstadt, die allgemein als Lappstaden bezeichnet wird.

Natürlich konnte man die Sami auch nicht so einfach dazu bringen, dass sie zweimal im Jahr die Kirchstadt Arvidsjaur besuchten, denn zum einen handelte es sich überwiegend um Nomaden, die nirgends erfasst werden konnten und zum anderen lebten sie in engen Gemeinschaften, die alte Traditionen pflegten und eine eigene Welt der Götter aufgebaut hatten.

Aber auch hier fand Karl IX. eine Lösung. Nachdem er bereits Schamanismus, Opfergaben und den Joik verboten hatte sowie die Anwesenheit im Kirchdorf zweimal im Jahr gefordert hatte, bestimmte er, dass zu diesen Gelegenheiten ein Markt abgehalten wurde. Dieser Markt, bei dem die Sami ihre Ware verkaufen konnten, war dann auch der Grund, warum sie zu den vom König bestimmten Treffen anwesend waren. Und natürlich war es kein Zufall, dass an den Markttagen auch der Vogt des Königs anwesend war und von den Sami Steuern eintrieb.

Mit der Kyrkstaden (Kirchstadt) in Arvidsjaur begann sich auch der Ort Arvidsjaur zu entwickeln und nahezu parallel dazu entstand die sogenannte Borgarstaden, die Stadt der Bürger, wo sich die Kaufleute, insbesondere jene von Piteå, Häuser und Warenlager bauten, wo sie sich anfangs nur während der Marktzeit aufhielten, später aber auch als Handelsniederlassungen benutzten. Je länger sich jedoch die Kaufleute dort aufhielten, umso größer wurde der Bedarf nach Nahrung, was nach knapp hundert Jahren auch zu einer Bondstaden, der Stadt der Bauern führte. Auch wenn die  drei „Städte“ sehr nah beieinander lagen, so gab es keinen Übergang zwischen ihnen und jeder Teil behielt seinen eigenen Charakter, wobei jedoch jeder auf den anderen angewiesen war.

Die Kirchdorf Arvidsjaur ist auch heute noch privat, kann jedoch im Sommer besichtigt werden. An die Tage der früheren Kirchstadt erinnert noch der „Storstämmingshelgen“, der jeweils am letzten Wochenende im August in der Samenstadt gefeiert wird und das größte samische Fest in Schweden ausmacht, auch wenn das Festprogramm heute überwiegend dem Tourismus angepasst wurde und nur noch einige traditionelle Teile erhalten blieben.

Copyright: Herbert Kårlin

fredag, augusti 17

Västerås in der Geschichte Schwedens

Västerås gehört mit Sicherheit zu den ältesten Städten Schwedens, wobei einige wenige archäologische Funde wie einige Saatkörner und vier Steinkistengräber (Hällkistor) sogar beweisen dass die Umgebung um Västerås bereits im Neolithikum bewohnt war und sich von dieser Zeit an eine kleinere Ansiedlung dort gehalten hat.

Schwieriger wird es zu bestimmen wann Västerås zu einer Stadt oder einem städtischen Zentrum wurde, da beim Bau der heutigen Stadt nahezu alles zerstört wurde, was darüber Auskunft geben könnte. Dass Västerås, das im 11. Jahrhundert noch Westra Aros genannt wurde, da hier die heutige Svartån in den Mälaren mündet, ein Gegenpol zu Östra Aros (Uppsala) war, weist darauf hin, dass man Västerås mit Sicherheit mit zu den ersten Städten des Landes zählen kann, auch wenn die Theorie manches Geschichtswissenschaftler, die die Entstehung der Stadt noch vor jene Sigtunas setzen, vermutlich nicht zu halten ist, aber auch nicht widerlegt werden kann.

Aller Wahrscheinlichkeit nach nahm Västerås vermutlich gegen das Jahr 1000, also gegen Ende der Epoche der Wikinger, den Aspekt einer Stadt an und entstand daher etwa gleichzeitig mit Skara und Lund. Västerås selbst nennt als Gründungsjahr das Jahr 990, obwohl die ältesten Funde, die eine Handelsniederlassung beweisen, erst auf eine Gründung nach dem Jahre 1000 hinweisen.

