fredag, oktober 5

Der Kattlunds Hof auf Gotland in der schwedischen Geschichte

Während des schwedischen Mittelalters gab es nicht nur Bauern und Händler, sondern es gab auch eine dritte Schicht, die in manchen Gegenden sogar eine wichtigere Rolle spielten als die beiden genannten Gruppen. Diese Schicht bestand aus den sogenannten Farmän, die im Grunde drei Berufe vereinten, denn sie waren Seefahrer, Händler und Landwirte gleichzeitig, was natürlich nicht bedeutet, dass sie alle Arbeiten selbst übernahmen. Meist waren die Farmän so reich, dass sie mehr als eine Art Direktoren bezeichnet werden können, die für die verschiedenen Arbeiten Leibeigene oder Angestellte benutzten. Farmän waren vor allem auf Gotland sehr verbreitet.

Heute sind nur noch wenige Gebäude vorhanden, die uns einen Eindruck bieten können wie diese Farmän lebten oder wie ihre Güter aussahen. Eine der Ausnahmen ist der Kattlunds oder der Kattlundsgården, ein Gut auf Gotland, in dem einige Teile der Gebäude bereits im 13. Jahrhundert gebaut wurden, als ein gewisser Johannes Catlond (Kattlund) das Gut besaß, auch wenn die Mehrheit der Gebäude erst im 18. und 19. Jahrhundert hinzu kamen.  

Das Gut Kattlund in Grötlingbo war mit Sicherheit vom 13. Jahrhundert bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts bewirtschaftet und wurde nur deshalb erhalten, weil der letzte Besitzer, Jakob Rosendahl, es im Jahre 1912 an das Nordische Museum verkaufte, das den Besitz wiederum an einen Verein in Gotland verkaufte und heute an Unternehmer vermietet ist, die den Hof langsam wieder aufrüsten und für touristische Zwecke nutzen.

Der Kattlundsgården war im 13. Jahrhundert der größte Hof des südlichen Gotland und hat sowohl beim Wohnhaus als auch auf einer Länge des Stalles Teile aus dem Mittelalter erhalten, was ermöglicht einen Einblick in die Tierhaltung jener Epoche zu gewinnen, als der Mist der Tiere noch durch eine Reihe an Fenstern geworfen wurde. Aber auch die Balken und die Konstruktion des Dachstuhls zeigen dem Betrachter eine Architektur, die bereits sehr weit entwickelt und typisch für das Mittelalter war. Leider wurde der Verteidigungsturm, der im Mittelalter zu jedem größeren Gut gehörte, zu Beginn des 20. Jahrhunderts abgerissen, da man um diese Zeit weitaus weniger Wert auf die Erhaltung historischer Bauten legte als heute.

Sehr interessant ist der Kattlund jedoch auch auf Grund seiner späteren Bauten, die die Entwicklung der Architektur und die die spätere Denkweise von Landwirten auf Gotland zeigen, denn die neueren Gebäude wurden nun mit Sandstein errichtet und der Garten erhielt Obstbäume und, was im 19. Jahrhundert extrem wichtig war, einen Kräutergarten.

Nach historischen Dokumenten wurde zu Beginn des 15. Jahrhunderts der Besitzer Kattlunds zum Richter in Südgotland, was dazu führte, dass auf dem Kattlundsgården auch das Thing abgehalten wurde. Nachdem dies bis zum 17. Jahrhundert der Fall war, nimmt man an, dass diese Aufgabe vererbt wurde, selbst wenn dies nicht schriftlich bestätigt wurde.

Das landwirtschaftliche Gut Kattlund kann nur im Sommer besichtigt werden, wobei sich zur Ergänzung der Kenntnisse ein Besuch im Fornsalen in Visby angeraten ist.


Copyright: Herbert Kårlin

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