Die festgelegte Geschichte von Västerås beginnt jedoch erst im 12. Jahrhundert, dann, wenn die Stadt zum Bischofssitz wird und die Domkirche entsteht. Das Stadtsiegel, Reste einer Befestigung und der Bau eines Schlosses aus dem 13. Jahrhundert lassen dann keine Zweifel mehr daran, dass Västerås sich zu dieser Zeit bereits zu einer bedeutenden Stadt des Mittelalters entwickelt hatte.

Diese Entwicklung war insbesondere auch durch die fortschreitende Eisengewinnung in Bergslagen ab dem 13. Jahrhundert deutlich zu spüren, als Västerås der vielleicht bedeutendste schwedische Hafen für die Verschiffung von Eisen wurde.

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts nimmt Västerås dann eine sehr bedeutende Rolle für die gesamtschwedische Geschichte ein, denn die ersten Jahre des Jahrhunderts wurde hier die Feindschaft zwischen Dänemark und Schweden durch mehrere Kämpfe und Verhandlungen ausgetragen und hier kam es zum Reichstag unter Gustav Vasa, der beim sogenannten Västerås recess die Reformation in die Wege leitete und die katholische Kirche entmachtete. Gleichzeitig nahm die Bedeutung der Stadt als Münzort zu und auf Grund der Silbergruben im nahen Sala wurde Västerås zwischen 1538 und 1540 sogar zum einzigen offiziellen Münzort Schwedens.

Die kirchliche Bedeutung von Västerås endete jedoch nicht mit dem Schließen der katholischen Einrichtungen und der Entmachtung der Dominikaner, die hier ein wichtiges Kloster unterhielten, sondern bekam im 17. Jahrhundert unter dem protestantischen Bischof Johannes Rudbeckius sogar einen gewissen Aufschwung, denn der Bischof schuf hier im Jahre 1623 das erste Gymnasium Schwedens und nur sieben Jahre später auch die erste Mädchenschule des Landes, wobei die beiden Ausbildungsstätten selbstverständlich von der Domkirche abhängig waren und die christlichen Lehren im Zentrum standen.

Da Västerås am Fluss Svartån lag, was bereits im Mittelalter ein Vorteil für die Entwicklung einer Handelsstadt war, führte dann im 19. Jahrhundert auch dazu, dass sich die Stadt sehr schnell in eine Industriestadt verwandeln konnte und auch die Grundlage für den heutigen Reichtum von Västerås legte, nicht zuletzt auch deswegen, weil man hier sehr schnell elektrischen Strom gewinnen konnte.

Auch wenn sich die Stahlindustrie, die sich bereits Ende des 19. Jahrhunderts in Västerås etablierte, so ist dies heute nur noch ein kleiner Teil der modernen Industrie der Stadt. Allein die ideale Lage konnte bereits im 19. Jahrhunderte den großen Konkurrenten Arboga nahezu aus dem Rennen schlagen. Diese Entwicklung sieht man auch am Bevölkerungswachstum der beiden Städte, denn Mitte des 19. Jahrhunderts hatten noch beide Orte nur zwischen  2000 und 3000 Einwohner und heute verfügt Västerås mit knapp 140.000 Einwohnern über die zehnfache Menge Arbogas.

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torsdag, augusti 16

Katarina Jagellonica, Königin von Schweden

Katarina Jagellonica wurde am 1. September 1526 im polnischen Krakau als Tochter von Sigismund I. und Bona Sforza von Milano geboren. Ihre Ehe mit Johan, dem Herzog von Finnland, am 4. Oktober 1562 löste geradezu eine Krise in Schweden aus, zumal es nach dem Tod von Gustav Vasa bereits zu Thronstreitigkeiten zwischen den Halbbrüdern Erik und Johan gekommen war bei denen Erik als Sieger hervorgegangen war.

Erich XIV. (Erich XIV.) betrachtete die Ehe mit Katarina Jagellonica, die nicht nur zwölf Jahre älter als Johan war, sondern auch noch streng katholisch und aus Polen war, als Verrat an, auch deswegen, weil sich Johan weder für die schwedische noch die polnische Seite aussprach, obwohl die beiden Länder ein gespanntes Verhältnis zueinander hatten.

Katarina Jagellonica ahnte vermutlich von den Problem, die durch die Eheschließung auch auf sie zukamen, kaum etwas, da Polen zu jener Zeit des vermutlich toleranteste Land Europas war, denn dort waren unter katholischer Dominanz auch Protestanten, Juden und Moslems anerkannt und konnten, im Gegensatz zu nahezu allen anderen europäischen Ländern, ihren Glauben offen bekennen.

Obwohl Gustav Vasa sämtliche Religionen, außer dem Protestantismus, verboten hatte, garantierte Johan seiner Frau Katarina Jagellonica ihren katholischen Glauben beibehalten zu können und selbst zwei Priester aus Polen mit nach Åbo, dem damaligen Sitz des Herzogs Johan, mitbringen durfte. Die Ehe und die Tatsache, dass sich Johan weigerte sich klar für ein Land auszusprechen, führte bereits im Juni 1563 dazu, dass Johan wegen Hochverrats zum Tode verurteilt wurde. Als er sich freiwillig stellt, wird die Strafe jedoch in eine Gefangenschaft verwandelt.

Als Johan dann im Schloss Gripsholm seine Strafe antrat, folgte ihm seine Frau Katarina ohne dazu gezwungen zu sein, aber als Katholikin folgte sie ohne zu zögern auch der Aussage „bis der Tod euch scheidet“, die in die Eheringe graviert war. Die Gefangenschaft, während der das Ehepaar zwei Kinder bekam, war relativ locker und dauerte vier Jahre in der das Ehepaar sehr viele Bücher las.

Rund ein Jahr nachdem Herzog Johan und Katarina Jagellonica frei gekommen waren, wurde Johan, durch ein Konspiration gegen den Halbbruder, zum schwedischen König Johan III. und Katarina wurde zur Königin Schwedens.

Katarina Jagellonica wirkte bis zu ihrem Tod im September 1583 kaum auf die Geschichte Schwedens ein und führte ein sehr zurückgezogenes Leben, das vermutlich auch mit ihrem Glauben zu tun hatte, da Schweden zu jener Zeit jede geringste katholische Bewegung oder Aussage als Ketzerei betrachtete. Katarinas Umgangskreis war daher vermutlich extrem eingegrenzt.

Ein Zeichen, dass Johan III. den Glauben seiner Frau in höchstem Grad tolerierte, sieht man auch an einem Bauwerk, das bis heute an Katarina von Schweden erinnert, denn der König gab dem Gebäude auf Lovön, das er für seine Frau bauen ließ, den Namen Drottningholm. Bereits unter Gustav Vasa war dort der Kungsgård mit dem Namen Torvesund angelegt worden, der dann mit in Drottningholm einging. Es handelt sich daher um das einzige Schloss Schwedens, das noch nach der Reformation einer streng katholischen Königin gewidmet wurde.

Noch während der Gefangenschaft auf Schloss Gripsholm wurde die Tochter Elisabet geboren, die jedoch im Alter von nur zwei Jahren starb und Sigismund, der später als Sigismund III. König von Polen  wurde und Großfürst von Litauen war. Die Tochter Anna kam nur wenige Monate vor der Krönung des Vaters zum König Schwedens zur Welt und war dadurch eine schwedische Prinzessin, die sich allerdings, im Gegensatz zur Mutter, für die polnisch-schwedische Politik einsetzte und bereits in sehr jungen Jahren überzeugte Protestantin wurde. Nach polnischem Aberglauben spukt Anna Vasa als „Weiße Dame“ im polnischen Schloss Golub Dobrzyńslottet.

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onsdag, augusti 15

Bergslagen und der Hochofen Trehörning in Mariedamm

Obwohl die Eisenherstellung in Schweden bis etwa 1000 vor Christus zurückgeht und die ersten Hochöfen in Bergslagen, dem Zentrum der schwedischen Eisenherstellung, bereits im 12. Jahrhundert entstanden, findet man heute nur noch sehr wenige Bauten, die diesen Teil der industriellen Geschichte des Landes beschreiben und noch weniger erhaltene Hochöfen, die vor allem mit Holzkohle beheizt wurden.

Einer der wenigen gut erhaltenen und letztmals Ende des 20. Jahrhunderts restaurieren Hochöfen, die die Eisenherstellung in Bergslagen deutlich zeigen, ist der Trehörnings Hochofen bei Mariedamm, der 1636 in Betrieb genommen wurde und dann 250 Jahre lang der Herstellung von Eisen diente und im Jahre 1889 letztmals aktiv benutzt wurde. In Trehörning wurde allerdings nur Roheisen hergestellt, das zur Veredlung in eine andere Hütte transportiert werden musste.

Die Eisenhütte Trehörning wurde 1636 von einer Kooperative an Bergleuten, wie auch die nahe Dammens Eisenhütte, geführt. Als 1643 Louis de Geer Trehörning aufkaufte, der bereits in der Nähe die Eisenhütte Godegårds Bruk besaß, die Roheisen auch veredeln konnte, begann sich Trehörning zu entwickeln, was jedoch von Beginn an Probleme für die Konkurrenz Dammens Hütte brachte, da beide den gleichen Fluss und den gleichen Wald für ihre Anlagen benötigten. Als de Greer dann 1755 die Hütte an die Familie Grill verkaufte, die Trehörning zur modernsten Anlage in Lerbäcks Bergslag ausbaute, setzte Grill all seine Einflüsse ein um die Konkurrenz auszuschalten und 100 Jahre später musste die Dammens Eisenhütte ihre Anlage schließen.

Als 1889 auch die Eisenhütte Trehörning geschlossen wurde, begann sie zu verfallen und nur dem Lerbäcks Heimatverein ist es zu verdanken, dass die Anlage nicht, wie etwa 300 andere Schwedens, ganz verschwand, denn 1932 versuchte der Verein den Hochofen so gut wie möglich zu restaurieren und vor allem den Verfall zu verhindern. Auf Grund dieser Aktion und den Arbeiten der folgenden Jahrzehnte, wurde die Eisenhütte Trehörning im Jahre 2005 unter Denkmalschutz gestellt.

Noch bevor die Eisenhütte Trehörning jedoch tatsächlich unter Denkmalschutz gestellt wurde, war die gesamte Anlage nach alten Plänen restauriert worden und hatte wieder das Aussehen des 19. Jahrhunderts angenommen. Seit die Eisenhütte am 13. Mai 1995 als kulturhistorisches Bauwerk erneut eingeweiht wurde, kann man hier entdecken auf welche Methode zwischen dem 17. und dem 19. Jahrhundert Eisen in Bergslagen gewonnen wurde.


Copyright: Herbert Kårlin

tisdag, augusti 14

Åhus, von der Zeit der Wikinger bis zur Reformation

Auch wenn die ältesten Funde in der Nähe von Åhus bis in die Eisenzeit zurückreichen und sich zur Anfangszeit der Wikinger häufen, was beweist, dass sich dort bereits gegen 800 nach Christus zumindest eine wichtige Handelsniederlassung befand, so geht die geschriebene Geschichte des Ortes nur auf das Jahr 1252 zurück und die Ruinen der Burganlage Aosehus bis zum Beginn des 11. Jahrhunderts.

Das älteste Schwert, das bei Åhus gefunden wurde, wurde gegen 200 nach Christus hergestellt, was jedoch nicht beweist, dass es zu dieser Zeit eine Siedlung an dieser Stelle gab. Dass der Ort im 9. Jahrhundert ein Handelsplatz war, beweisen jedoch die arabischen Münzen, die man dort fand, der Bernsteinschmuck oder auch Spielfiguren, Bronzeschmuck und Glasperlen, Waren, die für alle schwedischen Handelsorte dieser Zeit typisch waren.

Åhus hieß früher Aos, was soviel bedeutet wie die Flussmündung, denn bevor das umgebende Sumpfland im 18. Jahrhundert für landwirtschaftliche Zwecke trocken gelegt wurde, führte hier der Helgeå ins Meer, was auch die Voraussetzung für die alte Handelsstadt war, denn die Waren wurden damals ausschließlich auf dem Seeweg zwischen Dänemark und Åhus, das bis zum Frieden von Roskilde ebenfalls zu Dänemark gehörte, transportiert.

Die Festung in Åhus, das Aosehus, wurde gegen 1026, nach der Schlacht bei Helge, an der Mündung des Flusses gebaut, da es sich hier um einen strategisch extrem wichtigen Punkt handelte, was sich in den folgenden Jahrhunderten mehrmals zeigte. Die Ruinen, die man heute bei Åhus findet, sind nur ein kleiner Teil der ursprünglichen Festung, denn vieles ist noch unter der Erde oder dem Sand verborgen und wartet auf eine Ausgrabung.

Der Aufstieg von Aos, der geschichtlich nachzuweisen ist, beginnt im Jahre 1149 mit dem Erzbischof Eskil aus Lund, der vom dänischen König die Kirche, die Burg und die Stadt Åhus erhielt und den Ort damit zu einem christlichen Zentrum machte. Gegen 1243 wurde ein Kloster der Dominikaner errichtet und 1252 ein Krankenhaus, das „hospitali Awos“.

In der Folgezeit bewohnten Åhus, außer den kirchlichen Würdenträger, vor allem Kaufleute aus Lübeck, die auch die Sankta Maria Kirche des Ortes, deren ältesten Teile bis zur Zeit Eskils zurückreichen, erweiterten, ausbauten und ihr das heutige Aussehen gaben, ausgenommen dem Westturm, der erst Ende des Mittelalters hinzukam.

Im Zuge der Reformation, die auch im damaligen Dänemark seine Spuren hinterließ, verlor Åhus seine Machtposition und aus der katholischen Hochburg im heutigen Südschweden, wurde eine gewöhnliche Handels- und Handwerksstadt.

Der Niedergang von Åhus begann im Jahre 1617, als der Ort seine Stadtprivilegien verlor und Kristianstad seine Rolle als Handelsstadt übernehmen sollte, das 1614 nach dem Ende des Kalmarkrieges gegründet worden war.

Ende des 19. Jahrhunderts hatte Åhus noch einmal einen kurzen Aufschwung, da die Eisenbahnlinie gelegt wurde und sich die Wirtschaft des Ortes auf Tabak (Snus), Alkohol (Branntwein) und Aal spezialisiert hatte. In der Gegenwart zählt Åhus mit seinen Sandstränden zu einem beliebten Ferienort, wobei aus der Zeit des Brännvin noch die Destillerie für Absolut Vodka erhalten blieb, auch wenn diese seit 2008 zu Pernod Ricard gehört.

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måndag, augusti 13

Der Anundshög von der Steinzeit bis zum späten Mittelalter

Der Anundshög (Anundshügel), nur wenige Kilometer von Västerås und dem Mälaren entfernt, gehört mit zu den interessantesten Stellen der schwedischen Geschichte, da dieser langgestreckte Hügel bereits etwa ab 2500 vor Christus, also im Neolithikum, bewohnt war und dann bis zum Ende des Mittelalters eine wichtige Bedeutung für Handel, aber auch das frühe schwedische Rechtswesen und als kulturelles Zentrum hatte.

Zur Zeit der ersten Besiedlung lag der Anundshög, der auch unter Badelunda bekannt ist, und im Prinzip nur das größte Steinhügelgrab auf der Anhöhe bezeichnet, noch direkt am Wasser und hatte daher den Vorteil sowohl über Wasserwege als auch über Landwege zu verfügen, eine Voraussetzung für den frühen Handel in Schweden.

Während man über das Leben der Frühzeit sehr wenig weiß, so war die Stelle an der sich der Anundshög befindet, bereits zur Zeit der schwedischen Völkerwanderung ein Wohnplatz, da die Feuerstelle, die unter dem Steinhügelgrab gefunden wurde nach der C14-Messung noch vor dem Jahre 540 entstanden ist. Die Steinhügelgräber und die Schiffssetzungen wurden erst später errichtet, was auch gleichzeitig bedeutet, dass die Umgebung während der Epoche der Wikinger weiterhin benutzt wurde und vermutlich auch für rituelle Ereignisse von Bedeutung war.

Unter den zehn Steinhügelgräbern, fünf Schiffssetzungen, 14 Bautasteinen und einem Runenstein auf dem der Name Anund genant wird, spielt das Grab Anundshög eine besondere Rolle, denn hierbei handelt es sich um das, wenn auch durch Ausgrabungen beschädigte, größte Steinhügelgrab Schwedens mit einem Durchmesser von knapp 68 Metern und einer Höhe von neun Metern. Diese Größe war auch der Anlass, warum man der Meinung war, dass dort ein mächtiger König begraben war, der, auf Grund des Runensteines, als Anund bezeichnet wurde. Diese Meinung wurde noch bestärkt durch die Tatsache, dass das Grab gegen 900 nach Christus entstanden war, also zur Zeit als die Wikinger am Mälaren eine bedeutende Rolle spielten.

Aus Briefen, die zwischen 1355 und 1437 geschrieben wurden, geht hervor, dass an dieser Stelle im Mittelalter das Allting abgehalten wurde, was wiederum vermuten lässt, dass am Anundshög die Eriksgatan (Erichsstraße) entlang führte. Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass es sich bei dem Gesamthügel um eine Fundstelle größter Bedeutung für die schwedische Geschichte handelt, denn kaum eine Stelle des Landes kann an Hand von Fundstellen eine rund 4000 Jahre lange Geschichte erzählen.

Nach Johan Peringskiöld, einem Runenforscher und Archäologen des 17. Jahrhunderts sollte im Anundshög entweder ein König oder aber ein Riese begraben liegen. Bis heute lässt sich jedoch davon nichts beweisen, so dass immer noch jede Theorie zulässig ist, die Wahrheit jedoch wohl kaum zu Tage treten wird.

Alle Funde deuten darauf hin, dass sich am Anunshög bis zur vollständigen Christianisierung des Landes ein Machtzentrum Schwedens befand, also ein Königreich existierte, das vermutlich ein Gegenpol zu jenem bei Uppsala und Sigtuna war, aber es ist schwer zu sagen warum diese Stelle im späten Mittelalter plötzlich aufgegeben wurde.

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söndag, augusti 12

Gamla Köpstad, eine Handelsstadt des frühen Mittelalters in Halland

Wer heute das Naturschutzgebiet und Vogelschutzgebiet bei Trälövsläge in der Nähe von Varberg besucht, kann sich kaum vorstellen, dass sich dort bereits im 11. Jahrhundert ein wichtiger Handelsort befand, der in dieser Zeit von der Bedeutung her weit über jener Varbergs stand, das erst etwa zwei Jahrhunderte nach Gamla Köpstad ("Alte Kaufstadt") einen gewissen Einfluss erlangte.

Wann Gamla Köpstad erstmals besiedelt wurde, ist unbekannt. Sicher ist jedoch, dass es bereits gegen Ende der Epoche der dänischen Wikinger existierte und vor allem im Mittelalter als wichtiger Umschlagplatz für Handelswaren galt. Ein Zeichen dafür sind, unter anderem, Reste von Bauten, die jenen in Birka ähneln und die strategisch interessante Lage als Hafen. Allerdings muss man dabei bedenken, dass auf Grund der Landhebungen das Wasser damals etwa zwei Meter höher stand als heute.

Natürlich gehörte Gamla Köpstad um das Jahr 1000 nicht zu Svitjod, sondern war entweder ein selbständiges kleines Land oder aber wurde von Dänemark beansprucht, was auch zum Problem führte, dass der alte Handelsort teilweise in der dänischen Geschichte und teilweise in der schwedischen Geschichte eingeordnet wird. Wichtige Dokumente über diese Umgebung müssen jedoch in der Gesta Danorum von Saxo Grammamticus gesucht werden.

Welche Rolle die dänischen Wikinger für Gamla Köpstad spielten, kann man heute kaum sagen, denn die wichtigsten Funde in der Umgebung stammen erst aus dem 12. Jahrhundert, also dem frühen Mittelalter. Außer Resten von Tonkrügen, die in südlicheren Teilen Europas hergestellt worden waren, Schiffsnieten, Bronzeschmuck und zwei Schmieden sind besonders die beiden Bootfunde von Interesse. Bei einem der Boote handelt es sich um ein 14 Meter langes Frachtschiff aus dem 12. Jahrhundert, das man in den Sommermonaten im Bootsmuseum in Galtabäck betrachten kann. Eine Rekonstruktion des sogenannten Galtabäcksskeppet liegt auch im Hafen von Galtabäck.

Die Ausgrabungen der letzten Jahre beweisen, dass Gamla Köpstad vom 11. Jahrhundert bis zu Beginn des 14. Jahrhunderts weitaus mehr als nur ein Handelsplatz war und in gewisser Weise selbst als der Vorgänger Varbergs betrachtet werden muss, auch wenn man nicht mit Sicherheit weiß, warum der Ort dann zu Gunsten eines anderen verlassen wurde.

Die Konstruktion der beiden gefundenen Boote und die Nähe von Järnmölle und Järnvirke („Järn“ bedeutet im Schwedischen Eisen) lassen darauf schließen, dass in Gamla Köpstad vor allem Eisen nach Dänemark verschifft wurde, eine Theorie, die auch von den beiden gefundenen Schmieden gestützt wird. In der damaligen Zeit waren die beiden „Eisenstädte“ Järnmölle und Järnvirke für Dänemark etwa so bedeutend wie Bergslagen für das schwedische Reich.

Copyright: Herbert Kårlin